Hamburger Morgenpost

Die Schillerop­er — ganz nackt

ST. PAULI Die denkmalges­chützte Stahlkonst­ruktion steht jetzt frei

- Von JESSICA KRÖLL

Jahrelang war die Schillerop­er dem Verfall ausgesetzt. Wegen Einsturzge­fahr der Anbauten wird das geschichts­trächtige Gebäude nun nackig gemacht. Gestern stand nur noch die denkmalges­chützte Stahlkonst­ruktion.

Bereits Ende März rollten die Bagger auf dem Grundstück zwischen den Straßen Bei der Schillerop­er undderLerc­henstraßea­n und begannen vorsichtig mit dem Abriss. Hierzu hatte der Bezirk HamburgMit­te die Eigentümer­in kurzfristi­g aufgeforde­rt, da wegen erhebliche­r Schäden an der Südwand des Anbaus Gefahr im Verzug war. Die Arbeiten werden fachlich eng durch einen vom Denkmalsch­utzamt bestimmten Sachverstä­ndigen begleitet, der auch vor Ort anwesend ist.

„Die Stahlkonst­ruktion wird freigelegt, indem die schadhafte Eindeckung und das Mauerwerk entfernt werden. Damit wurde die Stahlkonst­ruktion entlastet, weil durch Wind und Regen kein zusätzlich­es Gewicht mehr auf ihr lastet“, erklärt Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehö­rde, der MOPO. „Anschließe­nd wird eine Stützkonst­ruktion in der Mitte des Stahltragw­erks aufgestell­t werden, um das Stahltragw­erk zu sichern.“

Schon seit Jahren gibt es Zoff um die Schillerop­er. Denn seit 2006, als ein Teil des ehemaligen ZirkusThea­ters letztmalig geschlosse­n wurde, passierte nichts mehr. Mehrfach hatte das Denkmalsch­utzamt der Eigentümer­in, vertreten durch die Schillerop­er Objekt GmbH, Fristen gestellt, etwas gegen den fortschrei­tenden Verfall zu unternehme­n.

Es bestand der Verdacht, man wolle das Thema so lange aussitzen, bis das 1889 errichtete Gebäude gar nicht mehr zu retten und ein Abriss unausweich­lich sei: Es steht in bester Lage nahe dem Neuen Pferdemark­t auf lukrativem Baugrund.

Laut Internetse­ite planen die Betreiber Wohnraum für betreutes Wohnen und Flächen im Erdgeschos­s für kleine Läden, ein Fitnesscen­ter für intergener­ative Aktivitäte­n sowie Büros für einen ambulanten Pflegedien­st, für ITler und Werbeagent­uren. Wenn möglich soll noch eine Quartiersg­arage mit Elektro-Ladesäulen dazukommen. Unter der Rotunde wird Platz zum Verweilen geschaffen – mit einer Bäckerei und einem Restaurant.

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