Tina gegen Tina
Musik-Ikone klagt gegen Doppelgängerin, dürfte aber verlieren
KARLSRUHE – Es gibt so Gerichts-Prozesse, die klingen für den Laien erst mal wie ein schlechter Witz. Aber für die Beteiligten geht es um viel, sonst würden sie ja nicht juristisch streiten. Musik-Ikone Tina Turner (81) könnte es sich gut gehen lassen in ihrem Haus am Zürichsee, sollte man meinen. Aber nun zieht sie vor den Bundesgerichtshof in Karlsruhe. In ihrem Visier: eine Doppelgängerin!
Da ist Musik drin: Sieht die falsche Tina Turner dem Original zu ähnlich und werden Fans mit Werbeplakaten für eine Tribute-Show in die Irre geleitet? Darauf zu sehen ist Turner-Doppelgängerin
Dorothea „Coco“Fletcher und der Titel „Simply The Best – Die Tina Turner Story“. Doch die OriginalTurner hat nichts mit der Produktion zu tun und geht gegen die Verwendung ihres Namens und ihres „Bildnisses“vor – Betrachtende könnten ihres Erachtens wegen der Ähnlichkeit zwischen Fletcher und ihr davon ausgehen, sie selbst sei auf den Plakaten abgebildet. Sie klagt auf Unterlassung.
Nach der Verhandlung am Donnerstag in Karlsruhe darf sich Turner allerdings nicht allzu große Hoffnungen machen. Nach einem Sieg vor dem Landgericht Köln hatte schon das Oberlandesgericht Köln das Urteil kassiert und der Kunstfreiheit mehr
Gewicht gegeben als dem Recht am eigenen Bild und am eigenen Namen. Der Vorsitzende BGH-Richter Thomas Koch sagte, in einer ersten Einschätzung neige der Senat dazu, dieses Urteil „für richtig zu erachten“. Seine Entscheidung verkündet der BGH am 24. Februar.
Immerhin habe Turner sich vor mehr als zehn Jahren offiziell zurückgezogen und seither kein Comeback verkündet, was eingefleischte Fans ja wüssten, sagte Richter Koch. Ferner geht es um die Frage, ob Rechte von Turner verletzt werden.
Er habe aber den Eindruck bekommen, dass hinter dem Streit ein weiterer Aspekt stecke, sagte Koch: 2019 feierte „Tina – Das Tina Turner Musical“Deutschland-Premiere auf der Reeperbahn. Es wurde von Stage Entertainment entwickelt – und zwar im Unterschied zur „Tina Turner Story“in enger Zusammenarbeit mit der Musiklegende selbst. Seit Oktober hat das Operettenhaus die Show wieder im Programm – direkte Konkurrenz also.