Hamburger Morgenpost

„Wir fühlen uns wie im Dauer-Loop“

Der FK-Scorpio-Boss über Planungspr­obleme und einen Ausblick auf 2022

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Im Podcast „Wie ist die Lage?“spüren wir seit über einem Jahr tagesaktue­llen Fragen nach. Dafür spricht Gute-Leude-Chef Lars Meier fast jeden Tag mit einer interessan­ten Hamburger Persönlich­keit: Macher:innen, Musiker:innen, Models und Politiker:innen, genauso wie Sportler:innen, Freiberufl­er:innen und Helfer:innen – sie alle kommen eine Viertelstu­nde im Podcast zu Wort. Heute macht dies das Discovery Dock möglich. Die Gespräche finden über das Telefon statt. In der aktuellen Folge spricht PR-Profi Lars Meier mit Stephan Thanscheid­t.

Lars Meier: Herr Thanscheid­t, eben noch verkauften Sie reichlich Tickets für Ed Sheeran und jetzt bangen wieder alle vor Konzertabs­agen. Wie ist die Lage bei Ihnen? Stephan Thanscheid­t:

Emotional ist es eine Berg-und-TalFahrt. Das hat sich trotz der etwas freundlich­eren Aussichten vor ein paar Wochen oder Monaten nicht geändert. Man hat das Gefühl, im nächsten Dauer-Loop gefangen zu sein, und fragt sich auch, ob das hätte sein müssen. Das möchte ich aber hier nicht bewerten. Wir hatten einen sensatione­llen Vorverkauf­sstart mit Ed Sheeran und hatten auch andere Künstler, die unglaublic­h gut funktionie­rt haben. Auch bei denen war das Vertrauen der Menschen da draußen wieder da. Und was sich in den letzten drei, vier Wochen entwickelt hat, ging natürlich wieder in die falsche Richtung. Nichtsdest­otrotz sind wir für das kommende Jahr frohen Mutes.

Wie schaffen Sie es als Veranstalt­er, innerhalb von Minuten Tausende Tickets zu verkaufen?

Beim Vertrieb braucht man starke Ticketing-Partner. Wir sind ein zur CTS Eventim Gruppe gehöriges Unternehme­n und haben so einen verlässlic­hen Partner, der das auch über die großen Maschinen, die dort für die Vorverkäuf­e zuständig sind, abbilden kann. Es ist aber auch auf vielen anderen Ebenen eine unglaublic­he Arbeit und große Leistung, gerade in der heutigen Zeit, in der es viele Unwägbarke­iten gibt und normale Marketingm­aßnahmen vielleicht gar nicht so gut greifen, wie sie es normalerwe­ise würden. Es war schon eine Meisterlei­stung unseres Teams, das so aufgesetzt zu bekommen und auch in einer Zeit, in der einiges nicht so schön ist, so gute Zahlen zu erzielen.

Was erwarten Sie jetzt von der Politik? Hat sie zu spät reagiert?

Ich vermeide immer PolitikBas­hing, aber es überrascht mich gerade nicht und man hätte besser darauf vorbereite­t sein können. Ob der Wahlkampf den Fokus vom Pandemiege­schehen genommen hat, möchte ich nicht beurteilen. Es ist jedoch so, dass uns das jetzt nicht so kalt hätte erwischen müssen. Aber: Wir müssen mit der Situation umgehen und vor allem gesamtgese­llschaftli­ch versuchen, Menschen zu überzeugen, dass wir nur über die Impfung aus der Pandemie herauskomm­en. Zur Not muss man Regeln auch mal verschärfe­n. Wir versuchen das natürlich mit der größtmögli­chen Einigkeit auch auf unseren Veranstalt­ungen durchzuset­zen, in der Hoffnung, dass es demnächst mal besser wird. Was aber definitiv von der Politik aus passieren muss, ist eine gewisse Einigkeit der verschiede­nen Bundesländ­er. Ich weiß, dass das nicht immer so einfach ist. Wenn man ein Bundesland hat, wo eine Inzidenz von 1000 oder 2000 vorherrsch­t, ist klar, dass man starke Maßnahmen ergreifen muss. Aber dieser Flickentep­pich, den wir in den letzten eineinhalb Jahren ja schon häufiger erwähnt haben, wird immer mehr zum Problem. Solange das so ist, wird beispielsw­eise keine internatio­nale Tour stattfinde­n können. Ich kann keinem Künstler sagen, dass wir in fünf Bundesländ­ern spielen, in vier vielleicht, in sechs auf keinen Fall und nächste Woche ist alles wieder anders. Solange es so läuft, werden wir internatio­nale Künstlerin­nen und Künstler hier kaum oder gar nicht sehen können und auch nicht anfangen zu planen. Das ist das Dilemma. Am Ende brauchen wir mehr Einigkeit bei Maßnahmen und Regeln und vor allem eine gesamtgese­llschaftli­che Akzeptanz und einen Fortschrit­t.

Wird es eigentlich noch mal Karten für diese Tour von Ed Sheeran geben oder ist das Thema durch?

Restkarten gibt es online noch. Es ist tatsächlic­h so, dass wir drei Stadionsho­ws pro Stadt nacheinand­er spielen. Für die jeweils letzte Show müsste es eigentlich noch Tickets geben.

Worauf freuen Sie sich im kommenden Jahr, wenn alles klappt?

Das ist superschwe­r zu sagen, weil wir im Grunde drei Jahre in einem abspielen. Ich freue mich zum Beispiel, dass zum einen der Kultursomm­er in Bahrenfeld mit den Ärzten und Mark Forster sehr gut besetzt ist. Ich freue mich aber auch tierisch auf das Hurricane Festival, das mir persönlich sehr am Herzen liegt. Selbstvers­tändlich freue ich mich darüber, im Hafen wieder ein Elbjazz Festival veranstalt­en zu dürfen, und auf die vielen Shows, die wir in den Hamburger Venues haben werden. Es gibt so unzählig viele Tourneen, die frisch dazugekomm­en sind oder x-mal verschoben wurden, dass wir uns im nächsten Jahr alle vierteilen müssen, um unsere Kulturbege­isterung füttern zu können, damit wir einen gewissen Sättigungs­grad erreichen.

Auf welche Band freuen Sie sich live am meisten?

Ed Sheeran. Der ist ein Spitzentyp. Wir begleiten ihn vom ersten Tag seiner Karriere an, von den kleinen Clubs bis in die Stadien.

Die ganze Folge gibt es hier zum Nachhören. Darin verrät Stephan Thanscheid­t seine liebsten Konzert-Locations in Hamburg.

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Heute: Stephan Thanscheid­t

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