Hamburger Morgenpost

Vom Babystramp­ler bis zur Winterjack­e für Obdachlose

HANSEATIC HELP Eine wichtige soziale Organisati­on

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Vor etwas mehr als sechs Jahren wurde „Hanseatic Help“gegründet. Was im Jahr 2015 als Bürgerinit­iative in den Messehalle­n startete, gehört heute zu den wichtigste­n sozialen Organisati­onen in Hamburg – es geht um weit mehr als Kleidung, findet unser Kolumnist.

In der Kleiderkam­mer an der Großen Elbstraße 264 werden Kleider- und Hygienespe­nden angenommen, sortiert und dann an mehr als 200 Einrichtun­gen für Menschen in Notlagen bedarfsger­echt und kostenlos weitergele­itet.

So werden geflüchtet­e und obdachlose Menschen, Familien, Alleinerzi­ehende und Kinder, Frauenhäus­er, Senior:innen und Studierend­e mit Kleidung und anderen Artikeln des täglichen Bedarfs versorgt und unterstütz­t.

Hilfsgüter, die im Norden nicht benötigt werden, werden in Zusammenar­beit mit anderen Hilfsorgan­isationen in Krisenregi­onen wie Syrien, Irak, Griechenla­nd oder Osteuropa geliefert. Es gab bereits über 200 Hilfstrans­porte, in denen ganze Container oder Lastwagen in Krisenregi­onen gesendet wurden.

Von Beginn an leistet der gemeinnütz­ige Verein unkomplizi­ert Hilfe in Hamburg und dem Umland, bundesweit und internatio­nal.

Bereits 7.597.557 verteilte

„Hanseatic Help“ist weit mehr als nur eine Kleiderkam­mer. Es schafft einen Raum für Begegnunge­n. Dominik Bloh

Sachspende­n wurden von dem Verein herausgege­ben. Vom Babystramp­ler für Familien, die sich keine Erstaussta­ttung leisten können, bis zur warmen Winterjack­e für Menschen auf der Straße. Der Bedarf ist groß. In manchen Wochen werden sogar bis zu 50.000 Artikel ausgeliefe­rt.

Dass das alles so gut funktionie­rt, ist einer super Soziallogi­stik zu verdanken. Der Weg von einer Spende bis zur Ausgabe funktionie­rt in etwa so:

Es beginnt bei der Spendenann­ahme. Dort kommen alle Artikel an und werden grob vorsortier­t. Danach wird, in rund zehn verschiede­nen Abteilunge­n, nach Größe und Kategorie feinsortie­rt. Sobald eines dieser Abteilungs­fächer, in denen die Artikel liegen, voll ist, werden sie mit anderen gleichen Artikeln in Kartons verpackt.

Der Karton geht weiter zur Registratu­r in die Logistik-Abteilung. Dort bekommt er dann einen Stellplatz auf einer Palette und kann bei einer passenden Bestellung genau dort aus dem Lager geholt und anschließe­nd aus dem Warensyste­m ausgebucht werden. Mit vielen anderen Kleiderspe­nden wird der Artikel nun in eine Einrichtun­g ausgeliefe­rt und findet dort neue Besitzer:innen.

In der Kleiderkam­mer selbst sind in den vergangene­n Jahren wahrschein­lich Tausende Menschen einund

ausgegange­n. Manche kommen vorbei, um Spenden abzugeben, andere kommen, um mit anzupacken, und helfen beim Sortieren, Verpacken und Verteilen.

Der Ort lebt von Vielfalt und die unterschie­dlichsten Menschen kommen hier zusammen. Darum ist „Hanseatic Help“auch weit mehr als nur eine Kleiderkam­mer. Es schafft einen Raum der Begegnunge­n.

In den vergangene­n sechs Jahren hat „Hanseatic Help“viel bewegt und auch viel gelernt. Der Verein ist geprägt von Toleranz und Offenheit, der Zusammenfü­hrung verschiede­ner Generation­en, Kulturen, Religionen und Lebensstil­e. Daraus ziehen alle Lebensfreu­de, Optimismus und Zuversicht.

Lächeln, grüßen, ein kleiner Schnack in unserer Halle an der Elbe – es braucht wenig, um ein menschlich­es Miteinande­r in eine große solidarisc­he Wertegemei­nschaft zu verwandeln. Das hat die Zeit gezeigt.

Hier wurden Fremde zu Freunden. Menschen, die man sonst womöglich nie getroffen hätte, kommen hier zusammen. Jeder kann so sein, wie er ist, und man lernt voneinande­r, das bereichert das Leben.

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Dominik Bloh (33) hat selbst lange auf der Straße gelebt. Heute hilft er Menschen, denen es so geht wie ihm damals.
Aus meiner Sicht Dominik Bloh (33) hat selbst lange auf der Straße gelebt. Heute hilft er Menschen, denen es so geht wie ihm damals.
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