„Mein Thema ist die Nachhaltigkeit“
Direktkandidat der CDU für den Bundestag über seine Ziele nach der Wahl
Im Podcast „Wie ist die Lage?“spüren wir seit über einem Jahr tagesaktuellen Fragen nach. Dafür spricht Gute-Leude-Chef Lars Meier fast jeden Tag mit einer Hamburger Persönlichkeit – sie alle kommen eine Viertelstunde im Podcast zu Wort. Wir möchten von ihnen wissen, wie Hamburg denkt und was die Menschen in der Hansestadt bewegt. Diese Woche macht dies Asklepios möglich. Die Gespräche finden über das Telefon statt. In der Woche vor der Bundestagswahl spricht PR-Profi Lars Meier mit Hamburger Kandidaten. Heute: Rüdiger Kruse (CDU).
Lars Meier: Herr Kruse, im Wahlkampf verzichten Sie auf das CDU-Logo bei Ihren Botschaften. Was macht Sie so sicher, dass Sie es so wieder in den Bundestag schaffen? Rüdiger Kruse: Ganz so minimalistisch ist es nicht. CDU steht überall drauf. Ich benutze nur nicht den zusätzlichen Kreis, sondern die Symbole der Nachhaltigkeit, weil das mein Thema ist.
Sie bedienen sich der 17 Nachhaltigkeitsziele der UN. In der Politik werden diese oft nicht erreicht. Wie viele Ziele wollen Sie erreichen?
Das wichtigste Ziel ist der Klimaschutz, das wir aber nicht erreichen werden, wenn wir die wirtschaftlichen und sozialen Belange nicht bedenken. Der Vorteil von Nachhaltigkeit ist ja, dass alles zusammengedacht wird. Es gibt Ziele mit sehr harten Indikatoren wie zum Beispiel Klimaschutz. Und so bequem es ist, sich Wischiwaschi-Ziele zu setzen, bin ich sehr dafür, in der Politik sehr harte, messbare Ziele zu haben.
Als langjähriger Geschäftsführer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald haben Sie beim Klimaschutz durchaus Glaubwürdigkeit. Ist das ein Profil, das der CDU auf Bundesebene vielleicht doch etwas fehlt?
Nachhaltigkeit passt auf jeden Fall zur Union. Nach dem Krieg hat sie die Versöhnung von Arbeit und Kapital auf den Weg gebracht, was zur sozialen Marktwirtschaft führte. Dazu bauen wir jetzt noch den Umweltschutz ein. Wichtig ist, dass die CDU nicht die Partei ist, die die härtesten Forderungen im Umweltschutz oder der Wirtschaft stellt, sondern die Partei, die die Interessen und Forderungen der Menschen am besten zusammenbringen kann und die Umsetzung ermöglicht.
Wie sehr schielen Sie auf den Bundestagswahlkampf?
Tatsächlich führen wir ja zwei Wahlkämpfe: einen im Wahlkreis und einen bundesweit. Dass Dinge auch anders kommen können als in Umfragen, haben wir in Sachsen-Anhalt gesehen. Dort lag die CDU bei schlappen 25 Prozent und kam am Ende mit 37 Prozent heraus. Ich bin sehr sicher, dass wir bundesweit ein Ergebnis holen werden, das deutlich über den Umfragen liegt, und den Kanzler stellen werden. Im Wahlkreis ist es sehr spannend, weil meine beiden Mitbewerber auch sehr starke Kandidaten sind.
Steffen (Grüne) und Niels Annen (SPD) wohl?
Sie haben beide ein interessantes Profil. Till Steffen ist Justizpolitiker und profiliert sich dort, Niels Annen macht Außenpolitik. Ich mache eben Nachhaltigkeit und kümmere mich auch darum, dass Hamburg vom Bund gut unterstützt wird. Zwischen diesen drei Profilen kann man wählen. Was man wissen muss, ist, dass Niels Annen und Till Steffen jeweils über ihre Landesliste abgesichert sind. Wenn es optimal läuft und ich den Wahlkreis gewinne, hat Eimsbüttel drei Abgeordnete im Bundestag.
Hamburgs Ex-Bürgermeister Ole von Beust unterstützt Sie im Wahlkampf. Wie kam es dazu?
Er wohnt in meinem Wahlkreis und wir treffen uns regelmäßig. Wir waren ja auch zu seinen Regierungszeiten stets im Austausch und als Team gut. Ich habe als Abgeordneter das erste Klimaschutzprogramm für Hamburg maßgeblich geschrieben. Da war es naheliegend, ihn zu fragen. Und er hat sofort zugesagt.
Was wollen Sie damit bewirken?
Die CDU in Hamburg ist ja in einer „Moll-Phase“nach den schlechten Ergebnissen der letzten Bürgerschaftswahl. Und man muss mal daran anknüpfen, dass wir mit Ole von Beust mal die absolute Mehrheit gestellt haben. Die Regierungsphase, die wir damals hatten, war eine sehr gute, finde ich. Da war viel Innovation drin. Darum habe ich mir gesagt, dass es für die Hamburger CDU richtig ist, daran anzuknüpfen.
Ihre 17 Themen für den Wahlkampf sind eher global. Was wollen Sie für Hamburg und speziell Eimsbüttel schaffen?
Wenn Sie Hamburg nachhaltig machen, ist das spannender als beispielsweise Frankfurt. Frankfurt hat Banken und Rechenzentren, da müssen Sie möglichst viel grünen Strom reinpumpen, einen guten öffentlichen Nahverkehr machen und ein paar Fahrräder aufstellen. Wir haben in Hamburg hingegen einen Hafen, ein Stahlwerk, eine Kupferhütte und produzieren Aluminium. Wir haben alles, was viel CO2 produziert. Wenn Sie Hamburg nachhaltig machen, haben Sie einen Blueprint für die ganze Welt. Das ist das Spannende an Hamburg und auch an meinem Wahlkreis. Wir haben in Eimsbüttel einen Weltmarktführer für die Produktion von IT-Technik und mit Beiersdorf ein sensationell gutes Unternehmen. Wir haben auch eine Fülle von Start-ups.
Was ist anstrengender? Wahlkampf oder Sitzungswochen mit Haushaltsausschuss?
Man kann die heiße Wahlkampfphase mit den Sitzungswochen mit Haushaltsberatungen von September bis Mitte November vergleichen, wo man bis zum späten Abend gefordert ist. Wahlkampf ist natürlich etwas anders, wenn man zum Beispiel das Laufen von Tür zu Tür nimmt. Die Tage sind halt lang, aber Politik ist eben keine Kurzstrecke, sondern eher wie ein Marathon.