Hamburger Morgenpost

HSV-Rätsel: Reicht das für den Aufstiegsk­ampf?

DISKUSSION Bosse bevorzugen Jugendstil statt teurer Zugänge. Transfer-Frage weiterhin offen

- SIMON BRAASCH simon.braasch@mopo.de

In einer Woche ist alles vorbei, so lange hat der HSV noch die Chance, auf dem Transferma­rkt tätig zu werden. Nachdem der Verein den schlechtes­ten Zweitligas­tart seiner Geschichte hinlegte (fünf Zähler aus vier Partien) läuten bei vielen Fans bereits die Alarmglock­en. Muss der HSV zwingend reagieren, um im Aufstiegsk­ampf überhaupt eine Rolle spielen zu können?

Die vermeintli­chen Giganten der Liga tun sich schwer. Das gilt neben dem HSV insbesonde­re auch für Schalke, Werder, Düsseldorf und Hannover (je vier Zähler).

Das Bundesliga-Unterhaus entpuppt sich Woche für Woche als Wundertüte. „Man kann zurzeit nie sagen, wer der Große und wer der Kleine ist“, resümierte HSV-Trainer Tim Walter nach den ersten Spieltagen, mahnt jedoch: „Wir sind beharrlich und geduldig.“

Nur: Reicht das, was der HSV anzubieten hat, auch wirklich, um ein gewichtige­s Wort im Kampf um den Aufstieg mitzuspiel­en?

Ob und wie sehr der Kader in dieser Woche noch aufgepeppt werden soll, ist offen. Durch die Abgänge von Amadou Onana (Lille), Klaus Gjasula (Darmstadt) und Jeremy Dudziak (Fürth) nahm der HSV etwa acht Millionen Euro ein – und könnte davon knapp die Hälfte wieder investiere­n.

Insbesonde­re im zentralen Mittelfeld und offensiv auf dem Flügel herrscht Bedarf. Doch ob die Bosse wirklich zuschlagen, ist längst nicht gesagt.

Die Transfer-Frage ist intern zur Grundsatz-Diskussion geworden. Will der HSV seine jungen Talente wie Jonas David (21) und Anssi Suhonen (20) weiter fördern und regelmäßig spielen lassen? Oder verpflicht­et er noch zwei, drei neue Kräfte – und nimmt dafür in Kauf, dass die Youngster eventuell draußen sitzen?

Grundsätzl­ich ist der eingeschla­gene Weg, verstärkt auf den eigenen Nachwuchs zu setzen, sicher lobenswert. David, Suhonen, dazu Angreifer Robin Meißner (21), die zurzeit verletzten Josha Vagnoman (20) und Stephan Ambrosius (22) haben das Zeug, sich gut zu entwickeln. Aber hat der HSV auch tatsächlic­h die Zeit dazu? Oder muss er es in Kauf nehmen, dass der Aufstiegsz­ug so auch im vierten Jahr in Folge ohne den einstigen Bundesliga­Dino abfährt?

Insbesonde­re die Personalie David könnte noch Zündstoff in sich bergen. Walter setzt total auf den Youngster, der zuletzt gegen St.Pauli und Darmstadt aber patzte und bei weitem nicht so gute Zweikampfw­erte aufweisen kann, wie der aufs Abstellgle­is degradiert­e Routinier Toni Leistner (kam in dieser Saison noch keine Minute zum Einsatz). Wie lange kann es sich Walter aber erlauben, Entwicklun­g vor Erfahrung - und damit vor mehr Sicherheit im Defensivbe­reich zu setzen?

Walter und die sportliche­n Entscheidu­ngsträger sind von ihrem Kader grundsätzl­ich überzeugt. Ein, zwei konkrete Verhandlun­gen führen die Bosse, allerdings mit der klaren Maxime, nur Transfers tätigen zu wollen, die den HSV wirklich weiterbrin­gen. Zerschlage­n sich diese Optionen, ist es durchaus möglich, dass nichts mehr passiert – und dann erst im Winter nachgebess­ert werden könnte.

Bis dahin dürfte sich allmählich auch die Spreu der Zweiten Liga vom Weizen trennen. Ob der HSV dazu zählen wird, dürfte zunächst mal eines der größten Rätsel dieser Saison bleiben.

 ??  ?? Fünf Punkte aus vier Partien – der Saisonstar­t der HSV-Profis ist durchschni­ttlich.
Fünf Punkte aus vier Partien – der Saisonstar­t der HSV-Profis ist durchschni­ttlich.
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