WM-Aus unter Schmerzen
TISCHTENNIS Drama im Halbfinale von Houston. Boll verpasst mit 40 Jahren das Finale knapp
Timo Boll war ganz dicht dran – doch den ersehnten Finaleinzug bei der WM in Houston hat der knapp 41-Jährige nach einem Drama verpasst. Bronze gab es als Trostpflaster.
„Ich bin glücklich, es geschafft zu haben, noch einmal bei einer WM eine Medaille zu gewinnen“, sagte Boll, nachdem er im Halbfinale beim 3:4 gegen den halb so alten Truls Möregard einen 2:0-Satzvorsprung aus der Hand gegeben hatte: „Mit fast 41 kann das wirklich keiner mehr erwarten, das ist eine wirklich schöne Geschichte.“Und fast wäre es auch ein Märchen geworden.
Boll, der sich seit Turnierbeginn mit schmerzhaften Bauchmuskelproblemen herumgeplagt hatte, wehrte sich, kämpfte, gab alles und lieferte ein Spektakel ab, die Halle tobte – aber es sollte nicht reichen. Das „Adrenalin“habe ihm zwar geholfen, „den Schmerz ein bisschen zu übergehen“, sagte Boll nach dem Thriller. Und „wenn du dann in Führung bist und bei 3:2 merkst, dass der Gegner nervös wird, dann willst du es auch irgendwie packen und den Sack zumachen. Es tut einem weh, wenn man es nicht schafft und man merkt, der Gegner findet einfach gute Lösungen. Er war am Ende auch einen Tick besser.“
Mit 40 Jahren und 264 Tagen ist Boll nun der älteste WM-Medaillengewinner seit der ersten Auflage 1926 in London, der Rekordeuropameister sicherte sich nach 2011 seine zweite Bronzemedaille. „Das schmerzt zwar, aber am Ende muss ich das anerkennen und sagen: Mehr ging einfach nicht“, sagte Boll nach dem Duell der Generationen. Als Möregard gerade geboren war, holte
Boll, einst ein Vorbild des jungen Schweden, 2002 seinen ersten EM-Titel.
Viertelfinale 2007, 2013, 2015 und 2017, Bronze 2011 und jetzt in Texas – doch noch nie hat es für das große Finale gereicht, ausgerechnet jetzt, mit knapp 41, war Boll ganz dicht dran. Eine riesige Chance, doch der Körper streikte. Was für ein Drama. Die Süddeutsche Zeitung nannte Boll eine „leidende Legende“.