Gewerkschaft fordert: Kein Telefondienst für den Polizei-Nachwuchs
Anstatt Praxis-Semester: Schüler in der Kontakt-Nachverfolgung
Vier Wochen müssen 200 Polizei-Schüler in Hamburg Telefondienste bei Bezirksämtern schieben – und bei der CoronaKontaktnachverfolgung aushelfen. Schreibtisch statt Straße, so die Entscheidung der Führung. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hält das für nicht „nachvollziehbar“.
Eine Abordnung lehnt die GdP „ausdrücklich“ab, so Hamburgs GdPChef Horst Niens. Die Ausbildung der Nachwuchskräfte müsse den Anforderungen der Polizei folgen und nicht „Lücken in anderen Behörden schließen“. Er und seine Kollegen sehen wegen der
Pandemie ohnehin bereits schwere Defizite bei vielen Schülern; sie seien „auf der Straße deutlich unsicher“.
Durch die Corona-Pandemie fand die vergangenen zwei Jahre ein großer Teil der Theorie online statt. „Über Zoom ist es einem Schüler nicht zu vermitteln, wie er jemanden zu Boden bekommt oder sich selbst in schwierigen Situationen sichert“, so Niens. Als „bitteres Beispiel“nennt er den Vorfall in Kusel (RheinlandPfalz), wo zwei Polizeibeamte bei einer Verkehrskontrolle durch Schüsse ums Leben kamen. „Die Praxisanteile kommen auch ohne Pandemie zu kurz. Daher fordern wir, dieses Experiment zulasten der Ausbildung umgehend einzustellen.“
Und wie begründet die Polizeiführung ihre Entscheidung? Man hätte eine Anfrage bekommen, die Azubis der Stadt, die in den vergangenen zwei Jahren größtenteils den Job der CoronaKontaktnachverfolgung übernommen haben, sollten langsam wieder in ihre Ausbildungsbetriebe zurückkehren. „Wir wurden gefragt, ob wir für vier Wochen aushelfen können“, erklärt Sprecherin Sandra Levgrün der MOPO. „Die Pandemie können wir nur bewerkstelligen, wenn auch wirklich alle mit anpacken.“
Die Polizei verzeichne die größte Zahl an Auszubildenden. Daher habe man zugesagt, dass 100 Schüler die ersten zwei Wochen übernehmen, danach 100 weitere bei den Telefondiensten aushelfen. Start war vergangenen Montag. Dabei handelt es sich um die Polizei-Schüler, die nun ins Praxissemester gehen würden, um erste Erfahrungen an den Wachen der Stadt zu sammeln.