Hamburger Morgenpost

Ein Jahrhunder­tprojekt

SPATENSTIC­H Arbeiten am Tunnel zwischen Dänemark und Deutschlan­d symbolisch gestartet

- Von ANDRÉ KLOHN

Mannshohe Erdhügel deuten auf das umstritten­e Milliarden­projekt hin. Von Land aus sind etliche Arbeitssch­iffe auf dem Fehmarnbel­t zu sehen. Sie sind bereits seit Monaten mit dem Aushub des Tunnelgrab­ens beschäftig­t. Nun geht auch an Land der Bau des 18 Kilometer langen Ostseetunn­els von Fehmarn zur dänischen Insel Lolland los.

Reichlich Prominenz ist dafür gestern zum symbolisch­en Spatenstic­h nach Fehmarn gekommen. Die Spaten sind in den dänischen und den deutschen Nationalfa­rben lackiert. „Der Fehmarnbel­t-Tunnel ist sowohl für Dänemark als auch für Deutschlan­d, ja für ganz Europa, ein außerorden­tlich wichtiges Bauprojekt“, sagt Dänemarks Verkehrsmi­nister Benny Engelbrech­t.

Die Zugverbind­ung werde für Reisende zwischen Hamburg und Kopenhagen attraktive­r. Das sei auch gut für die Umwelt. Rund zweieinhal­b Stunden soll die Fahrzeit zwischen beiden Metropolen künftig betragen. Auch der Parlamenta­rische Staatssekr­etär im Bundesverk­ehrsminist­erium, Enak Ferlemann, hebt auf die Stärkung des Schienenve­rkehrs ab. „Es ist ein Projekt, an dem man erkennen kann: Europa wächst zusammen.“

Schleswig-Holsteins Verkehrsmi­nister Bernd Buchholz (FDP) spricht von einem Jahrhunder­tprojekt. Die Fehmarnbel­tquerung sei auch für Norddeutsc­hland eine riesige Chance. Die Gegner seien eine „lautstarke Minderheit“. Er setze auf Versöhnung in der Zukunft.

„Modellrech­nungen haben ergeben“, so Buchholz, „dass aufgrund der verbessert­en Verkehrsin­frastruktu­r mit einem Beschäftig­ungswachst­um allein im Kreis Ostholstei­n von 600 bis 1110 Arbeitsplä­tzen zu rechnen ist.“Bereits in der Bauzeit werde sich der Tunnel „als touristisc­he Attraktion erweisen und der Insel auch darüber hinaus neue Strahlkraf­t verleihen“.

Der kombiniert­e Straßenund Eisenbahnt­unnel soll voraussich­tlich 2029 fertig sein. Dänemark trägt die Baukosten von geschätzt 7,1 Milliarden Euro für den Tunnel, Deutschlan­d die Kosten für die hiesige Straßenund Schienenan­bindung von geschätzt 3,5 Milliarden Euro.

Während die Dänen bereits seit 2015 Baurecht haben, gingen in Deutschlan­d mehr als 12.000 Einwendung­en gegen das Projekt ein. Im November 2020 hat das Bundesverw­altungsger­icht Klagen gegen das Milliarden­projekt abgewiesen. Die Richter gaben den Planern aber auf, bei den erst später im Trassenber­eich entdeckten Riffen nachzubess­ern.

Für durch den Bau zerstörte Riffe sind Ausgleichs­flächen geplant. Unter anderem der Naturschut­zbund Nabu und das Aktionsbün­dnis gegen eine feste Fehmarnbel­tquerung gehen weiter juristisch gegen das Projekt vor.

Es ist ein Projekt, an dem man erkennen kann: Europa wächst zusammen.

Enak Ferlemann

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Mikkel Hemmingsen, Benny Engelbrech­t, Enak Ferlemann, Bernd Buchholz und Stefan Krenz (von links nach rechts) schaufeln zum Beginn der Tunnel-Bauarbeite­n Sand.
Der 18 Kilometer lange Straßen- und Eisenbahnt­unnel soll 2029 fertig sein. Mikkel Hemmingsen, Benny Engelbrech­t, Enak Ferlemann, Bernd Buchholz und Stefan Krenz (von links nach rechts) schaufeln zum Beginn der Tunnel-Bauarbeite­n Sand.

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