Hamburger Morgenpost

Der Punkpop-Elvis kann’s noch!

Auf „The Boy Named If“lässt Songwriter-Legende Costello es krachen

- Von WERNER HERPELL

Schon 67 Jahre alt soll dieser Mann sein? Man mag es kaum glauben, wenn man das vor jugendlich­er Energie nur so sprühende neue Album von Elvis Costello hört. Auf „The Boy Named If“klingt er fast so rotzig wie in den späten 70ern. Damals hatte der Sänger mit dem gar nicht aufmüpfige­n Äußeren als eine Art „King of Punk ’n’ Roll“neben rauen Burschen wie den Sex Pistols oder The Clash die Bühne betreten, um sich rasch zu einem der besten Songwriter der Pop-Historie zu entwickeln.

Nach dem Easy-Listening-Meisterstü­ck „Look Now“(2018) und dem etwas unsteten „Hey Clockface“(2020) schlägt Costello erneut eine Volte – und legt eine der rauesten Powerpop-Platten seiner Karriere vor. Sie enthält in gut 50 Minuten Laufzeit 13 Lieder, auf denen er selbst – und erst recht der ob so viel verbaler Kraft verblüffte Hörer – kaum zum Atemholen kommt. Wenn schon Rückblick auf die eigene Jugend, dann so. Einige wenige ruhigere Stücke („Paint The Red Rose Blue“, „Mr. Crescent“) sind auch dabei, aber insgesamt dominieren mitreißend­e Uptempo-Sounds.

Costello, dessen nasale Stimme man schon immer mögen musste, singt also auf Top-Niveau. Er hat mit The Imposters aber auch eine Weltklasse-Band an der Seite – und ist sich dieses Privilegs bewusst. „Sie sind großartig, drei von uns haben ja seit 45 Jahren immer wieder zusammen gespielt“, sagte er kürzlich dankbar. „Es gibt jedoch viele Bands, die lange miteinande­r gespielt und dabei vergessen haben, wie man einfach mal loslässt.“Seine drei Begleiter – Steve Nieve an den Keyboards, Schlagzeug­er Pete Thomas und Bassist Davey Faragher – seien weiterhin „tödlich“mit ihrer Virtuositä­t und Wucht. Wer den Balladen-Crooner Costello bevorzugt, muss wohl auf ein Nachfolgea­lbum von „The Boy Named If“hoffen. Eine weitere Zusammenar­beit mit Sixties-Ikone Burt Bacharach, der frühere Alben wie „Painted From Memory“(1998) und „Look Now“prägte, könnte aber schon bald das Licht der Pop-Welt erblicken. „Burt und ich waren im Sommer mit einem 30-köpfigen Orchester in den Capitol-Studios, um zwei neue Songs aufzunehme­n“, erzählte der Brite im „Guardian“. „Er ist jetzt 93, und seine Intensität ist ungetrübt.“Das kann man ganz sicher auch über Elvis Costello sagen.

„The Boy Named If“ab morgen (14.1.) über Universal

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Die Songwriter­Legende Elvis Costello (67) bringt ein Album heraus, das vor jugendlich­er Energie sprüht.
 ?? ?? 50 Minuten, 13 Lieder und kaum Luft zum Atmen: Das Album erscheint morgen!
50 Minuten, 13 Lieder und kaum Luft zum Atmen: Das Album erscheint morgen!

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