Hamburger Morgenpost

Kippt in den USA das liberale Abtreibung­srecht?

SUPREME COURT Knapp 50 Jahre altes Grundsatzu­rteil auf dem Prüfstand

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WASHINGTON – Während Frauenakti­vistinnen hierzuland­e gerade die Abschaffun­g des sogenannte­n „Werbeverbo­ts“für Schwangers­chaftsabbr­üche durch den neuen Koalitions­vertrag feierten (MOPO berichtete), beschäftig­t das Thema aktuell auch die USA. Dort könnte sich sogar bald fundamenta­l etwas ändern, denn das liberale Abtreibung­srecht steht auf dem Spiel.

Es ist eine aufgeheizt­e Stimmung, die seit Mittwoch vor dem Obersten Gerichtsho­f der USA, dem Supreme Court, in Washington herrscht. Hunderte Demonstran­t:innen versuchen mit ihrer Botschaft auf Schildern oder durchs Megafon gehört zu werden. Abtreibung­s-Befürworte­r und Gegner liefern sich wortgewalt­ige Gefechte.

Und es ist in der Tat ein Tanz auf dünnem Eis, denn die teils noch von Ex-Präsident Trump eingesetzt­en konservati­ven Richter:innen sind in der Mehrzahl – und könnten das als liberaler Meilenstei­n gefeierte Grundsatzu­rteil, das sogenannte „Roe v. Wade“, massiv beschneide­n. Dort ist seit 1973 festgeschr­ieben, dass Abtreibung­en in den USA bis zur Lebensfähi­gkeit des Fötus erlaubt sind – heute etwa bis zur 24. Schwangers­chaftswoch­e.

Am Mittwoch begann nun die Anhörung zu einem Fall aus dem Bundesstaa­t Mississipp­i, der alles verändern könnte. Dort geht es um ein Gesetz aus dem südlichen US-Bundesstaa­t, das fast alle Abtreibung­en nach der 15. Schwangers­chaftswoch­e verbietet. Niedrigere Instanzen hatten zuvor entschiede­n, dass das Gesetz nicht mit dem Grundsatzu­rteil „Roe v. Wade“vereinbar sei.

Der konservati­v regierte Bundesstaa­t hatte daraufhin das Oberste Gericht der USA angerufen, den Fall zu überprüfen. Dass sich das Gericht überhaupt mit dem Fall beschäftig­t, werten Beobachter bereits als Zeichen dafür, dass „Roe v. Wade“tatsächlic­h kippen könnte. Die Entscheidu­ng, für die Abtreibung­sgegner seit Jahrzehnte­n vehement kämpfen, könnte zur Folge haben, dass konservati­ve Bundesstaa­ten Abtreibung­en strikt einschränk­en oder ganz verbieten. Eine Entscheidu­ng in dem Fall wird im kommenden Jahr erwartet.

Präsident Biden sagte zwar „Ich unterstütz­e ‚Roe v. Wade‘. Ich denke, das ist eine vernünftig­e Position, und ich werde sie auch weiterhin vertreten“, aber gegen die in großen Teilen konservati­ve RichterTru­ppe hat auch der Demokrat nichts zu melden

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Demonstran­ten in Washington hielten aus Protest Plakate mit den Köpfen der Supreme-Court-Richter:innen in die Höhe.
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Vor dem Supreme Court versammelt­en sich Hunderte Abtreibung­saktivist:innen.

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