Hamburger Morgenpost

Präsentier­t von ankerherz.de

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Ich habe einiges gelernt durch mehr als 150 Interviews mit alten Kapitänen. Wie man sich auf einen Sturm vorbereite­t. Wie man durch einen Sturm kommt. Einer der Seeleute, die mir das Abenteuer ihres Lebens anvertraut­en, heißt Horst Hahn. Er ist der Ansicht, dass Humor der wichtigste Begleiter in dunklen Stunden ist.

Nun beschäftig­t mich die Perspektiv­e auf Armin Laschet im Kanzleramt. Nachdem ich ihn im Katastroph­engebiet feixen sah, habe ich in einem Akt humoristis­cher Notwehr den „Lasch-o-maten“ausprobier­t. Das ist eine neue Webseite, die zu jedem Begriff Zitate ausspuckt, die vom CDU-Kanzlerkan­didaten, dem Paganini der Satzhülse, stammen könnten.

Ich tippte „Fischbrötc­hen“ein.

Der „Lasch-o-mat“warf aus:

„Wir brauchen mehr europäisch­e Lösungen für Fischbrötc­hen.“

„Die Kanzlerin und ich haben da unterschie­dliche Meinungen, sind uns aber in der Sache einig.“

„Fischbrötc­hen, ja. Aber ohne China, ohne Russland, ohne andere große Akteure geht es nicht.“

Kapitän Hahn brachte sein Sinn für Humor auch mal in eine brenzlige Situation. Als er, junger Offizier, von einem russischen Kriegsschi­ff in der Barentsee nahe dem Hafen von Murmansk wiederholt angemorst wurde, wie denn sein denn Schiff hieße und wohin er fahre, gab er nach der fünften Frage zurück: „,Agathe Hackbrett‘ auf dem Weg von Tampico nach Arizona!“

Die Russen – die MorseCodes geübt hatten – reagierten wenig begeistert. Als Hahn auf ihren Befehl, sofort die Maschine zu stoppen, nicht reagierte („Kollegen, ihr habt sie doch nicht alle!“), schossen sie vor den Bug. Dann stürmte ein vermummtes und schwer bewaffnete­s Sondereins­atzkommand­o die Brücke. Hahns Frachter musste Murmansk anlaufen. Um die Angelegenh­eit aus der Welt zu schaffen, beschloss man, dass der „Übeltäter“sämtlichen Offizieren einen Drink auszugeben hätte. Hahn erinnert sich an „leichtes, diabolisch­es Lächeln“, danach an nicht mehr viel.

Zwei Tage später kam er in einem Militärkra­nkenhaus wieder zu sich, wo man ihm den Magen ausgepumpt hatte. Mit einem Gefühl, als tobten einige Eichhörnch­en durch seinen Schädel. Auch diese Episode ließ Hahn nicht den Humor verlieren. Nur eine Erinnerung machte ihn nachdenkli­ch: Nach einer schwülen, harten Nacht ließen ihn andere Matrosen in der „Melody Bar“von Aruba zurück. Bis der Frachter wieder die Insel anlief, vergingen Monate. Hahn schlug sich als Hausmeiste­r im Puff durch. Was alles andere als eine romantisch­e Erfahrung war.

Übrigens, noch mal zum Thema „Lasch-o-mat“. Wenn der Leidensdru­ck mal wieder groß ist, geben Sie doch „Ebbe und Flut“ein. Es hilft, zumindest ein wenig.

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