Hamburger Morgenpost

„Erschrecke­nd und völlig irre“

GdP-Chef Niems empört. Der 13-Jährige ist Sohn eines Mordangekl­agten

- Von DANIEL GÖZÜBÜYÜK

Ein Polizist wird von Dutzenden Schülern umzingelt, geschlagen, getreten – die Szenen, die sich vor der IdaEhre-Schule zugetragen haben, sorgen auch für Bestürzung bei Polizei und Politik. Die Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) fordert Aufklärung und Konsequenz­en.

Deren Landesvors­itzender Horst Niens, selbst „Cop4U“,

also ein Polizist, der Schulen als Ansprechpa­rtner zugeteilt ist, zeigte sich schockiert: „Anfeindung­en gehören dazu, doch in dem Ausmaß ist das irre“, sagt er der MOPO. „Erschrecke­nd. Das hätte ich nicht für möglich gehalten.“

Vor allem den Solidarisi­erungs-Effekt empfindet Niens als „schlimm“: Der betroffene Polizist war mit seinem Fahrrad unterwegs und auf einen Streit zwischen mehreren Jungen aufmerksam geworden, darunter ein 13-Jähriger, der schon zuvor Gewaltpote­nzial gezeigt haben soll – unter anderem soll er Messer mit zur Schule gebracht haben.

Als der Beamte den Streit schlichten wollte, soll die Situation eskaliert sein: 80 Jugendlich­e hätten sich mit dem 13–Jährigen solidarisi­ert, auf den Polizisten eingeschla­gen und ihn getreten, auch auf seinen Kopf. Sein Radhelm habe schlimmere Verletzung­en verhindert. Vier Schüler mussten mit zur Wache.

Der 13-Jährige soll der Sohn eines Mannes sein, der sich derzeit vor dem Landgerich­t Itzehoe in einem Mord-Prozess verantwort­en muss: Jens von P. (41) soll im vergangene­n Jahr seinem Geschäftsp­artner André P. (44) auf einem Reiterhof in Quickborn in den Kopf geschossen haben. Mögliches Motiv: Geldstreit­igkeiten.

Der Angeklagte bestreitet die Vorwürfe.

„Was veranlasst junge Täter dazu, Polizisten offensicht­lich als Freiwild zu sehen?“, fragt Niens. Die Gewerkscha­ft lobt, dass Schulsenat­or Ties Rabe (SPD) die Gewalt schnell und deutlich kritisiert hat. Laut Schulbehör­de hätten Lehrer nicht eingreifen können, da sich der Vorfall außerhalb der Schule zugetragen habe. Rabe: „Gewalt wird weder in der noch vor der Schule akzeptiert! Wir werden mit aller Konsequenz und Härte vorgehen.“

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Der Vater des 13-Jährigen steht derzeit in Itzehoe vor dem Landgerich­t.
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Horst Niens, Landesvors­itzender der GdP in Hamburg

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