Scholz gewinnt auch das letzte Triell
SCHLAGABTAUSCH Eine Woche vor der Entscheidung geht’s noch mal zur Sache. Zuschauer bleiben sich treu
42 Prozent sehen SPD-Kandidaten vorn. Baerbock attackiert, Laschet kämpft:
Countdown! „Das muss sich doch jetzt für Sie wie kurz vor Weihnachten anfühlen – in einer Woche ist Bescherung“, begrüßte Linda Zervakis gestern Annalena Baerbock (Grüne), Armin Laschet (CDU) und Olaf Scholz (SPD) zum dritten und letzten TV-Triell. Eine schöne Bescherung wird’s allerdings wohl nicht für alle Beteiligten.
Die Dreier-Diskussion (lief auf ProSieben, Sat.1 und KabelEins) wurde bissig präsentiert von News-Profi Linda Zervakis und von Cornelia von Brauchitsch, die seit 2019 Moderatorin des Sat.1-Magazins „Akte“ist. Dass ausgerechnet sie in die Triell-Arena geschickt wurde, hatte im Vorfeld für Kritik gesorgt – weil sie noch vor zwei Jahren auch für den Digitalsender CDU.tv moderiert hatte.
Armin Laschet, Politik-Profi
von der CDU, startete mit einem vielsagenden Versprecher: „Wie bleiben wir klimaneutrales Industrieland?“, fabulierte er seine Ziele als potenzieller nächster Kanzler. Ups.
Die CDU hatte in einer Insa-Umfrage kurz vor dem letzten Gefecht übrigens um ein Prozentpünktchen aufgeholt – von 20 auf 21 Prozent. Damit liegt die CDU aber noch immer fünf Prozentpunkte hinter der SPD. Die liegt im „Sonntagstrend“für die „Bild am Sonntag“bei 26 Prozent.
Olaf Scholz startete die Runde. Im Eröffnungs-Statement wünschte er sich: „Es soll niemand auf den anderen herabblicken.“Und außerdem solle jeder mindestens zwölf Euro pro Stunde verdienen. Scholz versprach den höheren Mindestlohn und eine Rentengarantie, falls er Kanzler wird.
Annalena Baerbock, dezent in Schwarz, erklärte, dass in der Corona-Pandemie viele Menschen über sich hinausgewachsen seien – „und jetzt muss die Politik über sich hinauswachsen“. Man müsse „die großen Zukunftsaufgaben angehen, Familie, Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt stellen“. Also im Grunde genau das, was sie in den beiden Triellen zuvor auch schon gefordert hatte.
Mindestlohn? Auf keinen Fall! Laschet sagte, er wolle den Gewerkschaften die Freiheiten lassen, Löhne selbst auszuhandeln, außerdem seien die Berufe zu verschieden für einen pauschalen Mindestlohn. „Nicht angemessen”, findet der 60-Jährige.
Bei Baerbock sorgten seine Worte für Spott: „Argumente aus den Neunzigern“seien das. Vor allem arbeitende, alleinerziehende Frauen, seien nicht in Gewerkschaften. Wer als Frau allein mit Kind arbeite, „das ist eine Armutsfalle in Deutschland“.
Apropos Armut: Armin Laschet musste zugeben, dass er mit 2500 Euro Bruttogehalt „unbedingt“schlechter über die Runden käme. Scholz betonte, als Arbeitsrechtsanwalt kenne er Armut.
Statt der bemüht wirkenden Schluss-Statements durften die drei dieses Mal Kanzler-Versprechen abgeben. Scholz würde als Wahlgewinner „eine stabile Rente“garantieren, außerdem würden „alle Entscheidungen getroffen werden, die für eine klimaneutrale Industrie notwendig sind“. Und Baerbock? Die verkündete: „Ich stehe für einen echten Aufbruch, der beim Klimaschutz keine halben Sachen mehr macht.“Familien sollten in den Mittelpunkt gerückt werden. Laschet sagte, er stehe für ein „klimaneutrales Industrieland“. Und die innere Sicherheit, die hätte Priorität.
So, und was meinten die Zuschauer? Die blieben sich treu. Wie auch bei den beiden anderen Triellen sahen sie Scholz vorn – und zwar mit 42 Prozent. Laschet landete mit 27 Prozent auf Platz 2, Baerbock mit 25 Prozent auf drei. Bleibt jetzt nur noch abzuwarten, wie die Prozente nächsten Sonntag verteilt sein werden.
Müssen Familien, Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt stellen.
Annalena Baerbock