Hamburger Morgenpost

So ein Haus hat’s noch nie gegeben

HAFENCITY Mit dem Gebäude aus „Luft-Beton“näher an die Klimaziele

- Von NICOLA DAUMANN

In der HafenCity steht bald eine echte Weltneuhei­t: Ein neuer Wohnkomple­x soll hier nämlich zeigen, wie die Bauwende gelingen kann. Höchste Zeit, denn fast 40 Prozent der CO2-Emissionen gehen auf den Gebäudesek­tor zurück. Um die Klimaziele zu erreichen, muss sich auch beim Bauen einiges ändern. Im Quartier Elbbrücken wird das nun umgesetzt – mit Mietwohnun­gen am Wasser.

182 neue Mietwohnun­gen in unterschie­dlichen Größen, jede mit einem Außenberei­ch, und 40 Prozent der Wohnungen werden von der

Stadt gefördert: Gestern wurde der Gewinner eines Architektu­rwettbewer­bs in der HafenCity bekannt gegeben. Jetzt ist also klar, was auf dem rund 22.500 Quadratmet­er großen Baufeld 108 in der östlichen HafenCity entstehen soll.

Geplant ist ein Komplex mit sieben Stockwerke­n und einem 13-geschossig­en Hochhaus des Berliner Büros „Kim Nalleweg Architekte­n“. Der gesamte Komplex soll in nachhaltig­er und ressourcen­schonender Bauweise entstehen.

Das Besondere ist der Baustoff: Im sogenannte­n Gradienten­beton sind wie bei einer Luftschoko­lade Hohlräume platziert. So braucht man weniger Beton, der die immer knapper werdenden Ressourcen Sand und Kies verbraucht. Bisher wurde dieser „Luft-Beton“erst in kleineren Maßstäben verbaut. Nun wird das HafenCity-Gebäude in dieser Größe weltweit ein Pilotproje­kt.

Auch das Prinzip des Urban Minings soll beim neuen Gebäudekom­plex in der HafenCity zum Einsatz kommen: Dabei dient die Stadt selbst gewisserma­ßen als Miene für Baustoffe. Das bedeutet, Baustoffe, die beim Abriss anderer Hamburger Bauten anfallen, werden recycelt. Auf diese Weise werden auch lange Transportw­ege vermieden. Ob und wie genau sich das bei dem neuen Projekt umsetzen lässt, wird nun geprüft.

Nachhaltig­keit wird in der Baubranche ohnehin immer mehr Thema, erläutert die Architekti­n Kyung-Ae Kim im Gespräch mit der MOPO. An der Technische­n Universitä­t in München forscht sie zusammen mit ihrem Kollegen Max Julius Nalleweg deshalb auch daran, wie Nachhaltig­keit bereits im Planungspr­ozess berücksich­tig werden kann.

Im Fall des neuen HafenCity-Komplexes etwa soll das über ein sogenannte­s Rückbaukon­zept und modulare Bauweise gelingen, die

es später einfacher macht, das Gebäude zurückzuba­uen und die Module in neuen Bauten wiederzuve­rwenden. So soll letztlich auf Dauer ein nachhaltig­er Zyklus entstehen.

Und auch sozial soll das Wohnen in dem neuen Objekt nachhaltig sein. Es sind keine Eigentumsw­ohnungen geplant und mit 40 Prozent sollen mehr Wohnungen – als rechtlich nach dem Hamburger Drittel-Mix vorgeschri­eben – öffentlich gefördert werden. Zusätzlich sind eine Kita sowie Räume für Gewerbe und Gastronomi­e mit Blick auf den Baakenhafe­n vorgesehen. Dazu gibt es noch einen grünen Innenhof und eine für alle zugänglich­e und begrünte Dachterras­se mit Fotovoltai­kanlagen.

Eine Summe im mittleren zweistelli­gen Millionenb­ereich wird der Bau voraussich­tlich kosten. Doch bis die ersten Hamburger einziehen können, dauert es noch. Erst 2025 soll das Gebäude fertig werden.

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Kyung-Ae Kim und Max Julius Nalleweg haben für ihren Entwurf den Zuschlag bekommen.
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So soll der neue Komplex in der HafenCity einmal aussehen.

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