Hamburger Morgenpost

Ein Derbysieg zum Einrahmen

Der Erfolg in Bremen und die große Versöhnung mit den Fans

- SIMON BRAASCH UND FLORIAN REBIN redaktion-sport@mopo.de

So eine Stimmung herrschte schon ewig nicht mehr bei der Rückfahrt. Mit Bier und lauter Musik genossen die HSV-Profis ihre 116 Kilometer lange Tour von der Weser zurück in den Volkspark, die Samstagnac­ht

wurde zum kleinen Party-Erlebnis. Ein Gefühl, das sie nun transporti­eren wollen. Nach dem schönsten Sieg seit Jahren, in einem Derby, das man lange nicht vergessen wird.

Wenn es noch eines Beweises bedurfte, wie gut ihnen das alles tat, dann lieferte Tim Walter ihn rund 13 Stunden nach dem 2:0-Triumph.

Während Tim Leibold auf dem Trainingsg­elände gerade vor TV-Kameras Rede und Antwort stand, marschiert­e Walter hinter seinem Verteidige­r durchs Bild, warf seine Arme in die Höhe und machte Faxen. Als Derbysiege­r darf man alles.

Leibold fasste unterdesse­n die HSV-Gefühlswel­t zusammen. „Es fühlt sich sehr schön an, noch schöner als nach dem Abpfiff“, erklärte der 27-Jährige. Genuss pur. Weil sie endlich wieder ein bedeutende­s Derby gewannen, wie zuletzt im März 2019 bei St. Pauli (4:0). Das Gefühl der Bremer Nacht schmeckte ähnlich.

Ein Derbysieg zum Einrahmen. Weil er hart erkämpft wurde und der HSV früh zeigte, dass er verstand, was auf dem Spiel stand. Kei

ne 80 Sekunden brauchte Walters Team zur Führung von Robert Glatzel und bewies in dem hitzigen Gefecht, in dem die Bremer Gift und Galle spuckten, auch die besseren Nerven. So, wie Moritz Heyer, der kurz vor der Pause zum 2:0 einköpfte.

Der Sieg ist das eine. Er macht die Fans stolz, die sich nach dem 2:3 aus dem August bei St. Pauli nichts sehnlicher als diesen Erfolg beim anderen großen Rivalen wünschten. Walter aber erfreute sich vor allem auch daran, „dass wir uns auflehnen gegen Entscheidu­ngen des Schiedsric­hters

und uns zusammen freuen. Das ist ein weiterer Entwicklun­gsschritt“. In der Tat sah man die HSV-Profis nach Pfiffen des Referees noch nie so vereint mit dem Schiedsric­hter diskutiere­n. Dieser Zusammenha­lt war ein Schlüssel zum Erfolg.

Und dann haben sie noch einen neuen Verbündete­n, den sie lange vermissten. Spielglück lautet sein Name. Erst beim späten Siegtor gegen Sandhausen (90.+6), nun bei manch kniffliger Entscheidu­ng

in Bremen, gepaart mit Werders Abschlusss­chwäche. „Glück und Pech liegen nah beieinande­r“, weiß Leibold. „Das Glück war bei uns, den Schwung wollen wir mitnehmen. Das kann uns tragen.“

Der Moment spricht für den HSV. Nun müssen sie ihn nutzen. Der Derbysiege­r liegt nur noch zwei Zähler hinter der Spitze, empfängt am Sonntag Nürnberg zum Topspiel. Dann gilt es, die Bremer Nacht zu veredeln.

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 ??  ?? Pures Glück in allen Augen: Die HSV-Profis feiern das 2:0 im Bremer Weserstadi­on mit ihren rund 1000 mitgereist­en Fans.
Pures Glück in allen Augen: Die HSV-Profis feiern das 2:0 im Bremer Weserstadi­on mit ihren rund 1000 mitgereist­en Fans.
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