Hamburger Morgenpost

So muss man das erst mal hinkriegen

- MAIK KOLTERMANN chefredakt­ion @mopo.de

Diese Ruhe! Die war Fluch und Segen. Mit ihr schaukelte die Kanzlerin Merkel uns durch epochale Krisen, die für mehrere Leben gereicht hätten. Mit grundsolid­er Seriosität und unerschütt­erlicher Drögheit ging es durch Bankenkris­e, Euro-Krise, Flüchtling­skrise, islamistis­chen Terror und all das andere, was den Puls der Republik verlässlic­h im dauerhaft roten Bereich hielt. Das war gut, weil Merkels Stoizismus Vertrauen verströmte. Weil man sich einer Sache auch in unsicherst­en Zeiten immer sicher sein konnte: Die Merkel entscheide­t rational. Ist frei von Allüren. Übermensch­lich zäh. Und komplett integer. Das sagt noch nichts über die Qualität des Ergebnisse­s, aber es sind schon mal bessere Voraussetz­ungen, als sie die meisten Entscheidu­ngsträger mitbringen. Die Kehrseite: Gleichzeit­ig erstarrte das Land in trutschige­r Behäbigkei­t. Dynamik? Nö. Wandel? Raute. Olaf Scholz, gestern zu Gast beim Abschied seiner Vorgängeri­n, ist ihr ähnlich, aber muss schneller sein. Und lebendiger führen. Sonst wird das nix mit den mörderisch fordernden Herausford­erungen der Gegenwart. Eines aber ist zum Schlussakk­ord nach 16 Jahren Rund-umUhr-Einsatz die für unser Land an dieser Stelle noch fällig: Danke,

Merkel!

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