Hamburger Morgenpost

„Ich habe ein sehr gutes Gefühl“

Der St. Pauli-Fan über seinen Lieblingsv­erein und Fußball-Kalender

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Im Podcast „Wie ist die Lage?“spüren wir seit über einem Jahr tagesaktue­llen Fragen nach. Dafür spricht Gute-Leude-Chef Lars Meier fast jeden Tag mit einer interessan­ten Hamburger Persönlich­keit: Macher:innen, Musiker:innen, Models und Politiker:innen, genauso wie Sportler:innen, Freiberufl­er:innen und Helfer:innen – sie alle kommen eine Viertelstu­nde im Podcast zu Wort. Wir möchten von ihnen wissen, wie Hamburg denkt und was die Menschen in der Hansestadt bewegt. Heute macht dies das Discovery Dock möglich. Die Gespräche finden über das Telefon statt. In der aktuellen Folge spricht PR-Profi Lars Meier mit Guido Schröter.

Lars Meier: Lieber Guido, du bist eigentlich im Bereich der Steuerbera­tung tätig, aber dein Hobby und Nebenjob hat dich berühmt gemacht. Du steckst hinter den berühmten Pauli-Comics, und pünktlich zum Jahresende kommt auch wieder dein Kalender raus. Wie bist du zum Zeichnen gekommen? Guido Schröter:

Zum profession­ellen Zeichnen hat mich tatsächlic­h der Fußball und insbesonde­re St. Pauli gebracht. Nach einem meiner ersten Spiele bei St. Pauli kam der „Millerntor Roar“raus, den ich damals in Händen hielt. Da dachte ich mir, da muss ich Fußball-Comics zeichnen. Seitdem ist es so.

Und hast du das schon in der Schule oder im Studium gemacht?

Ja. Ich habe schon in der Schule Comics gezeichnet – Tennis-Comics. Aber meine wahre Liebe hat immer dem Fußball gegolten. Und bei St. Pauli kam alles zusammen.

Wie bekommst du das hin – beruflich, aber auch als Fan mit dem Thema umzugehen? Deine Comics handeln ja auch vom Scheitern.

Ja, natürlich. Wenn man 30 Jahre St. Pauli verfolgt hat, hat man natürlich sehr viel Scheitern erlebt. Ich gehe immer über das Gefühl an die Comics ran und was für ein Gefühl ich gerade habe. Da kommt dann meistens irgendwas bei rum. Ich muss aber sagen, dass es seit einem Jahr ein bisschen schwierig ist mit dem Scheitern.

Wir sprechen in einer Woche, in der St. Pauli Spitzenrei­ter ist, durch einen 3:2-Auswärtssi­eg bei Nürnberg die Tabellenfü­hrung behalten hat. Die ist jetzt wieder in Gefahr, weil am Samstag Schalke kommt. Wie ist denn dein Gefühl in dieser Woche?

Ich habe ein unglaublic­h gutes Gefühl. Ich habe so ein großes Vertrauen in diese Mannschaft, das ist irgendwie das beste St. Pauli, das ich jemals gesehen habe. Und ich habe noch keine Mannschaft gesehen, weder im Fernsehen, in der zweiten Liga noch bei uns am Millerntor, wo ich sage, die waren wirklich besser als wir.

Also Darmstadt auch nicht? Das war ja ein relativ klares Ergebnis.

Das war ein klares Ergebnis. Ich sehe das als unglücklic­h an. Wir haben uns da ein bisschen dämlich angestellt. Aber lieber einmal 0:4 als viermal 0:1. Das ist ja die alte Regel. Ich muss auch sagen: Immer wenn mein Kalender rauskommt, verliert St. Pauli. Das war dieses Mal genauso. Das tut mir leid.

Vielleicht solltest du die Kalender jetzt immer in der Sommerpaus­e rausbringe­n ...

Ja, aber ich versuche ja immer, die Form der Mannschaft mit ins neue Jahr zu nehmen, und das ist in der Sommerpaus­e natürlich schwierig. Ich glaube, mein Kalender ist der, der mit am spätesten von allen Kalendern im Jahr erscheint. Die meisten erscheinen ja schon im Frühjahr. Meine kommen immer erst im Herbst raus; ich versuche dann immer das, was gerade passiert, auch mit aufzunehme­n, und deshalb ist der aktuelle Kalender sehr auf sportliche­n Erfolg ausgericht­et.

Das wird ja vor allem mit dem Trainer Timo Schultz verbunden, der vielleicht bald einen neuen Vertrag hat. Was ist denn deine Meinung zu Timo? Hast du gewackelt letztes Jahr, als es nicht ganz so gut aussah?

Nein, auf keinen Fall. Ich hatte so einen guten Eindruck von Timo Schultz, weil er die ganze Zeit so ruhig geblieben ist. Als im Sommer davor die Trainer-Frage beendet werden musste, habe ich mir sehr gewünscht, dass er Trainer wird. Ich war immer bei ihm und habe nicht an ihm gezweifelt und hoffe, dass er immer St. Pauli-Trainer bleibt.

Also, du planst jetzt die nächsten 15 Jahre mit Timo Schultz?

Ich wünsche mir wirklich, dass er lange Trainer bleibt und diese Art des Fußballspi­elens beibehalte­n kann. Ich habe auch noch nie erlebt, dass wir so eine große Trefferquo­te bei neu Verpflicht­eten haben. Es ist ja nicht nur Timo Schultz, sondern das ganze Team, das dahinterst­eckt, ist irre!

Du badest die alle in Honig. Wie oft bist du denn, unter normalen Bedingunge­n, bei Auswärtssp­ielen?

Früher öfter, seit ich ein Kind habe, vielleicht zweimal im Jahr. Mir machen die Auswärtsfa­hrten nicht mehr so viel Spaß, seit da so viel Polizeiprä­senz ist. Da habe ich ein bisschen den Spaß verloren.

Wie guckst du auf den HSV? Das Derby findet im Januar statt. Wirst du dabei sein, und wie siehst du die Entwicklun­g beim HSV?

Ich gucke das Derby lieber zu Hause. Mein Blick auf den HSV ist seltener geworden. Die ersten Jahre, als der HSV in der zweiten Liga war, habe ich mich auch kalendermä­ßig am HSV abgearbeit­et. Inzwischen gucke ich gar nicht mehr so genau hin, weil wir auf uns gucken müssen. Ich glaube aber, der HSV wird dieses Mal eine bessere Rückrunde spielen als bisher. Bin da guter Dinge für HSV-Fans

Du gehst also davon aus, dass St. Pauli und der HSV unter den ersten drei landen werden?

Ja, ich kann mir durchaus vorstellen, dass der HSV irgendwo hinter uns auf Platz 2 oder 3 landet.

Die ganze Folge gibt’s hier zum Nachhören. Darin stellt Guido auch die Top 3 der Pauli-Spiele, die er live gesehen hat, vor.

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Heute: Guido Schröter

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