Ein Schiri unter DauerFeuer
Referee zieht den Zorn der Bremer auf sich. Vorbildlich: Stadionsprecher schlichtet
Emotionen, Dramatik, zwei Platzverweise und jede Menge knifflige Entscheidungen – der erste NordKlassiker seit 2018 lieferte alles, was in den Vorjahren fehlte. Schiedsrichter Sascha Stegemann (36) wird seinen Freundeskreis nach dieser Partie womöglich neu sortieren müssen.
Es ist vor allem die Szene aus der 36. Minute, die sie in Bremen noch immer diskutieren. Der Zweikampf zwischen HSV-Kapitän Sebastian Schonlau und Marvin Ducksch, der Kontakt am Knie und der Sturz des Bremers – für Stegemann kein Strafstoß. „Das war ein klarer Elfer“, sagte Ducksch. Und im Hamburger Lager werden sie wissen, dass die Nummer auch anders hätte enden können. Elfmeter und Gelb-Rot für Schonlau wegen einer Notbremse wären dann die Folge gewesen.
Die strittigste Szene des hitzigen Derbys, in dem der HSV das Glück hatte, dass Stegemann sich selten vom Publikum beeinflussen ließ. Gelb-Rot gegen Werders Christian Groß (nach der Grätsche gegen HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes/32.) war nötig. Auch die Rücknahme des Bremer 1:1, weil sich Mitchell Weister vor Duckschs Freistoß verbotenerweise in die HSV-Mauer gestellt hatte (42.). Eine dumme Aktion des Bremers, der die seit 2019 geltende Regel nicht kannte. „Kann vorkommen“, sagte HSV-Verteidiger Tim Leibold, aber: „Mitch ist nicht erst seit gestern dabei. Ich hätte von ihm erwartet, dass er die Regel kennt. Glück für uns.“
Für die Geste des Abends sorgte Arnd Zeigler. Werders Stadionsprecher half mit, dass das Fass auf den Tribünen nicht komplett überlief und unterrichtete die schäumende Menge in der Halbzeitpause, dass der Treffer zu Recht aberkannt wurde.
Und Stegemann? Der tat dann Werder zumindest noch einen kleinen Gefallen, als er Schonlau mit Gelb-Rot zum Duschen schickte (52.). „Eine Konzessionsentscheidung“, wie HSV-Trainer Tim Walter vermutete. Letztlich aber nur ein kleines Übel an einem Abend, der Kniffliges in Hülle und Fülle bot.