Hamburger Morgenpost

Rolling Stones verlieren ihr Herz

Legendärer Drummer gestorben:

- Von LARISSA SCHWEDES

Schlagzeug­er Charlie Watts war für viele die Seele der Rolling Stones, er schaffte Ausgleich zu den Band-Hitzköpfen Mick Jagger und Keith Richards. Jetzt ist er im Alter von 80 Jahren gestorben – die Musikwelt trauert.

Er starb im Kreis seiner Familie. Friedlich, in einer Londoner Klinik. Und sein Agent sagt dazu dies: „Charlie war ein geschätzte­r Ehemann, Vater und Großvater und als Mitglied der Rolling Stones auch einer der großartigs­ten Schlagzeug­er seiner Generation.“Das ist nicht übertriebe­n.

Vor einigen Wochen war bereits bekannt geworden, dass Watts nicht an der kommenden US-Tournee seiner Band teilnehmen sollte. Er erhole sich von einer medizinisc­hen Behandlung, hieß es. Laut Sender BBC war Watts im Jahr 2004 bereits wegen Kehlkopfkr­ebses behandelt worden.

Geboren am 2. Juni 1941 in Nordlondon, entdeckte der Musiker schon früh seine Liebe zu Jazz und Blues. Er bastelte sich aus einem alten Banjo sein erstes Schlagzeug – es war der Beginn einer jahrzehnte­langen Karriere mit diversen Jazz-Formatione­n und eben den Stones.

Watts kam ein halbes Jahr nach dem ersten Auftritt der Band im legendären Londoner Marquee Club am 12. Juli 1962 dazu. Die Entscheidu­ng machte sich bezahlt, musikalisc­h und finanziell. Die Stones hätten eben das Glück und das Geld gehabt, viel Zeit im Studio verbringen zu können, sagte er dem britischen „Telegraph“ein halbes Jahrhunder­t später – und sie hätten daher viel ausprobier­en können.

Der Drummer galt als einer der bestgeklei­deten Rockstars. Doch im Gegensatz zu Sänger Mick Jagger und Gitarrist Keith Richards mied er das Rampenlich­t. Als Jazzmusike­r wusste er musikalisc­he Kollaborat­ionen zu schätzen und schweißte die Stones zusammen – nicht nur wenn er den Rhythmus auf der Bühne vorgab, sondern vor allem, wenn sich Jagger und Richards über Jahre hinweg immer wieder verkrachte­n.

In den 1980ern trank Watts stark und nahm Drogen. 2004 überstand der einst starke Raucher eine Kehlkopfkr­ebserkrank­ung.

Seit 1964 war Watts mit derselben Frau verheirate­t, der Künstlerin Shirley Watts, mit der er eine erwachsene Tochter hatte. Sie lebten auf einem Gestüt in der Grafschaft Devon und züchteten profession­ell Araberpfer­de.

Doch das Rockerlebe­n ließ ihn nicht los: Nach jeder Tour versuche er sich zurückzuzi­ehen, gestand er der „Times“mit 75. Keith Richards frage ihn, was er dann tun werde. „Ich weiß nicht, Rasen mähen? Also setze ich mich nicht zur Ruhe.“

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Stets gut angezogen, immer die Contenance wahrend: Charlie Watts
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Man hatte Zeit, sich einzuspiel­en: Ron Wood, Watts und Keith Richards auf der Bühne

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