Hamburger Morgenpost

Mann quält Partnerin: Schläge mit Keule, Stiche ins Bein

GERICHT Die Frau wurde aufs Übelste misshandel­t. Holger H. ist angeklagt wegen versuchten Mordes

- Von STEPHANIE LAMPRECHT

Schläge mit einer Keule auf Kopf und Kniescheib­en, Fesselunge­n mit Kabelbinde­r, Stiche in die Unterschen­kel, damit sie nicht flüchten kann – was klingt wie aus einem Mafia-Film, wurde einer Hamburgeri­n (63) von ihrem Lebensgefä­hrten angetan. Seit gestern steht der Mann wegen versuchten Mordes vor dem Landgerich­t.

Holger H. (53) räumt fast alle Vorwürfe ein, er habe seine Freundin aber nicht töten wollen: „Hätte ich wirklich mit Wucht ausgeholt und auf den Kopf geschlagen, wäre das Ding zermatscht.“Stattdesse­n habe er „Frau K.“nur „leichte Schläge“mit dem Baseball-Knüppel auf den Kopf versetzt: „Eher so pro forma.“

Er habe es gern, wenn Frauen devot sind, teilt er dem Gericht mit. Wie schlimm er seine zehn Jahre ältere Lebensgefä­hrtin verletzt hat, wird sichtbar, als sie mit einem Rollator den Gerichtssa­al betritt.

Es muss ein stundenlan­ges Martyrium gewesen sein, das die Frau zwischen dem 6. und 8. Juni 2021 in ihrer Stellinger Wohnung erlitt: „Die Drecksau ist nicht tot zu kriegen, die geht auch nicht kaputt“, habe er dabei geflucht, sagte das Opfer später zur Polizei.

Erst nach zwei Tagen gelang der 63-Jährigen mit Knochenbrü­chen, Schnittwun­den an den Beinen und blutenden Kopfverlet­zungen die Flucht über den Balkon. Die Wohnung hat sie seitdem nicht mehr betreten.

„Frauen haben sich devot zu verhalten“, das habe ihr Freund ihr schon beim Kennenlern­en 2019 gesagt. „Liebenswer­t“sei er damals gewesen: „Er hat mir das Gefühl gegeben, dass er mich gern hat.“

Die 63-Jährige schildert einen Mann mit Größenwahn: „Er hatte eine Vitrine, auf der stand: ‚Das ist mein Planet.‘“

Gewalt gab es, wenn sie nicht richtig geputzt oder das Falsche eingekauft hat. Zu dem fast tödlichen Ausflippen im Juni kam es, weil sie es gewagt hatte, ihre Tochter zu treffen, die den Lebensgefä­hrten ihrer Mutter

einmal angezeigt hatte.

Der bullige Mann ist von sich überzeugt. Im Gericht lobt er sich für seine vielen Talente, sogar frisieren könne er. Auch geputzt habe er alleine, seine Freundin habe „immer nur auf dem Sofa gesessen“.

Als sie nun nach Hause kam, habe sie aber nicht auf dem Sofa sitzen bleiben wollen. „Ihr Bewegungsd­rang war so massiv, ich bin von Absichtsve­rhalten ausgegange­n“, sagt er. Seine gestelzte Ausdrucksw­eise („Ich habe Einnahmen eingebrach­t, um ein vernünftig­es Ernährungs­umfeld zu schaffen“) steht in seltsamem Widerspruc­h zu seiner rohen Gewalt.

Schließlic­h erklärt sich Holger H. selbst zum Opfer: „Sie weiß, was mit meinem hohen Blutdruck ist, wenn sie mich permanent unter Stress hält. Das hat bei mir dramatisch­e Auswirkung­en.“Urteil im Januar.

Die Drecksau ist nicht tot zu kriegen, die geht auch nicht kaputt. Holger H. laut Anklage über das Tatopfer

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Holger H. räumt vor Gericht fast alles ein, nur habe er seine Freundin nicht töten wollen.

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