Hamburger Morgenpost

Schwalb: „Diese Truppe kann überrasche­n!“

HANDBALL-EM Vizepräsid­ent des HSV Hamburg sagt vorm Turniersta­rt, wie stark die vielen deutschen Debütanten sind und was er dem DHB-Team zutraut

- VOM HANDBALL BERICHTET NILS WEBER nils.weber@mopo.de

Die Erwartunge­n sind niedrig, die Vorfreude im neuformier­ten Team der deutschen Handballer ist vor dem heutigen Start der EM in Ungarn und der Slowakei dagegen groß. Martin Schwalb (58), Vizepräsid­ent des HSV Hamburg, ist überzeugt: „Wir haben eine gute Truppe beisammen, die überrasche­n kann.“Der frühere Hamburger MeisterTra­iner sieht „Potenzial und Mentalität“und traut der DHB-Auswahl, die morgen ihr Auftaktspi­el gegen Belarus bestreitet (18 Uhr, ARD live), neben drei Siegen in der Vorrunde sogar noch mehr zu. „Wenn die

Mannschaft in einen Flow kommt, ist mit der nötigen Portion Glück sogar das Halbfinale drin.“

Das größte Manko: Erfahrung. Nur noch fünf Europameis­tern von 2016 stehen acht Turnier-Debütanten gegenüber. Schwalb, als TVExperte von Sky ein Kenner der Bundesliga und Champions League, stellt die Neulinge in der MOPO vor.

Till Klimpke (22 Jahre/Tor/9 Länderspie­le/HSG Wetzlar): „In der Phalanx der traditione­ll starken deutschen Torhüter ist Klimpke eindeutig der Führende der nächsten Generation. Ein Riesentale­nt, das auch im Kopf klar ist. In den letzten zwei Jahren hat er sich in der Bundesliga gut entwickelt. Jetzt

kann er sich auf dem internatio­nalen Parkett beweisen – als klare Nummer zwei hinter Andi Wolff.“Lukas Mertens (25/Linksaußen/4/ SC Magdeburg): „Einer der Durchstart­er der Saison. Er hat nach der schweren Verletzung von Matthias Musche seine Chance genutzt und hat seinen Anteil daran, dass Magdeburg eine so starke Saison spielt. Mertens ist ein solider Außen mit einer guten Wurfauswah­l und eine gute Ergänzung

zu Marcel Schiller.“Sebastian Heymann (23/ Rückraum links/14/FA Göppingen): „Auf der Königsposi­tion ist Heymann einer der größten Hoffnungst­räger des DHB für die Zukunft. Wenn er mit Selbstvert­rauen spielt, dann ist er eine der größten Maschinen im internatio­nalen Handball.

Das ist ein richtiges Tier. Er ist physisch stark, hat enorme Wurfkraft, kann auch gut decken, muss aber noch spielerisc­h zulegen.“

Julian Köster hat ganz viel Potenzial. Als Zweitligas­pieler kann er eine positive Überraschu­ng werden. Martin Schwalb

Julian Köster (21/Rückraum links/4/VfL Gummersbac­h): „Ein spielerisc­h feiner Junge mit ganz viel Potenzial und der einzige Zweitligas­pieler im EM-Kader. Er ist ein ganz anderer Typ als Heymann: auch sehr groß, aber schlaksig und sehr beweglich. Dass er vorgezogen in einer 5:1-Formation decken kann, macht ihn zu einer interessan­ten Alternativ­e für den Bundestrai­ner. Köster kann eine positive Überraschu­ng werden, aber vor allem soll er EM-Luft schnuppern und lernen.“

Luca Witzke (22/Rückraum Mitte/4/DHfK Leipzig): „Er hat sich in Leipzig toll entwickelt und nach anfänglich­en Schwierigk­eiten als Spielmache­r etabliert. Er kann Mitspieler gut in Szene setzen, ist aber auch selbst torgefährl­ich. Sein Siegtor im Test gegen Frankreich war ein Ausrufezei­chen, aber er muss noch mehr an seiner Durchschla­gskraft arbeiten, um sich auch internatio­nal durchzuset­zen. Witzke ist jung, bringt viel mit und ist

ein Verspreche­n für die Zu

kunft auf Rückraum Mitte.” Djibril M’Bengue (29/Rückraum rechts/4/FC Porto): „Ein Überraschu­ngsgast im DHB-Trikot. Mit seinen 29 Jahren ist er nicht mehr der Jüngste, doch er hat nach seinem Wechsel von Stuttgart nach Portugal vor zweieinhal­b Jahren einen Schritt nach vorne gemacht. Ich habe ihn mit Porto in der Champions League gesehen. Ein athletisch­er Spieler, der in der Abwehr sehr stabil ist. Ob er sich im Angriff gegen starke Deckungsre­ihen durchsetze­nkann,wirdsichze­igen.

Im Sommer kehrt M‘Bengue in die Bundesliga zurück – zum Bergischen HC.“Christoph Steinert (31/Rückraum rechts/2/ HC Erlangen): „Der Spätberufe­ne. Bei den Junioren galt Steinert immer als große Hoffnung, war U18Europam­eister und U21Weltmei­ster 2011, doch erst in diesem Januar hat er in der A-Nationalma­nnschaft debütiert. Die Rückkehr aus Magdeburg zum HC Erlangen hat ihm gutgetan. Er hat eine überzeugen­de Hinrunde gespielt, zählt zu den Top Ten der Torschütze­n der

Liga, kommt über seine Wurfstärke und Schnelligk­eit. Kann auch auf Rechtsauße­n eingesetzt werden. Ich bin gespannt, ob er spät noch den nächsten Schritt machen kann. Er muss jetzt zeigen, dass er wirklich die Qualität für die Nationalma­nnschaft hat.“

Lukas Zerbe (25/ Rechtsauße­n/4/ TBV Lemgo): „Der Neffe von TBV-Legende Volker Zerbe macht in einer eingespiel­ten Lemgoer Mannschaft einen guten Job und ist ein klassische­r solider Außen. Er ist schnell, hat eine gute Trefferquo­te, bei den Wurfvarian­ten ist aber noch Luft nach oben. In der Nationalma­nnschaft ist Zerbe die klare Nummer zwei hinter Timo Kastening und wird voraussich­tlich nicht von Anfang an im 16er-Kader stehen, sondern vor Ort auf Abruf bereitsteh­en.“

 ?? ?? Ein Neuer für die Kiste: Nach dem Rücktritt von Jogi Bitter bildet Till Klimpke mit Andreas Wolff das TorhüterDu­o.
Ein Neuer für die Kiste: Nach dem Rücktritt von Jogi Bitter bildet Till Klimpke mit Andreas Wolff das TorhüterDu­o.
 ?? ?? Frisches Blut: Luca Witzke (22, l.) und Julian Köster (21, r.) haben erst vier Länderspie­le bestritten, aber viel Potenzial.
Frisches Blut: Luca Witzke (22, l.) und Julian Köster (21, r.) haben erst vier Länderspie­le bestritten, aber viel Potenzial.
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 ?? ?? Martin Schwalb: Vize-Präsident des HSV Hamburg, früherer Meistertra­iner und TV-Experte bei Sky
Spätberufe­ner: Djibril M’Bengue (29) gab im November sein Debüt im DHB-Trikot, spielt für den FC Porto.
Martin Schwalb: Vize-Präsident des HSV Hamburg, früherer Meistertra­iner und TV-Experte bei Sky Spätberufe­ner: Djibril M’Bengue (29) gab im November sein Debüt im DHB-Trikot, spielt für den FC Porto.

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