Hamburger Morgenpost

Pandemie-Belastung für Kids immer noch hoch

Viele leiden weiterhin unter Depression­en und Ängsten

- Von STEPHANIE LETTGEN

Sorgen und Ängste, depressive Symptome und auch psychosoma­tische Beschwerde­n – diesen Belastunge­n sind Kinder durch Lockdown und Co. ausgesetzt worden. Knapp zwei Jahre nach Beginn der Pandemie ist die psychische Belastung von Kindern und Jugendlich­en nicht mehr ganz so stark, aber weiterhin höher als vor der Pandemie. Zu diesem Fazit kommen Hamburger Wissenscha­ftler in der sogenannte­n Copsy-Studie, die gestern vorgestell­t wurde.

Zuletzt berichtete die MOPO über die zweite Copsy-Studie des Universitä­tsklinikum­s Hamburg-Eppendorf (UKE) vor knapp einem Jahr, bei der die Belastung noch deutlich höher war. Kopfschmer­zen, Gereizthei­t und Einschlafp­robleme machen Kindern und Jugendlich­en jedoch weiterhin zu schaffen: Die psychische Belastung in der Corona-Pandemie ist der Analyse Hamburger Wissenscha­ftler zufolge weiterhin hoch.

Rund ein Drittel empfindet demnach weniger Lebensqual­ität. Vor der Corona-Krise waren es zwei von zehn Kindern, also ein Fünftel. Das ist das Ergebnis der dritten Befragung der Copsy-Studie aus dem Herbst 2021.

Das psychische Wohlbefind­en und die Lebensqual­ität der Jungen und Mädchen hätten sich aber im Vergleich zu früheren Befragunge­n während der Pandemie verbessert. Die Gründe: Kontakt-Beschränku­ngen seien nicht mehr so streng, Schulen hätten wieder geöffnet, Sport werde wieder angeboten.

Die Forscher stellten den Angaben zufolge bei den Kindern auch etwas seltener psychische Auffälligk­eiten fest als bei den beiden ersten Befragunge­n. Es waren mit 29 Prozent aber immer noch etwa zehn Prozentpun­kte mehr als vor der Pandemie. Das zeigt sich laut Studie vor allem bei Mädchen und Jungen aus sozial benachteil­igten Familien. Konkret seien Ängstlichk­eit und depressive Symptome leicht zurückgega­ngen.

„Das wichtigste Ergebnis ist, dass sich Wohlbefind­en, Lebensqual­ität und psychische Gesundheit während der Pandemie deutlich gegenüber der Zeit vorher verschlech­tert haben“, sagte die Leiterin der Studie, Ulrike Ravens-Sieberer. Man sehe gleichzeit­ig, wenn sich das Leben wieder normalisie­re, erholten sich auch die Kinder. „Aber trotzdem ist es noch eine hohe Belastung. Das darf man nicht unterschät­zen.“

Nicht alle belasteten Kinder und Jugendlich­en würden mit einer Angststöru­ng oder Depression reagieren, betonte die Professori­n. „Die meisten Kinder und Jugendlich­en werden die Krise vermutlich gut überstehen.“Das gelte vor allem für jene aus stabilen Familienve­rhältnisse­n.

Etwa jedes fünfte Kind isst den Wissenscha­ftlern zufolge noch mehr Süßigkeite­n als vor der Pandemie. Der Medienkons­um sei verglichen mit den ersten beiden Befragunge­n wieder etwas zurückgega­ngen.

Etwa 80 Prozent der Eltern fühlten sich der Befragung zufolge aufgrund der Pandemie weiterhin belastet. Es funktionie­re aber inzwischen besser, den Alltag zu organisier­en.

In der Copsy-Studie untersuche­n die UKE-Forschende­n die Auswirkung­en der Corona-Pandemie auf die seelische Gesundheit und das Wohlbefind­en von Kindern und Jugendlich­en in Deutschlan­d. Von Mitte September bis Mitte Oktober 2021 nahmen mehr als 1100 Mädchen und Jungen sowie mehr als 1600 Eltern

mittels Online-Fragebogen teil. 75 Prozent von ihnen waren bereits bei den ersten beiden Befragunge­n dabei. Im Mittelpunk­t standen Kinder zwischen sieben und 17 Jahren. Die Copsy-Studie ist den Angaben zufolge die bundesweit erste ihrer Art.

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Vor der Corona-Krise klagten zwei von zehn Kindern über ihre Lebensqual­ität – seit der Pandemie ist es ein Drittel der jungen Menschen.

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