„Ich dachte, es wäre Krieg“
UNGLÜCK Fassade des Wohnhauses komplett weggebrochen – ein Mann schwer verletzt
Ein Knall erschüttert gegen 9.50 Uhr den Bereich Winterstraße, Ecke Braunschweiger Straße. Mauerteile werden auf die Straße geschleudert, beschädigen mehrere Autos. Die ganze Fahrbahn ist mit Trümmern übersät.
Offenbar ist durch die Explosion aber nur die Fassade weggebrochen; so sieht man etwa wie unberührt einen Staubsauger in einer Wohnung stehen – an der Kante zum Abgrund. In einer der oberen Wohnungen hängt ein Adventskalender an der Wand.
„Es gab eine Explosion in einem dreigeschossigen Altbau“, teilte Feuerwehrsprecher Martin Schneider der MOPO nur wenige Minuten nach dem Vorfall mit. „Die Fassade stürzte daraufhin komplett ein.“Ein Bewohner wurde aus dem Haus geborgen. Er erlitt schwere Verbrennungen und kam mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik, soll aber nicht mehr in Lebensgefahr schweben. Ein Ersthelfer verletzte sich leicht.
Mit Drohnen fliegt die Feuerwehr, die in der Spitze mit 80 Rettern im Einsatz ist, das Objekt ab, „um gegebenenfalls weitere Verletzte aufzuspüren“, sagt Schneider. Auch ein Spürhund und das Technische Hilfswerk sind vor Ort.
Die Ursache für die Explosion sei noch unklar, so Polizeisprecher Holger Vehren. „Das Haus hat einen Gasanschluss, den hat die Feuerwehr stillgelegt.“Ein Statiker sei angefordert worden, der überprüfe, ob das Gebäude einsturzgefährdet ist. „Erst im Anschluss daran kann das Haus betreten und mit den Ermittlungen begonnen werden.“
Nach MOPO-Informationen sind fünf Personen in dem Wohnhaus gemeldet. Die Rettungskräfte gehen nicht davon aus, dass sie sich zum Zeitpunkt der Explosion in ihren Wohnungen aufgehalten haben. Sie sollen wohlauf sein.
In unmittelbarer Nähe zum Explosionsort befindet sich die Kita „Chocoladenfabrik“. Ein Erzieher zur MOPO: „Bei uns ist alles okay, den Kindern geht es gut. Wir haben einen lauten Knall gehört und auch Staubwolken gesehen. Wir sind froh, hier drinnen zu sein.“Zunächst durften Kinder und Erzieher das
Gebäude nicht verlassen. Später wurden sie dann in Begleitung der Polizei hinausgeführt. Die Kita-Kinder kamen in die Obhut ihrer bereits wartenden Eltern
„Mein Sohn kam heute Morgen ins Bad und sagte, dass geschossen worden sei“, berichtet MOPO-Lokalchef Julian König, der in unmittelbarer Nachbarschaft
wohnt. „Angesichts der dramatischen Bilder ist mir unbegreiflich, wie ich den Knall nicht hören konnte.“
Gisela Krömer ( 71) wohnt schräg gegenüber und hat die Explosion hautnah miterlebt. Es sei ein Riesengeräusch gewesen, „als würde irgendwo ein Haufen Schutt abgekippt“. Als sie aus dem Fenster schaute, so sagt sie, wäre sie fast in Ohnmacht gefallen: „Ich dachte, es wäre Krieg. Gruselig. Ich habe noch immer ganz weiche Knie und kann es einfach nicht fassen, dass Leute, die ich kenne, so haarscharf an einer Katastrophe vorbeigeschrammt sind.“