So kämpfen die Grünen in Billstedt
Stimmenfang auf schwierigem Terrain: Hier gab’s zuletzt nur 6,6 Prozent
Die Hamburger GrünenChefin, Maryam Blumenthal, und der Grünen-Direktkandidat für Mitte, Manuel Muja, sind in Billstedt unterwegs. Es gilt, noch unentschlossene Wählerinnen und Wähler zu überzeugen – ohne viel zu reden.
„Danke, aber ich habe gerade mit Essen angefangen“, die Tür schließt sich wieder. Haustürwahlkampf gilt zwar als effektiv, kann aber ganz schön ermüdend sein. Das erfahren Blumenthal und Muja heute wieder. Aber wer gewählt werden will, muss leiden. Das gilt ganz besonders für die Grünen in diesem Hamburger Stadtteil.
Nur 6,6 Prozent holten sie hier bei der vergangenen Bundestagswahl. Bis heute tut sich die Partei schwer, ärmere Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund anzusprechen.
Deshalb klingeln Blumenthal und Muja auch gar nicht erst in den Hochhaussiedlungen, sondern lassen sich von einer App die Orte zeigen, an denen die Grünen bei der Bundestagswahl 2017 ganz ordentlich abgeschnitten haben. Pro Tür ist grob eine Minute vorgesehen. „Hallo, ich bin Manuel Muja und ich kandidiere für Sie für den Bundestag. Ich würde Ihnen gerne ein paar Informationen dalassen“, Flyer in die Hand drücken und weiter. Blumenthal, die nicht zur Wahl steht, verzichtet gleich darauf, sich vorzustellen.
Die beiden Grünen bauen nicht auf größere Diskussionen an der Wohnungstür. „Wenn die Flyer im Haus liegen, hat das unterbewusst eine Wirkung“, erläutert Blumenthal. Tatsächlich knallt an diesem Tag nur eine Tür sehr deutlich zu: „Die Grünen? Wähl’ ich nicht!“
„Ich habe mit schlechterer Stimmung gerechnet“, sagt Blumenthal am Ende. Und wann überzeugt man die Wählerinnen und Wähler, die bislang noch nichts von den Grünen halten? In den nächsten Jahren, sagt Blumenthal, „es ist ein Marathon“.