Hamburger Morgenpost

Eine Thrombose kann heutzutage sehr gut mit Tabletten behandelt werden.

- Eine Thrombose ist also ein medizinisc­her Notfall? Gibt es Anzeichen, die auf eine Thrombose hindeuten? In der Regel? Kann man selbst etwas tun, um einer Thrombose vorzubeuge­n? ie sieht es mit Kompressio­nsstrümpfe­n auf Urlaubsrei­sen aus?

Man sagt, dass einer von 1000 Menschen pro Jahr an einer Thrombose erkrankt. Es ist aber auch abhängig vom Alter. Je älter man ist, desto größer ist das Risiko. Eingangs sprach ich von der lautlosen Gefahr. Warum ist das so? Ein großer Anteil von Patient:innen merken gar nicht, dass sie eine Thrombose haben. Denn viele Thrombosen verlaufen symptomfre­i. Deswegen lautlos. Und Gefahr? Eine Thrombose ist per se immer eine kritische Situation. Wir hatten ja schon darüber gesprochen, dass die Venen das Blut zurück zum Herzen und der Lunge führen. Es kann sich immer ein Thrombus, also ein Stückchen aus dem Gerinnsel, lösen und plötzlich durch das Herz bis in die Lunge wandern und dort eine Lungenembo­lie verursache­n. Das Herz muss jetzt dagegen anpumpen

Häufig berichten Patient:innen von Schmerzen in den Beinen. Oft ist auch ein Bein, eine Wade oder ein Fuß geschwolle­n. Wenn es sich schon um eine ausgeprägt­e Thrombose handelt, dann kann die Haut glänzen. In der Sprechstun­de erfrage ich dann eventuelle Risikofakt­oren: Wie lange dauert die Schwellung schon an, gab es einen Langstreck­enflug oder auch familiäre Vorbelastu­ngen? Mit dem Ultraschal­l können wir dann sehr gut die Gefäße darstellen – eine schmerzfre­ie Untersuchu­ng – und fast immer eine eindeutige Diagnose stellen. Zur Sicherheit kann man auch noch etwas Blut abnehmen und nach typischen Gewebe-Abbaustoff­en im Labor suchen lassen. RöntgenUnt­ersuchunge­n mit Kontrastmi­ttel benötigt man heute so gut wie gar nicht mehr. Anders sieht es natürlich bei einer akuten Lungenembo­lie aus: Dann kommt es zu Herzrasen, kaltem Schweiß, Luftnot und einem Stechen in der Brust. Dabei müssen nicht immer alle Symptome vorhanden sein. Das ist aber auch schon ein medizinisc­her Notfall. Wie wird eine Thrombose behandelt? Muss man ins Krankenhau­s? Nein, heute reichen in der Regel Tabletten. Das Marcumar kennt der eine oder andere vielleicht. Es gibt aber mittlerwei­le neuere Präparate. Die nimmt man ein- oder zweimal täglich. Dazu muss noch ein Kompressio­nsstrumpf getragen werden. Durch die Medikament­e kann der Körper keine weiteren Thromben bilden und vermindert das Risiko, dass sich dieser Pfropf löst. Natürlich wird auch weiterhin regelmäßig per Ultraschal­l untersucht. Wenn die Thrombose aufgelöst ist, kann auch das blutverdün­nende Medikament in der Regel abgesetzt werden.

Das ist davon abhängig, welches Gefäß betroffen war. War es am Ober- oder Unterschen­kel? Oder sogar im Beckenbere­ich? Gab es vielleicht doch Komplikati­onen? Oder konnte sogar ein Auslöser wie eine Operation bestimmt werden? Kann ich der Thrombose einen Auslöser zuordnen, dann ist nach der Therapie die Behandlung in den meisten Fällen damit auch abge schlossen

Aber wenn z. eine schwer Blut-Gerin nungsstöru­n in Verbindun mit eine Thrombose vorliegt, dann würde man tatsächlic­h überlegen, wie lange man das Medikament verschreib­t. Männer haben auch ein erhöhtes Risiko, eine weitere Thrombose zu bekommen. Es gibt also verschiede­ne Faktoren, die dazu führen können, dass man eine lebenslang­e Therapie empfiehlt.

Würde der Körper eine Thrombose auch selbst abbauen können?

Wenn man sich einen blauen Fleck, ein Hämatom, eingefange­n hat, dann baut der Körper diesen auch Stück für Stück selbst ab. Oder denken Sie an eine Entzündung im Körper. Wir haben in uns die „Blut-Polizei“und die Zellen, die den Gewebemüll wieder abbauen. So kann es sein, dass kleine Thrombosen auf diese Art und Weise unbemerkt wieder abgebaut werden.

Eine gesunde Ernährung bzw. eine gesunde Lebensweis­e ist immer gut. Das heißt, wer sich regelmäßig bewegt, wer viel trinkt, der hat schon mal per se eine bessere Grundvorau­ssetzung, gesund zu leben, und auch ein geringeres Risiko, eine Thrombose zu bekommen. Da sind wir wieder bei en Bausteien: Bei weig Beweung fließt as Blut angsamer. as Blut wird icker, wenn enig getrunen wird.

Es gibt das Economy-ClassPhäno­men. Die Abstände zum Vordermann sind enger und damit ist der Winkel zwischen Ober- und Unterschen­kel kleiner. Man kann sich die Gefäße in der Kniekehle und Leiste eher abklemmen. Aber man trinkt auch zu wenig und es hängt auch mit dem niedrigere­m Luftdruck im Flugzeug zusammen. Das alles begünstigt die Entstehung einer Thrombose. Dagegen kann man einen Reisestrum­pf tragen, den man in Apotheken kaufen kann. Wer dann noch weite Kleidung trägt, klemmt sich im Beckenbere­ich nichts ab. Am Gang sitzen hat auch noch den Vorteil, dass man ab und zu mal aufstehen kann.

Dr. Jasmin Woitalla-Bruning

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