Aus dem Leben einer „Trauer-Fachfrau“
PODCAST Bestatterin über den richtigen Umgang mit Tod und Verlust
„Der Tod ist uns allen sicher und es ist gleichzeitig das, worüber wir am allerwenigsten sprechen wollen“, sagt Bestatterin, Trauer-Coach und Autorin Heidi Anicic – und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Sie ist aber sicher: Es lohnt sich, sich mit den schmerzlichen Themen Tod, Trauer und Verlust auseinanderzusetzen. In der aktuellen Podcast-Folge von „Frau FM – laut und weiblich“spricht die Hamburgerin über ihren Berufsalltag und darüber, was Menschen, die trauern, guttut – und was nicht.
Die Vorstellung, jeden Tag mit Trauer zu tun zu haben, ist für die meisten Menschen nicht schön. Aber: Bestatter:innen sind am Ende eines Lebens die wichtigsten Ansprechpersonen. Für Heidi Anicic ist es nach wie vor der schönste Job, sie sagt: „Es gibt wenige Berufe, in denen man so unmittelbar die Dankbarkeit spürt.“
Seit mehr als 30 Jahren führt sie in dritter Generation das Hamburger Bestattungsinstitut Weber in Sasel.
Für sie war es klar, in den Beruf reinzuwachsen, aber ihre männlichen Kollegen sind immer noch deutlich in der Überzahl. Aber vielleicht nicht mehr lange. „Bestatter war ursprünglich eine typische Männerdomäne. Aber seit ein paar Jahren beobachte ich schon, dass Frauen immer häufiger den Job wählen.“Viele Frauen seien auf der Suche nach einem Job mit hoher Sinnhaftigkeit und überlegen sich dann, Bestatterin zu werden, so Anicic, die vor vielen Jahren sogar selbst eine weibliche Bestatterin ausbildete.
Jeden Tag Verlust und schwere Schicksale: Stumpft man da eigentlich ab, nach all den Jahren? „Nein, es gibt immer noch Situationen, die mich sehr berühren, alles andere wäre auch schlimm“, erzählt Anicic. Und weiter: „Wenn Kinder sterben oder wenn wir einen jungen Mann mit 18 Jahren zu Grabe tragen müssen, der an einem Hirntumor gestorben ist. Das bewegt mich noch sehr. In dem Beruf muss man schon sehr auf sich achten.“
Vor allem dann, wenn es den „Trauer-Profi“selbst trifft. Vor wenigen Wochen starb Anicics Mutter – und die Expertin, die sonst andere Menschen begleitet, war plötzlich selbst Trauernde. „Ich bin zwar Expertin, aber wenn es mich selbst erwischt, brauche auch ich natürlich Unterstützung von außen.“
So merkte die Trauer-Fachfrau auch noch mal selbst, was nach dem Verlust eines nahen Menschen guttut – und was nicht. Eine Situation, in der viele Menschen unsicher sind. Gibt es Kardinalfehler im Umgang mit Trauernden? „Ja, eindeutig“, so Anicic. Das Allerschlimmste: Menschen, die sich ohne Erklärung von Trauernden abwenden – ohne Begründung. „Das passiert häufig und meistens aus Unsicherheit.“Und: „Typische Floskeln wie ,Jetzt ist sie endlich erlöst‘ sind auch doof, genauso wie gar nichts zu sagen, ohne dies zu begründen“, so Anicic.
Am besten sei, sein einfaches, aber ernst gemeintes Beileid auszudrücken, das von Herzen kommt.
Der Tod ist uns allen sicher und es st gleichzeitig das, worüber wir am allerwenigsten sprechen wollen.