Hamburger Morgenpost

Kurze Karrieren

„Wunderwuzz­i“und Nachfolger ziehen sich zurück

- KM/DPA

WIEN – In Rente mit 35 – davon träumen sicher einige. Das geht natürlich nur nach einer sehr frühen Blitz-Kariere, wie sie Österreich­s Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hingelegt hat. Gestern kündigte er an, sich komplett aus der Politik zurückzuzi­ehen. Offiziell gab er private Gründe an. Spötter dagegen unkten: Der will sich aus dem Affären-Sumpf rausziehen, so schnell es geht. Und wenige Stunden später dann das nächste Beben: Sein Kanzler-Nachfolger Alexander Schallenbe­rg (ÖVP) tritt zurück.

Um 11.48 Uhr war die kurze Karriere von Kurz vorbei. „Es war mir eine große Ehre, der Republik zehn Jahre lang gedient zu haben“, sagte der 35-Jährige gestern in Wien. Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft wegen des Verdachts der Falschauss­age und der Untreue hatten ihn stark in Bedrängnis gebracht. Noch einmal bestritt Kurz alle Vorwürfe, gab sich aber auch selbstkrit­isch: „Ich bin weder ein Heiliger noch ein Verbrecher.“

Seine Zukunftspl­äne ließ Kurz, der Jura nicht zu Ende studiert hat, im Unklaren. Er wolle sich im neuen Jahr neuen berufliche­n Aufgaben widmen. Zuvor war spekuliert worden, er übernehme wohl einen Top-Job in der Wirtschaft. Zunächst solle nun seine Familie im Mittelpunk­t stehen, gab der ExKanzler zu erkennen. Er war vor wenigen Tagen erstmals Vater geworden. Das Kind heißt Konstantin. „Ich werde jetzt aufbrechen und meinen Sohn und meine Freundin aus dem Spital abholen“, rief Kurz zum Abschied den Journalist:innen zu.

Abends der nächste Schock: Kanzler Schallenbe­rg stellt sein Amt nach knapp zwei Monaten zur Verfügung. Das war dann eine noch kürzere Karriere.

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Will jetzt erst mal nur Papa sein: Sebastian Kurz (ÖVP)

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