Hamburger Morgenpost

„Wir bräuchten jährlich 400.000 Zuwanderer“

Detlef Scheele warnt vor dem demografis­chen Wandel

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NÜRNBERG – Dass Fachkräfte­mangel in vielen Branchen in Deutschlan­d herrscht, ist im Grunde ja eine bekannte Tatsache. Auch wenn Verschwöru­ngsfans aus dem rechten Spektrum gerne glauben, dass das eine Legende im Dienste einer angeblich gewollten Massen-Zuwanderun­g sei. In diesen Kreisen dürfte die gestrige Forderung des Chefs der Arbeitsage­ntur gesessen haben: Er forderte 400.000 Zuwanderer – jährlich!

„Aber mir geht es hier nicht um Asyl, sondern um gezielte Zuwanderun­g für die Lücken am Arbeitsmar­kt“, betonte Detlef Scheele gegenüber der „Süddeutsch­en Zeitung“. Seit 2017 ist der gebürtige Hamburger Chef der Bundesbehö­rde.

„Von der Pflege über Klimatechn­iker bis zu Logistiker­n und Akademiker­innen: Es werden überall Fachkräfte fehlen“, so Scheele. Auf Widerständ­e gegen mehr Migration angesproch­en sagte er: „Man kann sich hinstellen und sagen: „Wir möchten keine Ausländer.“Aber das funktionie­re so schlicht nicht. „Fakt ist: Deutschlan­d gehen die Arbeitskrä­fte aus.“Schuld sei die demografis­che Entwicklun­g, derzeit nähme die Zahl der potenziell­en Arbeitende­n jährlich um fast 150.000 ab. Und: „In den nächsten Jahren wird es viel dramatisch­er.“

Eine künftige Bundesregi­erung müsse auch Ungelernte qualifizie­ren oder Menschen mit unfreiwill­iger Teilzeit länger arbeiten lassen. Vor allem aber brauche es Zuwanderun­g.

Nachfrage bei der Handwerksk­ammer Hamburg: „Der Fachkräfte­bedarf im Hamburger Handwerk ist immens“, so Sprecherin Christiane Engelhardt. „Besonders in den Klimaschut­zHandwerke­n und in der Elektrobra­nche etwa.“

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Der Hamburger Detlef Scheele leitet seit 2017 die Bundesagen­tur für Arbeit.

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