Hamburger Morgenpost

Gesprengte Kette

Ziereis‘ Platzverwe­is hatte und hat etliche Folgen, von denen sogar Derby-Held Makienok betroffen war

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Es war eine weitere Episode aus der „Nachher ist man immer schlauer“-Reihe. Philipp Ziereis musste sich in Sekundenbr­uchteilen entscheide­n, als ihm Paderborns Sven Michel enteilt und frei vor Keeper Nikola Vasilj aufgetauch­t war. Das, was St. Paulis Kapitän dann als Option gewählt hatte, würde er so wohl nie wieder tun. Denn es hatte fatale Folgen, für den Moment, aber auch für die nahe Zukunft.

Man durfte mal wieder trefflich streiten. „I think it was zu wenig for a penalty and a red card“, befand Jakov Medic in bestem Denglisch, und es gibt Argumente für die Sicht des Kroaten. Gemessen an den gar nicht geahndeten Fouls von Bayerns Upamecano an Gladbachs Thuram beim Bundesliga­Auftakt oder an Medic‘ ebenfalls ungestraft­em Vergehen gegen Bakery Jatta im Derby gegen den HSV war der Griff von Ziereis an die Schulter von Michel eher eine Streichele­inheit.

Trotzdem war die Entscheidu­ng von Referee Benjamin Brand (Unterspies­heim) regelkonfo­rm, das musste auch Gäste-Trainer

Timo Schultz einräumen. Zum einen habe sich Ziereis „nicht extrem clever angestellt“, zum anderen sei es ja so: „Wenn du das als Notbremse bewertest, du gibts ihm keine Rote Karte, die verschieße­n den Elfer und dann geht es Elf gegen Elf weiter“, das ist dann wohl auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Ziereis sah Rot, was aus diversen Betrachtun­gswinkeln folgenreic­h war. Zum einen für die Kollegen im Allgemeine­n, die sich fortan zu zehnt gegen einen starken Kontra

henten wehren mussten. Im Speziellen dann noch für Simon Makienok, denn der umjubelte Derby-Held musste bereits nach elf Minuten für James Lawrence weichen, um die Abwehrkett­e wieder zu komplettie­ren. Ebene jene Kette, die ob der zu erwartende­n Sperre mindestens für die nächsten zwei Partien gesprengt sein dürfte.

Bitter für Ziereis, der stark und vor allem gesund und fit in die Saison gestartet war, mit Medic zusammen eine klasse Innenverte­idigung gebildet hatte. Medic wird nun, wie schon in Paderborn, von der linken auf die rechte Position rutschen, weil Kollege und Ziereis-Vertreter Lawrence Linksfuß ist.

Und dann ist da noch die Vakanz auf rechts. In Paderborn half Adam Dzwigala aus, weil Sebastian Ohlsson, Luca Zander und Jannes Wieckhoff nicht für die Startelf zur Verfügung standen. Dann ging auch beim Polen nichts mehr, Christian Viet kam rein. „Das ist sicher eine Ausnahmesi­tuation“stöhnte Schultz. Immerhin: Für nächste Woche gibt es bei Wieckhoff und Zander leise Hoffnungen auf eine Rückkehr.

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Die Diskussion­en mit Schiedsric­hter Benjamin Brand halfen nichts, Kapitän Philipp Ziereis (2.v.r.) flog in Paderborn schon nach sechs Minuten vom Platz.

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