Ein Jahrhundertprojekt
SPATENSTICH Arbeiten am Tunnel zwischen Dänemark und Deutschland symbolisch gestartet
Mannshohe Erdhügel deuten auf das umstrittene Milliardenprojekt hin. Von Land aus sind etliche Arbeitsschiffe auf dem Fehmarnbelt zu sehen. Sie sind bereits seit Monaten mit dem Aushub des Tunnelgrabens beschäftigt. Nun geht auch an Land der Bau des 18 Kilometer langen Ostseetunnels von Fehmarn zur dänischen Insel Lolland los.
Reichlich Prominenz ist dafür gestern zum symbolischen Spatenstich nach Fehmarn gekommen. Die Spaten sind in den dänischen und den deutschen Nationalfarben lackiert. „Der Fehmarnbelt-Tunnel ist sowohl für Dänemark als auch für Deutschland, ja für ganz Europa, ein außerordentlich wichtiges Bauprojekt“, sagt Dänemarks Verkehrsminister Benny Engelbrecht.
Die Zugverbindung werde für Reisende zwischen Hamburg und Kopenhagen attraktiver. Das sei auch gut für die Umwelt. Rund zweieinhalb Stunden soll die Fahrzeit zwischen beiden Metropolen künftig betragen. Auch der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann, hebt auf die Stärkung des Schienenverkehrs ab. „Es ist ein Projekt, an dem man erkennen kann: Europa wächst zusammen.“
Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) spricht von einem Jahrhundertprojekt. Die Fehmarnbeltquerung sei auch für Norddeutschland eine riesige Chance. Die Gegner seien eine „lautstarke Minderheit“. Er setze auf Versöhnung in der Zukunft.
„Modellrechnungen haben ergeben“, so Buchholz, „dass aufgrund der verbesserten Verkehrsinfrastruktur mit einem Beschäftigungswachstum allein im Kreis Ostholstein von 600 bis 1110 Arbeitsplätzen zu rechnen ist.“Bereits in der Bauzeit werde sich der Tunnel „als touristische Attraktion erweisen und der Insel auch darüber hinaus neue Strahlkraft verleihen“.
Der kombinierte Straßenund Eisenbahntunnel soll voraussichtlich 2029 fertig sein. Dänemark trägt die Baukosten von geschätzt 7,1 Milliarden Euro für den Tunnel, Deutschland die Kosten für die hiesige Straßenund Schienenanbindung von geschätzt 3,5 Milliarden Euro.
Während die Dänen bereits seit 2015 Baurecht haben, gingen in Deutschland mehr als 12.000 Einwendungen gegen das Projekt ein. Im November 2020 hat das Bundesverwaltungsgericht Klagen gegen das Milliardenprojekt abgewiesen. Die Richter gaben den Planern aber auf, bei den erst später im Trassenbereich entdeckten Riffen nachzubessern.
Für durch den Bau zerstörte Riffe sind Ausgleichsflächen geplant. Unter anderem der Naturschutzbund Nabu und das Aktionsbündnis gegen eine feste Fehmarnbeltquerung gehen weiter juristisch gegen das Projekt vor.
Es ist ein Projekt, an dem man erkennen kann: Europa wächst zusammen.
Enak Ferlemann