So lief der erste Tag mit 2G plus
GASTRONOMIE Katastrophe oder kein Problem? Das sagen die Chefs
Am Freitag beschlossen, seit gestern in Kraft: 2G plus in der Gastronomie. Wer also in Bars, Cafés oder Restaurants möchte, muss geboostert sein – oder als lediglich doppelt Geimpfter oder Genesener einen aktuellen negativen Corona-Test vorlegen. Wer das nicht kann, kommt nicht rein. Wie sehen Hamburgs Gastronomen die neue Regelung? Die MOPO hat sich in Ottensen umgehört.
Said Habibullah (37) ist wütend: „2G plus ist wirklich scheiße – für uns und die Gäste.“Er steht vor seinem Restaurant „Anatolian Street Food“an der Bahrenfelder Straße, redet sich in Rage. „Es gab Leute, die sind einfach wieder gegangen.“Schon die bisherigen Regelungen seien schwierig gewesen. Doch mit der am
Freitag auf dem Corona-Gipfel von Bund und Ländern beschlossenen 2G-plus-Regel dürfte sich die Situation noch zuspitzen. „Selbst ein Lockdown ist besser.“Dann hätte er wenigstens die Unterstützung vom Staat. So hat er die Kosten, aber wenig Einnahmen.
Hakan Yurtsever (52), der Chef des „Scotty’s“am Bahrenfelder Steindamm, sieht das anders: „Alles ist besser als ein Lockdown. Ich will beschäftigt sein.“Er lächelt unter der Maske. 2G plus laufe in seinem Restaurant bislang gut. „Bisher sind alle Gäste geboostert.“Dennoch ist es eine schwierige Zeit. Mit dem Anstieg der Corona-Zahlen sank die Zahl seiner Gäste um 40 Prozent. Der Gastronom will sich die erste Woche mit 2G plus genau anschauen: „Wenn es weniger als 60 Prozent Gäste sind, dann muss ich zumachen.“
Sein Restaurant „Eisenstein“an der Friedensallee dichtzumachen, kommt für Michael Schlie (56) nicht infrage: „Im ersten Lockdown habe ich 25 Prozent meiner Mitarbeiter verloren. Ich werde den Teufel tun, sie wieder in Kurzarbeit zu schicken – dann sind sie weg.“Die neuen Maßnahmen sieht er gelassen: „2G plus wird für unsere Gäste keine große Veränderung bringen.“Bisher waren 90 Prozent seiner Gäste geimpft. „Wir hatten auch nie das Problem, dass Leute an der Tür mit uns diskutiert haben.“
Sorgenfrei ist Schlie jedoch auch nicht. „Wir beobachten unter der Woche, wie es sich nun mit der neuen Regelung entwickelt. Wenn wir im Januar mit einer Null rauskommen, jubele ich. Ein kleines Minus können wir auch ausgleichen.“Den Laden zu schließen, ist für ihn die letzte Option: „Allein um ein Zeichen zu setzen: Wir sind für euch da.“