MIT SACK UND PACK
Brasiliens Sportler müssen sich 1932 die Reise nach Los Angeles verdienen. Das gelingt nicht allen
Die Kaffeekasse soll es richten. 81 Brasilianer und mit Maria Lenk auch eine Brasilianerin gehen 1932 auf der „Itaquicé” an Bord, um zu den Spielen nach Los Angeles zu reisen.
Einen Monat dauert die Überfahrt – viel Zeit, um an den Zwischenstopps die 55.000 Säcke Santoskaffee zu verkaufen, aus denen das olympische Abenteuer finanziert werden soll.
Brasilien ist von der Weltwirtschaftskrise 1929 schwer getroffen, denn die beliebte Bohne bringt als Exportgut immer weniger Einnahmen. An vielen Häfen haben auch die olympischen Verkäufer kein Glück – kaum noch jemand kann sich Kaffee leisten.
Am Panamakanal folgt der nächste Rückschlag: Die Itaquicé hat extra zwei Kanonen an Deck, um als gebührenfreies Militärschiff durchzugehen, doch angesichts der Unmengen Kaffee
an Bord fallen die Kontrolleure nicht auf den Schwindel herein. Brasiliens Regierung muss Geld für die Passiergebühren anweisen.
Endlich in Los Angeles angekommen, verlangt die dortige Hafenbehörde einen Dollar pro Person, die an Land geht. Die verzweifelte Olympia-Crew plündert ihre Kaffeekasse, doch es reicht nur für 67 Athleten zum Landgang. 15 Sportler schippern weiter nach San Francisco, wo sie endlich ein bisschen mehr Kaffee loswerden. Langstreckenläufer Adalberto Cardos schlägt sich zu Fuß und per Anhalter zurück ins nun wieder 600 Kilometer entfernte L.A. und kommt gerade noch rechtzeitig, um barfuß die 10.000 Meter zu laufen.
Cardoso wird nur 13., verkauft sich aber besser als die Wasserballer, die nach ihrem 3:7 gegen die deutsche Auswahl den Schiedsrichter beschimpfen und disqualifiziert werden.
Brasilien bleibt ohne Medaille, am besten schneidet noch Schwimmerin Lenk ab, die zweimal Vierte wird. Nach ihr ist das Schwimmstadion in Rio de Janeiro benannt, in dem 2016 der Kampf um olympische Medaillen stattfindet.