DER CO2-SCHLUCKER
Hamburger Forscher arbeiten an Filtern für das Klima-Gas
Hamburg gilt im Bundesvergleich mit seinen Klimazielen als ehrgeizig. Nun wird die Hansestadt zudem der erste norddeutsche Standort für eine Anlage, die CO2 aus der Luft filtern kann – ein großer Schritt in Sachen Klimaschutz.
Auf den ersten Blick ist die neue Anlage auf dem Dach der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) in Bergedorf etwas für Technik-Nerds: Große Filter, Ventilatoren, ein Kollektor, Pumpen. Doch auch für Laien ist spannend, was diese Maschinerie für den Klimaschutz leisten kann. Mithilfe einer sogenannten „Direct Air Capture Technology“kann das Gerät nämlich CO2 aus der Umgebungsluft ziehen.
Im Inneren der Anlage wird die Luft durch einen Filter von dem klimaschädlichen Gas gereinigt. Das CO2, was zurückbleibt, reagiert in einem Bioreaktor mit Wasserstoff zu Biogas. Damit bringt die Maschine zwei entscheidende Vorteile: Sie stößt reine, frische Atemluft aus und produziert ein Gas, das als Brennstoff verwendet werden kann – zum Beispiel zum Heizen.
Noch benötigt die Anlage, die jetzt in der Hochschule getestet wird, Energie von außen, um zu funktionieren. Das Ziel ist aber, dass sie bald als autarkes System arbeiten kann und mit ihrer eigenen Energie arbeitet.
In Zukunft soll die Anlage auch große Mengen überschüssigen Strom speichern und für „schlechte Zeiten“aufbewahren können, wenn zum Beispiel Wind- und Sonnenenergie mal knapp werden. So können solche Geräte zur Stromversorgung von Städten wie Hamburg beitragen.
Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank und Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) zeigten sich begeistert von der neuen Anlage. „Um die Erderwärmung zu verlangsamen, ist die Reduzierung von CO2-Emissionen in der Umgebungsluft entscheidend“, sagte Fegebank. „Lösungsansätze wie (…) Norddeutschlands erste ,Direct Air Capture‘-Anlage können die Energiewende entscheidend voranbringen.“Kerstan sagte, man müsse „Hamburg smart und widerstandsfähig gegenüber dem Klimawandel aufstellen“.
Diese Woche hatte der Umweltsenator eine Verschärfung des Hamburger Klimagesetzes gefordert: Die Hansestadt solle bereits 2040 statt – wie bisher geplant – 2050 klimaneutral werden und ihre CO2Emissionen bis 2035 um 88 statt 55 Prozent senken. Neue Technologien wie die neue „Direct Air Capture“Anlage könnten zum Erreichen dieser Ziele beitragen, so Kerstan.
Gerade einmal 15 Anlagen dieser Art gibt es in Europa. Eine davon wird im Rahmen des Forschungsverbundprojektes „X-Energy“jetzt in Hamburg getestet. „Ich hoffe sehr, dass sich diese Technologie in naher Zukunft auch im großen Maßstab einsetzen lässt“, so Kerstan. „Das wäre ein kaum zu unterschätzender Beitrag aus Hamburg für die weltweiten Bemühungen um mehr Klimaschutz.“