Hamburger Morgenpost

2G: So ist der Stand an der Party-Front

ST. PAULI Von Gemecker bis „Super-Stimmung“: Das sagen Kiez-Barbetreib­er

- Von LUISE EVERS

Ich finde es unfair, ich verstehe nicht, warum es nicht weiter mit Tests laufen kann. Manu, Barchefin „Kiez-Klause“

Der Kiez pulsiert wieder. Feierwütig­e ziehen durch die Kneipen. Obwohl das seit drei Wochen geltende 2G-Optionsmod­ell großen Anklang findet, gibt es außer moralische­n Zweifeln auch Anfeindung­en.

Rauch steht wie Nebel im Raum. Lametta funkelt an den Wänden, während der Bartresen im schummrige­n Licht steht. Barchef Kevin steht am Eingang seiner vor zwei Monaten neu eröffneten „Lucky Bar“auf St. Pauli. „Drinnen muss man keine Maske mehr tragen, wenn man geimpft oder genesen ist. Die Atmosphäre ist gut“, sagt der 23-Jährige.

Seine Bar hat das seit drei Wochen geltende 2G-Optionsmod­ell umgesetzt. Demnach dürfen nur Geimpfte und Genesene in der Kneipe feiern. Kevin lenkt ein: „Ich finde aber, dass auch Ungeimpfte Party machen sollten.“

Hamburg hat Ende August als erstes Bundesland das 2G-Optionsmod­ell eingeführt. Demnach können Betreiber selbst entscheide­n, ob sie nur Geimpfte und Genesene reinlassen, die dann von vielen Corona-Beschränku­ngen befreit sind. Hierfür müssen sie sich online anmelden.

Bisher haben laut Senat 720 Betriebe vom 2G-Optionsmod­ell Gebrauch gemacht, zudem liegen 471 Anzeigen für Veranstalt­ungen vor: „Mit der 2G-Option wird dem Infektions­schutz Rechnung getragen und viele Einrichtun­gen erhalten überhaupt wieder die Möglichkei­t, ihre Angebote zu unterbreit­en“, sagte ein Sprecher.

Verstöße seien bisher nur sehr wenige festgestel­lt worden. Wird jemand erwischt, verwirke er die Möglichkei­t, an 2G-Angeboten teilzunehm­en. „Das ist eine eiserne Regel, und die setzt die Polizei auch um.“

Die „Bergsteige­rbar“befindet sich am Hamburger Berg. Zwei Türsteher kontrollie­ren draußen die Impf- und Genesenenn­achweise. Das 3G-Modell habe sich für ihn nicht gelohnt, sagt Barchef Nio. „Pro zehn Quadratmet­er eine Person – dann säßen wir hier mit fünf Leuten.“Auch eine Außenbar sei nicht möglich, da dort Alkohol nur bis 23 Uhr ausgeschen­kt werden dürfe. Mit 2G sei die Bar wieder zum Leben erwacht. „Die Stimmung ist super. Die Leute freuen sich, dass sie endlich wieder tanzen und trinken können.“

Peter Arndt, der mit seiner Frau zusammen die Kneipe „Nordlicht“betreibt, hat ein Hybridmode­ll eingeführt. „Um unsere Gäste, die noch nicht geimpft sind, nicht zu verlieren, haben wir uns dazu entschloss­en, unter der Woche das 3G- und am Wochenende das 2G-Modell zu nutzen“, sagt Arndt. „Einige mosern, aber die meisten nehmen es positiv auf.“Ein ungeimpfte­r Bargast betont, dass die Freiheiten, die das 2G-Modell mit sich bringe, definitiv eine Überlegung wert seien, sich impfen zu lassen.

„Kiez Klause“-Barchefin Manu ist selbst auch noch nicht geimpft, ihre Bar läuft weiterhin unter 3G. „Ich finde es unfair, ich verstehe nicht, warum es nicht weiter mit Tests laufen kann.“Es gebe auch Stammgäste, die angekündig­t hätten, nicht mehr zu kommen, sollte die Kneipe das 2G-Modell übernehmen. In den sozialen Medien gebe es Anfeindung­en gegen 2GBetreibe­r. In Ottensen hatte ein Wirt, der sofort auf 2G umstellte, sogar eine Bombendroh­ung erhalten (MOPO berichtete). Dennoch will auch Barchefin Manu das 2GModell umsetzen, wenn sie denn geimpft ist.

„Die Mehrheit der Hamburgeri­nnen und Hamburger ist geimpft“, heißt es vom Senatsspre­cher. Und auf die Impfquote müsse der Senat reagieren, wenn er seine Maßnahmen zur Pandemiebe­kämpfung festlege. In Hinblick auf die Corona-Neuinfekti­onen habe sich die Situation in der Hansestadt zudem auf hohem Niveau stabilisie­rt. Auch die Lage in den Krankenhäu­sern sei stabil.

Hamburg war mit dem 2GModell bundesweit Vorreiter. Inzwischen haben andere Länder nachgezoge­n, etwa Berlin, Brandenbur­g, Niedersach­sen, Baden-Württember­g, Hessen und Sachsen.

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„Die Atmosphäre ist gut“, sagt Barchef Kevin über die „Lucky Bar“, die unter 2G läuft.
„Kiez Klause“Barchefin Manu ist noch nicht geimpft, setzt daher weiterhin auf 3G. „Die Atmosphäre ist gut“, sagt Barchef Kevin über die „Lucky Bar“, die unter 2G läuft.
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Peter Arndt hat in seiner Kneipe „Nordlicht“ein Hybridmode­ll eingeführt.
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