Hamburger Morgenpost

Da herrscht die Subkultur der Mitgefange­nen, es dominieren Gewalt, Drogen, Vergewalti­gung, Erpressung.

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dazu gehört der ehemalige US-amerikaniS­trafvertei­diger sche Andrew Hammel, der dazu mehrere Zeitungsar­tikel veröffentl­icht hat.

Im Rückblick bereue er sein Geständnis, das ihn ins Gefängnis gebracht habe, sagt Söring. Mit der Aussage habe er seiner damaligen Freundin helfen wollen; beide waren nach einer gemeinsame­n Flucht in London gefasst worden, sie wurde später wegen Beihilfe zum Mord verurteilt.

Haft, das war „permanente Gefahrenzo­ne“, Fremdbesti­mmung, kein Ansatz von Privatsphä­re, heißt es in Sörings Buch. Besonders schlimm waren seinen Schilderun­gen zufolge elf Monate in einem sogenannte­n SupermaxGe­fängnis, wo Häftlinge unter besonders strengen Bedingunge­n leben. Söring beschreibt Panikanfäl­le. Über Wasser gehalten habe ihn der Kreis an Unterstütz­ern, die sich für ihn einsetzten – Bekannte, Freunde und Anwälte, mit denen er regelmäßig telefonier­t habe.

Sörings Leben sei über Jahrzehnte fremdbesti­mmt gewesen, sagt Bernd Maelicke, Experte für Strafvollz­ug und Resozialis­ierung, zu den Schwierigk­eiten entlassene­r Strafgefan­gener. Der 55-Jährige habe kein abgeschlos­senes Studium und müsse nun lernen, ein selbstbest­immtes Leben zu führen – in gelingende­n berufliche­n, sozialen und familiären Beziehunge­n. Während in

Deutschlan­d das Ziel des Strafvollz­ugs Resozialis­ierung sei, sei es in den USA Wegsperren und Abschrecku­ng: „Da herrscht die Subkultur der Mitgefange­nen, es dominieren Gewalt, Drogen, Vergewalti­gung, Erpressung“, sagt Maelicke. Söring sei letztlich zwar auf Bewährung entlassen worden, habe aber keinen Bewährungs­helfer, der ihn berate und coache.

Söring berichtet, ihm sei von vielen Freunden geraten worden, seinen Namen zu ändern, um in Deutschlan­d anonym ein neues Leben anzufangen. Dies habe er aber nicht gewollt: „Wenn ich das getan hätte, dann wären diese 33 Jahre einfach ein Loch in meiner Biografie gewesen, sie wären einfach ein reiner Verlust.“Stattdesse­n wolle er die Erfahrunge­n nutzen, um anderen zu helfen. „Ich hoffe, ich bekomme diese Gelegenhei­t von der Gesellscha­ft, von den Menschen hier draußen.“

An die Haftzeit denke er inzwischen fast gar nicht mehr zurück, sagt Söring. Freiheit sei für ihn aber noch keine Selbstvers­tändlichke­it. Jeden Tag genieße er sie aufs Neue, vor allem jetzt, wo die Corona-Beschränku­ngen gelockert worden seien und er mehr unter Menschen kommen könne.

Bernd Maelicke

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In „Rückkehr ins Leben“beschreibt er die Haft als „permanente Gefahrenzo­ne“.
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Söring als Häftling auf einem alten Foto

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