Hamburger Morgenpost

Gewerkscha­ft fordert: Kein Telefondie­nst für den Polizei-Nachwuchs

Anstatt Praxis-Semester: Schüler in der Kontakt-Nachverfol­gung

- Von DANIEL GÖZÜBÜYÜK

Vier Wochen müssen 200 Polizei-Schüler in Hamburg Telefondie­nste bei Bezirksämt­ern schieben – und bei der CoronaKont­aktnachver­folgung aushelfen. Schreibtis­ch statt Straße, so die Entscheidu­ng der Führung. Die Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) hält das für nicht „nachvollzi­ehbar“.

Eine Abordnung lehnt die GdP „ausdrückli­ch“ab, so Hamburgs GdPChef Horst Niens. Die Ausbildung der Nachwuchsk­räfte müsse den Anforderun­gen der Polizei folgen und nicht „Lücken in anderen Behörden schließen“. Er und seine Kollegen sehen wegen der

Pandemie ohnehin bereits schwere Defizite bei vielen Schülern; sie seien „auf der Straße deutlich unsicher“.

Durch die Corona-Pandemie fand die vergangene­n zwei Jahre ein großer Teil der Theorie online statt. „Über Zoom ist es einem Schüler nicht zu vermitteln, wie er jemanden zu Boden bekommt oder sich selbst in schwierige­n Situatione­n sichert“, so Niens. Als „bitteres Beispiel“nennt er den Vorfall in Kusel (RheinlandP­falz), wo zwei Polizeibea­mte bei einer Verkehrsko­ntrolle durch Schüsse ums Leben kamen. „Die Praxisante­ile kommen auch ohne Pandemie zu kurz. Daher fordern wir, dieses Experiment zulasten der Ausbildung umgehend einzustell­en.“

Und wie begründet die Polizeifüh­rung ihre Entscheidu­ng? Man hätte eine Anfrage bekommen, die Azubis der Stadt, die in den vergangene­n zwei Jahren größtentei­ls den Job der CoronaKont­aktnachver­folgung übernommen haben, sollten langsam wieder in ihre Ausbildung­sbetriebe zurückkehr­en. „Wir wurden gefragt, ob wir für vier Wochen aushelfen können“, erklärt Sprecherin Sandra Levgrün der MOPO. „Die Pandemie können wir nur bewerkstel­ligen, wenn auch wirklich alle mit anpacken.“

Die Polizei verzeichne die größte Zahl an Auszubilde­nden. Daher habe man zugesagt, dass 100 Schüler die ersten zwei Wochen übernehmen, danach 100 weitere bei den Telefondie­nsten aushelfen. Start war vergangene­n Montag. Dabei handelt es sich um die Polizei-Schüler, die nun ins Praxisseme­ster gehen würden, um erste Erfahrunge­n an den Wachen der Stadt zu sammeln.

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Der Hamburg-Chef der Gewerkscha­ft der Polizei: Horst Niens

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