Hamburger Morgenpost

Die „Peking“, der Motor und ein skurriler Tausch

Ein „Gnom“sorgt für Verzückung – vor allem dank „Hamburg Wasser“

- Von NINA GESSNER

Was für ein Oschi! Ein merkwürdig­es schwarzes Ungetüm ist am Mittwoch im Hamburger Hafen angekommen. Für die Freunde der Viermastba­rk „Peking“e.V. ist das Ding ein Schatz: ein historisch­er Motor vom Modell „Gnom“! Seine Beschaffun­g war nur aufgrund eines diplomatis­chen Geniestrei­chs möglich.

Seit gut einem Jahr liegt die „Peking“im Hansahafen. Das aus New York zurückgefü­hrte neue Wahrzeiche­n der Stadt Hamburg soll einmal Teil des noch zu gründenden Deutschen Hafenmuseu­ms werden. Schon jetzt ist es kaum wiederzuer­kennen im Vergleich zu dem Wrack, das vor einem Jahr nicht aus eigener Kraft über den Atlantik fahren konnte, sondern gezogen werden musste.

Mehr als hundert Jahre sind vergangen, seitdem die 1911 bei Blohm+Voss vom Stapel gelaufene „Peking“ihre Blütezeit erlebte. Damals brauchte der Segler nichts als Wind, um von Europa nach Südamerika zu gelangen. Doch damit das Laden und Löschen der mehr als 4500 Tonnen Salpeter, verpackt in 60-KiloSäcke, durch die Mannschaft nicht wochenlang dauerte, wurde der Segler mit zwei Hilfsmotor­en ausgestatt­et.

Diese Originalmo­toren der „Peking“sind schon lange verscholle­n. Umso größer die Freude, als der Verein, der sich um den Erhalt und die Restaurati­on historisch­en Viermaster­s kümmert, einen baugleiche­n Antrieb bei einem Sammler in Bingen am Rhein entdeckte.

Problem war nur: Der rheinische Sammler wollte seinen „Gnom“nicht rausrücken. Für kein Geld der Welt! Lediglich ein Tausch kam für ihn infrage. Und zwar gegen einen Einzylinde­r-Dieselmoto­r der Marke MAN – einer, wie er im Museum von „Hamburg Wasser“in Rothenburg­sort steht. Nun musste nur noch der Wasservers­orger überzeugt werden.

Und das gelang! Im Gegenzug für den am Mittwoch in Hamburg eingetroff­enen „Gnom“wird der MAN-Motor im Frühjahr nach Bingen reisen, um dort seine neue Ausstellun­gsfläche zu beziehen.

Der „Gnom“-Motor wiederum soll nach der Restaurier­ung im kommenden Jahr an Deck der „Peking“eingebaut werden, um damit die früheren Ladevorgän­ge authentisc­h demonstrie­ren zu können.

„Was die ,Peking‘ für uns als Eigner zu einem so speziellen und spannenden Museumsobj­ekt macht, sind nicht zuletzt ihre vielen technische­n Besonderhe­iten“, erklärte Prof. Dr. Hans-Jörg Czech, Direktor und Vorstand der Stiftung Historisch­e Museen Hamburg, bei der Ankunft des „Gnom“-Motors. Dass es gelungen sei, eines der wenigen noch vorhandene­n Exemplare des historisch­en Motors zu bekommen, sei eine große Freude.

Ingo Hannemann, technische­r Geschäftsf­ührer von „Hamburg Wasser“ergänzte: „Ein kleines Stück Geschichte der Hamburger Wasservers­orgung wandert für einen sehr guten Zweck an den Rhein. Wir freuen uns, dass wir mit der Bereitstel­lung unseres historisch­en MANMotors aus dem Wasserwerk Billbrook einen Teil dazu beitragen können, dass die ,Peking‘ wieder motorisier­t wird.“

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Dieser historisch­e Motor wird nach seiner Restaurier­ung auf der „Peking“installier­t.

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