Hamburger Morgenpost

Schlick-Zoff mit unseren

UMWELTSCHU­TZ Politiker wehren sich gegen Verklappun­g belasteter Baggermass­en vor Cuxhaven

- NINA GESSNER nina.gessner@mopo.de

Der Ärger war programmie­rt: Nach der Ankündigun­g der Hamburger Hafenbehör­de (HPA), den Schlick aus der Elbe künftig vor der Vogelschut­zinsel Scharhörn in der Nordsee entsorgen zu wollen, ist die Empörung groß. Neben den Umweltverb­änden finden nun auch Politiker aus Niedersach­sen und SchleswigH­olstein scharfe Worte.

Nur knapp 19 Kilometer liegen zwischen Hamburgs neuer Schlick-Müllhalde Scharhörn und der Küste vor Cuxhaven. Für die Stadt an der Elbmündung sind der Tourismus und der Besuch von Natur- und Vogelliebh­abern zwei der wichtigste­n Wirtschaft­sfaktoren. Umso wütender zeigt sich Oberbürger­meister Uwe Santjer (SPD) über die Darstellun­g der HPA in ihrem am Dienstag vorgelegte­n Bericht, die Entsorgung der belasteten Baggermass­en in der Nordsee sei „ökologisch unbedenkli­ch“. „Die Hamburger Pläne sind absolut inakzeptab­el und verantwort­ungslos – für Natur, Mensch und Tier“, schimpft Santjer. Der Oberbürger­meister Cuxhavens, der das Sedimentma­nagement im Hamburger Hafen schon lange kritisiert, erklärte, er mache sich große Sorgen um die Entwicklun­g des UNESCO-Weltnature­rbes Wattenmeer.

„Bereits in der Vergangenh­eit kam es vor der Küste Cuxhavens durch die steigende Verschlick­ung zu dramatisch­en Veränderun­gen des Wattenmeer­es“, so Santjer. „In Zeiten des Klima- und Naturschut­zes sind die Hamburger Verantwort­lichen dabei, eine fatale Entscheidu­ng zu treffen.“Durch die geplante Verklappun­g des Schlicks nahe der Vogelinsel Scharhörn werde der Schutz des als UNESCO-Weltnature­rbe anerkannte­n Gebietes angegriffe­n.

Santjer kündigte Konsequenz­en an: „Das können und wollen wir nicht zulassen. Cuxhaven wird sich mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen zur Wehr setzen.“Unterstütz­ung erhält der Oberbürger­meister dabei von ganz oben. Aus dem Umweltmini­sterium in Hannover hieß es am Mittwoch, man prüfe, welche Einflussmö­glichkeite­n man als Land Niedersach­sen habe, gegen die Hamburger Pläne vorzugehen.

Der niedersäch­sische Umweltmini­ster Olaf Lies (SPD) erklärte auf MOPO-Anfrage: „Die Annahme, dass das Verklappen von Elbschlick in diesem sensiblen Bereich keine Auswirkung­en hätte, ist aus meinerSich­tinkeinerW­eise sichergest­ellt.“Vor allem aber ärgert den Minister, dass Hamburg mit seinen Plänen ohne Rücksprach­e vorgepresc­ht ist.

„Bisher war die Zusammenar­beit geprägt von einem engen Austausch und vernünftig­em Miteinande­r. Da ist es jetzt irritieren­d, dass Hamburg hier über den nun bekannt gewordenen Zeitplan an der Grenze unseres Nationalpa­rks Wattenmeer innerhalb weniger Wochen Fakten schaffen will – und das gegen die berechtigt­en Bedenken und Interessen Niedersach­sens“, so Lies.

Die HPA hat den Umweltverb­änden vier Wochen Zeit gegeben, den Verklappun­gsplänen zuzustimme­n oder Widerspruc­h einzulegen. Nach Ansicht des Aktions

Es ist irritieren­d, dass Hamburg Fakten schaffen will – gegen die Bedenken Niedersach­sens. Olaf Lies (SPD)

bündnisses „Lebendige Tideelbe“und von Olaf Lies ist das viel zu knapp.

Der niedersäch­sische Umweltmini­ster fordert, eine gemeinsame Lösung zwischen Bund und Nordländer­n zu erarbeiten. „Alleingäng­e sind hier wenig hilfreich“, so die mahnenden Worte von Olaf Lies an seine Kollegen in Hamburg. Er erinnerte daran, dass der Bund sowie die drei Anrainerlä­nder der Unterelbe im vorigen Jahr verabredet hatten, gemeinsam über ein „Konzept für das Sedimentma­nagement an unserer Küste“zu sprechen. Damals hatte auch der Bund – vertreten

durch den damaligen Staatssekr­etär im Ver kehrsminis­terium, Enak lemann – deutlich gemac , dass Berlin die Hamburger Scharhörn-Idee nicht unterstütz­t.

Ferlemann ist bei seiner Haltung geblieben. „Ich habe kein Verständni­s für das Vorgehen des Hamburger Senats“, erklärte der SPD-Bundestags­abgeordnet­e, der sein Wahlkreisb­üro in Cuxhaven hat. „In meiner Funktion als Parlamenta­rischer Staatssekr­etär habe ich dem Hamburger Senat dringend von einer Verklappun­g vor Scharhörn abgeraten, da ich es aus Ummac

bar a e m at ona park Wattenmeer, der dazu noch Weltnature­rbe ist, eine Verklappun­g vorzunehme­n.“Die Beteiligun­gsrechte, betont Ferlemann, würden sich aus dem Naturschut­zrecht ergeben.

Auch aus Schleswig-Holstein hagelt es Kritik. „Oberstes Gebot bei allen von Hamburg verfolgten Lösungen für sein Sedimentpr­oblem muss immer sein, dass das UNESCO-Weltnature­rbe Wattenmeer geschützt bleibt“, erklärte Umweltmini­ster

Jan Philipp Albrecht (Grüne) auf MOPO-Anfrage. Hamburg werde die Einhaltung dieses Grundsatze­s nachweisen müssen, wenn es Ablagerung­en abseits der bisherigen Stelle an der Tonne

E3 in der Nordsee plane. Dabei gehe es auch um eine Verbesseru­ng der Sedimentqu­alität und ein „langfristi­ges Sedimentma­nagement im Einklang mit dem Klimawande­l“, so Albrecht.

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Hamburgs Insel Neuwerk mit den Inseln Scharhörn (r.) und Nigehörn im Hintergrun­d
Oberbürger­meister Uwe Santjer (SPD) zurzeit nicht.
Von Sahlenburg in Cuxhaven fahren die Touristen mit Wattwagen zur Insel Neuwerk (gehört zu Hamburg). Unweit des Nationalpa­rks Wattenmeer soll der Elbschlick verklappt werden.
So berichtete die MOPO gestern über die Pläne der HPA. Hamburgs Insel Neuwerk mit den Inseln Scharhörn (r.) und Nigehörn im Hintergrun­d Oberbürger­meister Uwe Santjer (SPD) zurzeit nicht. Von Sahlenburg in Cuxhaven fahren die Touristen mit Wattwagen zur Insel Neuwerk (gehört zu Hamburg). Unweit des Nationalpa­rks Wattenmeer soll der Elbschlick verklappt werden.

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