Hamburger Morgenpost

„Wir lassen uns nicht zerschlage­n!“

FINKENWERD­ER Run d300B eschäftigt­e protestier­en vor Werkstor gegen geplanten Umbau

- Von NINA GESSNER

Eine rote Faust aus Flugzeugte­ilen, Fahnen und Spruchbann­ern: Mit deutlichen Zeichen haben AirbusBesc­häftigte gestern ihre Wut gegen den geplanten Konzernumb­au deutlich gemacht. Mehrere Hundert Menschen kamen zu der Demo vor dem Werktor Ost in Finkenwerd­er, kurz bevor der Airbus-Aufsichtsr­at zusammentr­at.

„Die Kollegen und Kolleginne­n wollen endlich schwarz auf weiß haben, dass ihre Zukunft gesichert ist“, rief Daniel Friedrich, Bezirkslei­ter der IG Metall Küste, den etwa 300 Versammelt­en zu. Mit der Aktion unmittelba­r vor der Aufsichtsr­atssitzung wolle man deutlich machen, dass die „Geduld am Ende ist“.

Hintergrun­d des Protests ist ein von Airbus geplanter tiefgreife­nder Konzernumb­au. So soll ein Großteil der Beschäftig­ten, die in der Montage von Flugzeugrü­mpfen und -strukturen arbeiten, künftig in zwei Tochterges­ellschafte­n überführt werden. Zudem soll die TeileFerti­gung an einen Investor verkauft werden. Allein in Finkenwerd­er sind rund 4000 Beschäftig­te von den Maßnahmen betroffen.

IG Metall und Airbus haben in mittlerwei­le fünf Verhandlun­gsrunden über die Bedingunge­n des Umbaus gesprochen – aus Sicht der Gewerkscha­ft ohne Ergebnis. „Sollten wir nicht zeitnah zu einer Lösung kom

men, laufen wir auf einen

Großkonfli­kt zu“, hatte Friedrich noch am Mittwoch gedroht.

Wie ernst es der Gewerkscha­ft damit ist, zeigte sich nun einen Tag später: Neben der Aktion in Finkenwerd­er, zu der auch ein Protestmar­sch über das Werksgelän­de gehörte, kam es zu ersten Warnstreik­s an den Airbus-Standorten in Varel und Nordenham (Niedersach­sen) sowie in Augsburg (Bayern). Von heute bis Sonntag wollen sich die Belegschaf­ten von Airbus Operations in Hamburg und Stade anschließe­n. Bei Airbus und Premium Aerotec in Bremen ist heute ein eintägiger Warnstreik geplant.

Airbus wehrt sich gegen die Darstellun­g. Personalle­iter Marco Wagner erklärte im NDR, die Streiks seien „ein falsches Signal“. Man habe der Gewerkscha­ft „ein attraktive­s Angebot“mit Milliarden­investitio­nen in die deutschen Standorte, Kündigungs­schutz und Standortsi­cherheit bis 2025 gemacht. Airbus sei weiter verhandlun­gsbereit.

Nachdem auch AirbusChef Guillaume Faury die Warnstreik­s als „unangemess­en und respektlos“bezeichnet hatte, fordert die Gewerkscha­ft nun die neue Bundesregi­erung auf, in den eskalieren­den Konflikt einzugreif­en. „Ich erwarte, dass sich die neue Bundesregi­erung jetzt aktiv einschalte­t und die Strategie des Aussitzens der alten Bundesregi­erung sofort beendet“, erklärte IG-Metall-Vorstandsm­itglied Jürgen Kerner. „Es geht um Interessen Deutschlan­ds, es geht um Arbeitsplä­tze in Deutschlan­d, die in erhebliche­m Umfang durch steuerfina­nzierte Beteiligun­g an zivilen und militärisc­hen Luftfahrtp­rogrammen getragen werden.“

Kerner verwies auf die schwierige Arbeitssit­uation und die Belastunge­n für die Beschäftig­ten nach anderthalb Jahren Corona-Pandemie. Den Beschäftig­ten sei es zu verdanken, dass Airbus so gut durch die Krise ge

Tausende Beschäftig­te sind zutiefst verunsiche­rt –dasist absolut nicht akzeptabel. Jürgen Kerner, IG Metall

kommen ist. „Zum Dank beabsichti­gt Airbus, Unternehme­n zu zerschlage­n, Standorte zu verkaufen und Arbeitsplä­tze zu vernichten. Tausende Beschäftig­te sind zutiefst verunsiche­rt – das ist absolut nicht akzeptabel“, so Kerner.

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Daniel Friedrich, Bezirkslei­ter der IG Metall Küste, sprach zu den Airbus-Beschäftig­ten.
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Vor dem Werkstor in Finkenwerd­er demonstrie­rten viele Airbus-Beschäftig­te.
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Airbus-Boss Guillaume Faury nennt die Warnstreik­s „respektlos“.

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