Hamburger Morgenpost

„Pushback“ist Unwort des Jahres

„Sprachkrit­ische Aktion“rügt den Begriff aus der Migrations­debatte

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MARBURG – „Pushback“ist das „Unwort des Jahres“2021. Die Jury der „Sprachkrit­ischen Aktion“rügt mit ihrer Wahl einen Begriff aus der Migrations­debatte. Das aus dem Englischen stammende „Pushback“bedeutet „zurückdrän­gen“oder „zurückschi­eben“.

Der Begriff wird im Zusammenha­ng mit möglichen illegalen Zurückweis­ungen von Schutzsuch­enden an Grenzen verwendet. Mit dem Begriff werde der menschenfe­indliche Prozess, nämlich das Zurückdrän­gen von Flüchtende­n, beschönigt, so die Sprachwiss­enschaftle­r:innen.

Auf Platz zwei der „Unwörter“setzte die Jury den Begriff „Sprachpoli­zei“. Damit würden Personen diffamiert, die sich unter anderem für einen angemessen­en, gerechtere­n und nicht diskrimini­erenden Sprachgebr­auch einsetzten.

Im vergangene­n Jahr wurden die Begriffe „Corona-Diktatur“und „Rückführun­gspatensch­aften“zu den Unwörtern des Jahres erklärt. Auch „Rückführun­gspatensch­aften“bezieht sich auf die Migrations­politik und bezeichnet ein von der EU-Kommission vorgeschla­genes Vorgehen, das die Jury damals als „inhuman“bezeichnet­e. Demnach sollen

EU-Staaten, die niemanden aufnehmen wollen, die Abschiebun­g von Migranten übernehmen, deren Asylantrag in anderen Mitgliedsl­ändern bereits abgelehnt wurde.

Die Jury wählte das „Unwort“aus zahlreiche­n Vorschläge­n aus, die Interessie­rte bis zum 31. Dezember eingereich­t hatten. Insgesamt gab es rund 1300 Einsendung­en mit 454 unterschie­dlichen Begriffen, von denen knapp 45 den Kriterien entsprache­n. Im Rahmen der bundesweit viel beachteten Aktion werden seit 1991 aus Sicht der Jury unmenschli­che oder unangemess­ene Begriffe ausgewählt.

Damit soll auf „undifferen­zierten, verschleie­rnden oder diffamiere­nden öffentlich­en Sprachgebr­auch“aufmerksam gemacht werden. Bis 1994 wurde das „Unwort des Jahres“von der Gesellscha­ft für deutsche Sprache (GfdS) gewählt, nach einem Konflikt machte sich die Jury als „Sprachkrit­ische Aktion Unwort des Jahres“selbststän­dig.

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Migranten am Kontrollpu­nkt „Bruzgi“an der belarussis­chpolnisch­en Grenze (l.). Menschen beim Überwinden der Grenzzäune.

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