Aida-Kahlschlag: Jetzt schaltet sich Littmann ein
50 Entertainment-Mitarbeiter sollen gehen – scharfe Kritik vom Tivoli-Chef
„The show must go on“, unter diesem Motto versuchte die Reederei Aida Cruises die Kreuzfahrt-Fans in der Corona-Zeit im Internet bei Laune zu halten. Für die Mitarbeiter von Aida Entertainment heißt es jedoch: „The show is over.“Das Unternehmen will 50 der 85 Mitarbeiter in Hamburg, die das Unterhaltungsprogramm auf den Schiffen entwickeln, in die Arbeitslosigkeit entlassen. Dagegen regt sich immer mehr Protest. Jetzt hat sich Theaterchef Corny Littmann in den Konflikt eingeschaltet.
Die Protestschilder sind gemalt, die Reden geschrieben: Morgen Vormittag wollen die Aida-Mitarbeiter vor dem Entertainment-Haus an der Simon-von-UtrechtStraße eine Protestveranstaltung abhalten. Kiez-Legende Corny Littmann wird ebenfalls vor Ort sein und die Beschäftigten unterstützen.
„Es ist sehr bedauerlich, dass das, was wir einmal aufgebaut haben, jetzt so zu Ende geht“, so Littmann zur MOPO. Der Chef des „Schmidts Tivoli “und des „Schmidt Theaters“hatte die Abteilung Aida Entertainment einst mitgegründet und war jahrelang künstlerischer Leiter. Er kenne noch viele Kollegen aus dieser Zeit. Was jetzt mit ihnen geschehe, bezeichnete der 68-Jährige als „befremdlich“.
Den Mitarbeitern der Aida Entertainment, die sich seit anderthalb Jahren in Kurzarbeit befinden, war Mitte Juli ein neues Organigramm präsentiert worden, aus dem klar ersichtlich ist, dass 50 Leute gehen müssen. Zwar sind die Kündigungen noch nicht ausgesprochen, doch vergangene Woche erhielten die Mitarbeiter ein Schreiben, das sie zum 1. September aus der Kurzarbeit zurückholt. Während der Kurzarbeit können sie gemäß einer Betriebsvereinbarung nicht gekündigt werden. Nun ist der Weg frei.
Die Reederei hat alternative Beschäftigungsmöglichkeiten für die teils langjährigen Angestellten der Aida Entertainment ausgeschlossen – und das trotz einer öffentlich verkündeten Joboffensive, bei der bis zu 5000 Neueinstellungen versprochen wurden. Auch eine Aufnahme der Hamburger Mitarbeiter in den sonst im Unternehmen geltenden Manteltarifvertrag lehnt Rostock ab. Der Tarifvertrag hätte einen erweiterten Kündigungsschutz bedeutet.
Das Unternehmen spricht von einer „sachlichen Atmosphäre“bei den Sozialplanverhandlungen. „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir derzeit keine Einzelheiten mitteilen“, so ein Sprecher zur MOPO.
Die Gewerkschaft Verdi kritisiert: „Die Beschäftigten von Aida haben in den letzten Jahren das Kulturprogramm auf den Schiffen entwickelt. Mit ihrer Arbeit sicherten auch sie dem Betrieb hunderte von Millionen Euro Einnahmen“, so Stephan Gastmeier, Gewerkschaftssekretär im Fachbereich Verkehr bei Verdi Hamburg.
Für Corny Littmann sind die Pläne des Unternehmens zweifelhaft: „Die Kollegen in Hamburg haben ein eigenständiges Unterhaltungsprogramm entwickelt, das als weltbestes Entertainmenprogramm auf Kreuzfahrtschiffen ausgezeichnet worden ist. Davon scheint nun nichts mehr übrig zu sein.“Wenn Aida künftig mit Gastkünstlern arbeite, die ein fertiges Programm im Gepäck mitbringen, dann mache Aida sich beliebig. „Dann machen sie das, was andere Reedereien auch machen“, so Littmann.