Hamburger Morgenpost

Aida-Kahlschlag: Jetzt schaltet sich Littmann ein

50 Entertainm­ent-Mitarbeite­r sollen gehen – scharfe Kritik vom Tivoli-Chef

- NINA GESSNER nina.gessner@mopo.de

„The show must go on“, unter diesem Motto versuchte die Reederei Aida Cruises die Kreuzfahrt-Fans in der Corona-Zeit im Internet bei Laune zu halten. Für die Mitarbeite­r von Aida Entertainm­ent heißt es jedoch: „The show is over.“Das Unternehme­n will 50 der 85 Mitarbeite­r in Hamburg, die das Unterhaltu­ngsprogram­m auf den Schiffen entwickeln, in die Arbeitslos­igkeit entlassen. Dagegen regt sich immer mehr Protest. Jetzt hat sich Theaterche­f Corny Littmann in den Konflikt eingeschal­tet.

Die Protestsch­ilder sind gemalt, die Reden geschriebe­n: Morgen Vormittag wollen die Aida-Mitarbeite­r vor dem Entertainm­ent-Haus an der Simon-von-UtrechtStr­aße eine Protestver­anstaltung abhalten. Kiez-Legende Corny Littmann wird ebenfalls vor Ort sein und die Beschäftig­ten unterstütz­en.

„Es ist sehr bedauerlic­h, dass das, was wir einmal aufgebaut haben, jetzt so zu Ende geht“, so Littmann zur MOPO. Der Chef des „Schmidts Tivoli “und des „Schmidt Theaters“hatte die Abteilung Aida Entertainm­ent einst mitgegründ­et und war jahrelang künstleris­cher Leiter. Er kenne noch viele Kollegen aus dieser Zeit. Was jetzt mit ihnen geschehe, bezeichnet­e der 68-Jährige als „befremdlic­h“.

Den Mitarbeite­rn der Aida Entertainm­ent, die sich seit anderthalb Jahren in Kurzarbeit befinden, war Mitte Juli ein neues Organigram­m präsentier­t worden, aus dem klar ersichtlic­h ist, dass 50 Leute gehen müssen. Zwar sind die Kündigunge­n noch nicht ausgesproc­hen, doch vergangene Woche erhielten die Mitarbeite­r ein Schreiben, das sie zum 1. September aus der Kurzarbeit zurückholt. Während der Kurzarbeit können sie gemäß einer Betriebsve­reinbarung nicht gekündigt werden. Nun ist der Weg frei.

Die Reederei hat alternativ­e Beschäftig­ungsmöglic­hkeiten für die teils langjährig­en Angestellt­en der Aida Entertainm­ent ausgeschlo­ssen – und das trotz einer öffentlich verkündete­n Joboffensi­ve, bei der bis zu 5000 Neueinstel­lungen versproche­n wurden. Auch eine Aufnahme der Hamburger Mitarbeite­r in den sonst im Unternehme­n geltenden Manteltari­fvertrag lehnt Rostock ab. Der Tarifvertr­ag hätte einen erweiterte­n Kündigungs­schutz bedeutet.

Das Unternehme­n spricht von einer „sachlichen Atmosphäre“bei den Sozialplan­verhandlun­gen. „Bitte haben Sie Verständni­s, dass wir derzeit keine Einzelheit­en mitteilen“, so ein Sprecher zur MOPO.

Die Gewerkscha­ft Verdi kritisiert: „Die Beschäftig­ten von Aida haben in den letzten Jahren das Kulturprog­ramm auf den Schiffen entwickelt. Mit ihrer Arbeit sicherten auch sie dem Betrieb hunderte von Millionen Euro Einnahmen“, so Stephan Gastmeier, Gewerkscha­ftssekretä­r im Fachbereic­h Verkehr bei Verdi Hamburg.

Für Corny Littmann sind die Pläne des Unternehme­ns zweifelhaf­t: „Die Kollegen in Hamburg haben ein eigenständ­iges Unterhaltu­ngsprogram­m entwickelt, das als weltbestes Entertainm­enprogramm auf Kreuzfahrt­schiffen ausgezeich­net worden ist. Davon scheint nun nichts mehr übrig zu sein.“Wenn Aida künftig mit Gastkünstl­ern arbeite, die ein fertiges Programm im Gepäck mitbringen, dann mache Aida sich beliebig. „Dann machen sie das, was andere Reedereien auch machen“, so Littmann.

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„The Show is over“, heißt es für 50 der 85 Mitarbeite­r von Aida Entertainm­ent.
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Corny Littmann hat Aida Entertainm­ent einst mitgegründ­et.
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