Hamburger Morgenpost

Organisier­te Kriminalit­ät wuchert über den Kiez hinaus

ANSTIEG Hamburg liegt im bundesweit­en Länderverg­leich schon auf Platz 8

- Von RÜDIGER GAERTNER

Die Tentakel der organisier­ten Kriminalit­ät greifen um sich. In zunehmende­m Maße bereichern sich Kriminelle und Clans mit illegalen Geschäften. Laut Bundeskrim­inalamt erbeuteten die Täter dabei im Jahr 2020 bundesweit ein Vermögen von mehr als einer Milliarde Euro. Auch in Hamburg machen viele Täter dunkle Geschäfte und katapultie­ren die Hansestadt im bundesweit­en Länderverg­leich auf Platz 8.

Clan-Mitglieder, die behördlich­e Hilfe zum Lebensunte­rhalt beziehen, aber in teuren Villen leben, Luxus-Autos fahren und in Maßanzügen durch die Stadt kurven: Immer wieder finden die Ermittler von Landes- und Bundeskrim­inalamt (LKA und BKA) bei durchgefüh­rten Razzien wundersame Reichtümer bei den Verdächtig­en, die offiziell mittellos sind oder keiner geregelten Beschäftig­ung nachgehen.

Bundesweit wurde ein Anstieg solcher Fälle verzeichne­t. Die auf kriminelle Weise erlangten Vermögensw­erte stiegen im Gegensatz zu 2019 um 58 Prozent. Von 644 Millionen Euro auf über eine Milliarde Euro, vornehmlic­h realisiert durch illegale Geschäfte und Geldwäsche. Deshalb sind auch immer öfter Fahnder von Finanzamt und Zoll bei den Razzien dabei.

Auch in Hamburg ist das Bekämpfen der Organisier­ten Kriminalit­ät ein fester Bestandtei­l der Polizeiarb­eit. In einer vom BKA veröffentl­ichten Statistik liegt Hamburg unter allen Bundesländ­ern auf Platz 8 (Spitzenrei­ter ist Nordrhein-Westfalen, wo die Zahl der Ermittlung­sverfahren am höchsten ist).

Waren die Fahnder früher vornehmlic­h auf dem Kiez rund um das Rotlicht-Milieu erfolgreic­h, so haben sie es heutzutage mit einem dichten Netzwerk unterschie­dlichster Geschäftsp­raktiken im gesamten Stadtgebie­t zu tun. Allen voran dubiose Shisha-Bars sind in den Fokus der Ermittlung­en gerückt. „Neben unversteue­rtem Tabak entdeckten Polizisten bei Razzien auch immer wie

der Hinweise auf illegales Glücksspie­l“, sagt Lars Osburg, stellvertr­etender Landesvors­itzender der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP), zur MOPO.

Erst am vergangene­n Freitag rückten Fahnder von Polizei, Zoll und Finanzamt zu einer Großrazzia in mehreren Hamburger Stadtteile­n an. Es gab Festnahmen, Waffen wurden sichergest­ellt. „Die Szene zeigt sich ‚posend‘ mit hochmotori­sierten und teuren Autos. Bei den Besuchern der Shisha-Bars wurden nicht selten hohe Geldbeträg­e gefunden“, sagt Osburg. Die Gewerkscha­ft der Polizei fordert, dass noch rigoroser durchgegri­ffen wird, um der Szene zu verdeutlic­hen, dass ihre Handlungsw­eise nicht hingenomme­n wird.

Die Gewerkscha­ft regt zudem an, dass auch in Hamburg wie in Berlin eine Koordinier­ungsstelle im Bezirksamt eingericht­et wird. Hier laufen Ermittlung­en zusammen und werden dann mit zielgerich­teten Maßnahmen durch Polizei, Zoll und Finanzamt verfolgt. „Dadurch könnten komplexe Sachverhal­te wie zum Beispiel bei der Geldwäsche viel besser durchleuch­tet werden“– sagt GdP-Vize Osburg zur MOPO.

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Polizei, Steuerfahn­dung und Zoll müssen immer häufiger zu Razzien ausrücken.

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