„Ich bin sehr in Hamburg verwurzelt“
Der Musiker über „Norbert und die Feiglinge“und den FC Bayern
Im Podcast „Wie ist die Lage?“spüren wir seit über einem Jahr tagesaktuellen Fragen nach. Dafür spricht Gute-Leude-Chef Lars Meier fast jeden Tag mit einer interessanten Hamburger Persönlichkeit: Macher:innen, Musiker:innen, Models und Politiker:innen, genauso wie Sportler:innen, Freiberufler:innen und Helfer:innen – sie alle kommen eine Viertelstunde im Podcast zu Wort. Wir möchten von ihnen wissen, wie Hamburg denkt und was die Menschen in der Hansestadt bewegt. Heute macht dies das Mercado möglich. Die Gespräche finden über das Telefon statt. In der aktuellen Folge spricht PRProfi Lars Meier mit Norbert Bohnsack von „Norbert und die Feiglinge. Lars Meier: Herr Bohnsack, letzte Woche ist es gefühlt nach Jahren wieder passiert, und zwar hoch und spektakulär: Bayern hat verloren. Vor 25 Jahren haben Sie mit „Norbert und die Feiglinge“ein Lied mit diesem Titel geschrieben. Wie kam es damals dazu?
Norbert Bohnsack: Wir waren schon immer HSV-Fans. Und ich habe es damals immer gehasst, dass Bayern München die Spieler aus den anderen Vereinen herausgekauft hat, gerade auch beim HSV. Ich erinnere mich an ein Spiel im Volksparkstadion, zu dem wir mit einem R4 gefahren sind. Im strömenden Regen verlor der HSV 3:0. Da kam dieser Wunsch auf. Ich war dann einmal im Münchener Olympiastadion, wo der VfL Bochum 2:1 gegen die Bayern gewann. Es war eines der schönsten Erlebnisse,
die ich je hatte.
Und dann dichteten Sie „Bayern hat verloren“. Gab es Reaktionen aus München?
Wir haben mal vor einem Spiel von Werder Bremen gegen die Bayern auf einer Bühne vor dem Weserstadion gespielt. Bremen lag 0:2 zurück, drehte das Spiel aber noch auf 3:2. Willy Lemke (damaliger Manager der Bremer, Anm. d. R.)
kam raus und sagte zu uns, dass wir unbedingt reinkommen müssten. Wir durften dann in den VIP-Bereich, wo die Mannschaft der Bremer war und ganz viele Journalisten. Keine Ahnung, wo eigentlich die Bayern waren. Dort durften wir dann jedenfalls noch mal unser Lied spielen.
Reaktionen aus München gab es aber nie?
Uli Hoeneß (damaliger Mana
Anm. d. R.)
ger des FC Bayern, soll gesagt haben: „Ja, ich kenne das Lied.“Aber wir haben mal bei Borussia Dortmund auf der Meisterfeier vor 20.000 Leuten auf dem Friedensplatz gespielt.
Mit dem Ruhrgebiet verbindet man auch die Manta-Welle. Auf der sind Sie mit „Manta, Manta“auch geritten. Was ist danach passiert?
Eigentlich waren wir eine Band, die aus einem Schüler-Kabarett hervorgegangen war. Wir haben in Hamburg Straßen- und Kneipenmusik gemacht. Dann haben wir diese Platte veröffentlicht, die plötzlich in die deutschen Charts einstieg.
Das flog uns dermaßen um die
Ohren, dass wir gar nicht mehr verstanden haben, was eigentlich los war. Die Manta-Welle kam tatsächlich erst danach. Wir waren da wirklich die Wegbereiter. Es gab zwar vorher schon Sachen über Mantas, das war aber eher ein Randthema. Dass es dann eine solche Wucht bekam, begann tatsächlich erst mit unserem Titel.
Wenn es von den Bayern keine Reaktion gab, kam denn was von Opel?
Es gab ein offizielles Statement, in dem es hieß, dass die Firma Opel sich vorbehält, keine Meinung zu dem Titel zu haben. Die wollten dann auch keinen Imageschaden haben. Opel brachte damals den Calibra als Manta-Nachfolger heraus. Und den wollten sie wohl nicht beschädigen.
1999 haben Sie sich aufgelöst. Was ist in den Jahren danach passiert? War Schluss mit Blödelei und Musik?
Also, „Bayern hat verloren“ist ja nicht Blödelei. Ernsthaft: Ich bin dem Thema ein bisschen treu geblieben und mache seit vielen Jahren Texte für „Spongebob Schwammkopf“. Da nehmen wir mit den OriginalSprechern Platten auf und ich darf die Texte schreiben, die sie dann singen. Und sie können alle ganz gut singen.
Was inspiriert Sie heutzutage? Hilft Ihnen Hamburg dabei?
Ich bin sehr in Hamburg verwurzelt und mache auch gerade Sachen über Hamburg. Die sind allerdings noch nicht veröffentlicht. Das beschäftigt mich auch sehr. Ansonsten bin ich aktiver Zeitungsleser, also so richtig in Papierform.
Und von „Spongebob“-Texten kann man leben? Oder machen Sie auch andere Sachen? Tatsächlich bin ich hauptberuflicher Textdichter, aber nicht alleiniger Familienernährer.
Die Zeit physischer Tonträger ist vorbei. Die goldenen Jahre mit Groupies und viel Geld haben Sie noch mitbekommen, oder?
Viel Geld war das eigentlich nicht. Es gab ein bisschen Geld, hauptsächlich für die Live-Auftritte. Wir haben nie so viele Platten verkauft. Wir waren eine Independent-Band und haben das selbst gemacht, waren also nicht bei einem Major Label. Das führte auch dazu, dass die Sachen lange Zeit nicht zugänglich waren. Erst jetzt haben wir angefangen, die Sachen bereitzustellen, damit man sie auch mal streamen kann. „Norbert und die Feiglinge“waren wirklich verschwunden.
Wo sind Sie live aufgetreten?
Die normalen Bühnen in Hamburg haben wir alle bespielt, glaube ich. Wir waren nicht so groß, dass wir mal in der Alsterdorfer Sporthalle aufgetreten sind, aber für die Große Freiheit oder die Fabrik hat es gereicht. Auch Knust oder Logo.
Im nächsten Jahr tritt ABBA wieder auf, zumindest animiert. Werden Sie vielleicht auch noch mal ein BühnenComeback wagen, wenn Bayern beispielsweise noch häufiger verliert?
Ausgeschlossen ist nichts, aber wir haben uns seit damals sehr auseinanderentwickelt. Ich glaube nicht so richtig daran. Aber man soll ja niemals nie sagen.
Die ganze Folge gibt es hier zum Nachhören. Darin verrät Norbert Bohnsack auch seine drei Lieblings-Cafés.