Hamburger Morgenpost

Wenn ein gutes Angebot vorliegt, mit dem ich mich identifizi­ere, dann mache ich das auf jeden Fall.

- NILSWEBER nils.weber@mopo.de

Diese Saison soll die beste werden, die Finn Ole Becker bislang im Trikot des FC St. Pauli gespielt hat. Das hat sich der Mittelfeld­spieler fest vorgenomme­n und das hofft auch sein Verein. Der Start ist vielverspr­echend, aber das Eigengewäc­hs sieht bei sich noch viel Luft nach oben. Dorthin er will auch: nach oben, in die Bundesliga. Doch so abwanderun­gswillig wie es zuletzt den Anschein hatte, ist Becker gar nicht – und überrascht nicht nur bei diesem Thema mit großer Offenheit.

Es kommt nicht häufig vor, dass sich Becker öffentlich zu Wort meldet. Man könnte auch sagen: es ist eine Rarität. Dabei hat der 21-Jährige durchaus etwas zu erzählen. Eine ganze Menge sogar.

„Ich bin eher zurückhalt­end und mag es gar nicht so, im Rampenlich­t zu stehen“, erklärtder­Mittelfeld­mann. Zum anderen habe er als junger Spieler lange „vom Verein den Welpenschu­tz bekommen.“

Auf dem Rasen spielt er sich dagegen gern in den Vordergrun­d und trumpft auf – wie beim Derby-Sieg gegen den HSV, bei dem Becker das 1:0 erzielt hatte.

„Es war unbeschrei­blich“, schwärmt der gebürtige Elmshorner und erzählt, dass er vor der Kiste ganz cool war – anders als sonst. Normalerwe­ise sei es so: „Je näher ich dem Tor komme desto mehr denke ich nach“, sagt Becker offen. Er sei dann oft „nervös und habe Angst, warum, weiß ich nicht. Diesmal war es nicht so. Der HSV scheint mir zu liegen.“Schon in der U19 hatte er im Derby getroffen.

Auch aus seinem Lampenfieb­er macht Becker keinen Hehl. „Ich bin vor jedem Spiel aufgeregt. Im Spiel verfliegt es sofort, aber davor verbringe ich die meiste Zeit auf Klo“, verrät er lachend.

So lange es dann auch auf dem Rasen bei ihm läuft, ist das kein Problem. Mit dem Anpfiff sei die Nervosität verflogen. Und es läuft bei ihm – vom jüngsten 1:3 in Paderborn mal abgesehen. Becker gehörte im bisherigen Saisonverl­auf zu den Besten, führt mit einem Tor und drei Vorlagen die teamintern­e Scorerlist­e an.

Er sei ganz zufrieden, „aber es geht viel besser“, betont Becker. Er wolle mehr Tore schießen, mehr Assists liefern, „mehr Ballaktion­en“haben, sich häufiger die Pille holen, dominanter spielen und „defensiv stärker“werden, sagt er selbstkrit­isch.

Becker genießt es, in der spielstark­en und eingespiel­ten Mannschaft der BraunWeiße­n zu kicken, hat „Spaß“am Offensivfu­ßball. „Ich habe viele Freiheiten, vor allem auf der Rauten-Position, darf viel nach vorne machen, das tut meinem Spiel auch gut.“

Eine wichtige Rolle spiele Trainer Timo Schultz, den Becker schon aus der Jugend kennt, der ihn fördert, fordert und auch kritisiert. „Unter ihm kann ich mich sehr weiterentw­ickeln.“Auch CoTrainer Loic Favé, der intensiv mit ihm arbeite, sei „überragend“, lobt Becker.

Sein Vertrag läuft noch bis 2022. Es gab Anzeichen, dass Becker den Verein schon in diesem Sommer verlässt. „Ich bin glücklich hier zu sein, es bringt richtig Spaß und sehe keinen Grund, mich zu verändern“, stellt er klar, sagt

Finn Ole Becker

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