HalbjahresBilanzen sind immer verlockend, daraus Schlüsse zu ziehen, ist aber nicht zulässig.
Im ersten Halbjahr 2021 sind in Deutschland so wenige Menschen im Verkehr ums Leben gekommen wie seit 1990 nicht mehr. Das geht aus einer gestern veröffentlichten Arbeit des Statistischen Bundesamtes hervor. Auch die Unfallzahlen in Gänze seien demnach rückläufig. Die Statistik zeigt auch: Hamburgs Straßen waren noch nie sicherer. Doch der ADAC und die CDU dämpfen die Euphorie.
Auf eine Million Einwohner gesehen starben in Hamburg durchschnittlich vier Menschen in den ersten sechs Monaten des Jahres – nirgends im Bundesgebiet ist die Zahl niedriger, im Durchschnitt lag sie bei 14. Insgesamt sind in Hamburg von Januar bis Juni 3295 Menschen bei Unfällen verunglückt – ein Rückgang um acht Prozent. „Dass sich die Verkehrssicherheit in Hamburg verbessert hat, ist natürlich eine gute Nachricht“, so der Verkehrs-Experte Richard Seelmaecker (CDU). „Allerdings muss man vor dem Hintergrund von Corona und den damit auch einhergehenden Veränderungen auf das Mobilitätsverhalten zumindest ein vorsichtiges Fragezeichen an die Zahlen machen.“
Ziel guter Verkehrspolitik müsse es sein, Gefahren im Straßenverkehr auf ein Minimum zu reduzieren. Seelmaecker spielt dabei auf bauliche Anpassungen wie den Ausbau „guter und sicherer“Fuß- und Radwege an. „Insbesondere bei bekannten Unfallschwerpunkten. Denn während die Unfälle unter Beteiligung von Pkw zurückgehen, nehmen schwere Fahrradunfälle weiter zu. Hier gibt es für den rot-grünen Senat dringenden Handlungsbedarf.“
Ähnlich sieht das der ADAC, der sich „grundsätzlich“über die Zahlen freue. Sprecher Christian Hieff sagt aber auch: „HalbjahresBetrachtungen sind immer verlockend, daraus Schlüsse zu ziehen, ist aber nicht zulässig.“Es herrsche „das Gesetz der kleinen Zahl“– allein ein Einzelereignis könne die Statistik völlig durcheinanderbringen. Und: Bis März 2020 sei der Verkehr noch normal gewesen, danach aufgrund der Pandemie eingebrochen. Hieff: „Da war so gut wie kein Verkehr. Auf der A7 hätte man spazieren gehen können.“Wichtig sei die Langzeitbetrachtung. „Und da erkennen wir einen Trend, und der ist auch positiv.“
Die Gründe laut ADAC: Die Sicherheit der Fahrzeuge hätte signifikant zugenommen, Autos wären dank zahlreicher Assistenzsysteme wesentlich geschützter als noch vor wenigen Jahren. Hieff: „Diese Systeme verhindern oft den Unfall.“Auch die Infrastruktur habe sich verbessert – Stichwort Radwege. Und die Verkehrsmoral sei gestiegen. „Während in den 70er und 80er Jahren Alkohol am Steuer noch zu Kavaliersdelikten zählte, ist es nun mittlerweile ein absolutes No-Go und gesellschaftlich geächtet.“Das sei, findet Hieff, ebenfalls eine sehr positive Entwicklung.
Christian Hieff, ADAC