Die Schilleroper — ganz nackt
ST. PAULI Die denkmalgeschützte Stahlkonstruktion steht jetzt frei
Jahrelang war die Schilleroper dem Verfall ausgesetzt. Wegen Einsturzgefahr der Anbauten wird das geschichtsträchtige Gebäude nun nackig gemacht. Gestern stand nur noch die denkmalgeschützte Stahlkonstruktion.
Bereits Ende März rollten die Bagger auf dem Grundstück zwischen den Straßen Bei der Schilleroper undderLerchenstraßean und begannen vorsichtig mit dem Abriss. Hierzu hatte der Bezirk HamburgMitte die Eigentümerin kurzfristig aufgefordert, da wegen erheblicher Schäden an der Südwand des Anbaus Gefahr im Verzug war. Die Arbeiten werden fachlich eng durch einen vom Denkmalschutzamt bestimmten Sachverständigen begleitet, der auch vor Ort anwesend ist.
„Die Stahlkonstruktion wird freigelegt, indem die schadhafte Eindeckung und das Mauerwerk entfernt werden. Damit wurde die Stahlkonstruktion entlastet, weil durch Wind und Regen kein zusätzliches Gewicht mehr auf ihr lastet“, erklärt Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde, der MOPO. „Anschließend wird eine Stützkonstruktion in der Mitte des Stahltragwerks aufgestellt werden, um das Stahltragwerk zu sichern.“
Schon seit Jahren gibt es Zoff um die Schilleroper. Denn seit 2006, als ein Teil des ehemaligen ZirkusTheaters letztmalig geschlossen wurde, passierte nichts mehr. Mehrfach hatte das Denkmalschutzamt der Eigentümerin, vertreten durch die Schilleroper Objekt GmbH, Fristen gestellt, etwas gegen den fortschreitenden Verfall zu unternehmen.
Es bestand der Verdacht, man wolle das Thema so lange aussitzen, bis das 1889 errichtete Gebäude gar nicht mehr zu retten und ein Abriss unausweichlich sei: Es steht in bester Lage nahe dem Neuen Pferdemarkt auf lukrativem Baugrund.
Laut Internetseite planen die Betreiber Wohnraum für betreutes Wohnen und Flächen im Erdgeschoss für kleine Läden, ein Fitnesscenter für intergenerative Aktivitäten sowie Büros für einen ambulanten Pflegedienst, für ITler und Werbeagenturen. Wenn möglich soll noch eine Quartiersgarage mit Elektro-Ladesäulen dazukommen. Unter der Rotunde wird Platz zum Verweilen geschaffen – mit einer Bäckerei und einem Restaurant.