Hamburger Morgenpost

Roland Emmerich lässt’s krachen

Schräger DesasterSp­aß mit Halle Berry als NASA-Chefin

- Von BARBARA MUNKER

Mit „Independen­ce Day“, „The Day After Tomorrow“und „2012“hat sich Roland Emmerich als Katastroph­en-Experte einen Namen gemacht. Jetzt wirft der Regisseur den Mond aus seiner Umlaufbahn. Für „Moonfall“holt er Halle Berry als NASA-Chefin vor die Kamera.

Eine riesige Flutwelle setzt Kalifornie­n unter Wasser, gigantisch­e Felsbrocke­n treffen die Erde, tödliche Schneestür­me und Erdbeben treiben Menschen in die Flucht. Doch das ist lediglich Beiwerk in Roland Emmerichs neuem Katastroph­enfilm. In „Moonfall“greift der deutsche Hollywood-Regisseur nach den Sternen – präziser: nach dem Mond. In dem zweistündi­gen Sci-Fi-Spektakel rückt er den Himmelskör­per in ein völlig neues Licht. Eine mysteriöse Kraft hat den Mond aus seiner

Umlaufbahn gebracht, nun droht der Aufprall auf die Erde.

„Alle Mann festhalten!“, tönt es von der Leinwand. Ein Auto rast über einen klaffenden Abgrund in der Erdkruste, ein Space Shuttle prescht durch Turbulenze­n auf den Mond zu. Katastroph­enexperte Emmerich macht wie gewohnt Tempo: bombastisc­he Spezialeff­ekte, haarsträub­ende Plots, simple Dialoge, dazu eine Handvoll Helden als Weltenrett­er.

In „Moonfall“wirbelt er das Science-FictionGen­re nun noch mit Verschwöru­ngstheorie­n auf. Der Mond ist kein natürliche­s Objekt, sondern eine Megastrukt­ur. Alien-Nanoschwär­me und künstliche Intelligen­z beherrsche­n den Weltraum. Logik und ernste Botschafte­n bleiben völlig auf der Strecke. Doch eines ist bei Emmerich gewiss: der schräge Desaster-Spaß hat im Großen und Ganzen ein Happy End.

Die Action beginnt im Jahr 2011: bei einer

Weltraummi­ssion werden drei NASA-Astronaute­n von einer Druckwelle getroffen, nur Jocinda Fowler (Halle Berry) und Brian

Harper (Patrick Wilson) kehren lebend auf die Erde zurück. Harper berichtet von einer schwarmart­igen Masse, doch die Ermittler glauben ihm nicht, er wird unehrenhaf­t aus dem Dienst entlassen.

Zehn Jahre später: Harper, von Ehefrau und Sohn Sonny (Charlie Plummer) verlassen, ist

privat und beruflich am Ende, während Fowler als NASA-Topfrau in der US-Raumfahrtb­ehörde Karriere macht. Nun droht der Mond auf die Erde zu stürzen, und das alte Astronaute­n-Duo tritt wieder in Aktion. Dazu gesellt sich der schräge Hobby-Astronom K.C. Houseman (John Bradley), ein Anhänger abstruser Verschwöru­ngstheorie­n. Der Brite

Bradley, als Samwell Tarly aus der „Game of

Thrones“-Saga bekannt, überzeugt als Space-Nerd mit einer Katze namens Fuzz Aldrin, nach dem Mond-Astronaute­n Buzz Aldrin benannt. Oscar-Preisträge­rin Berry schreitet dagegen als NASA-Chefin mit todernster Miene zur Tat. Ihr Astronaute­n-Geplänkel wie „Was ist der Plan?“oder „Wir retten den Mond und damit die Erde“wirkt allerdings komisch, wenn um das Retter-Team herum die Welt längst im Chaos versinkt, Gebäude einstürzen und auf den Straßen Panik ausbricht. Immerhin – eine Frau gibt den Ton an. „Das haben wir Roland zu verdanken“, sagte Berry (55). Geschlecht und Hautfarbe bei der Besetzung seiner Katastroph­en-Story zu berücksich­tigen sei ihm wichtig gewesen. „Ich finde es ziemlich cool, dass er eine schwarze Frau zur NASA-Chefin gemacht hat“, betont die Schauspiel­erin.

Altstar Donald Sutherland (86) tritt als NASA-Wissenscha­ftler in Erscheinun­g, der ein dunkles Geheimnis von der Apollo-11-Mondlandun­g im Jahr 1969 hütet. Die Behörde kommt in „Moonfall“als verlogene Truppe ziemlich mies weg, doch Emmerich konnte sie von dem Projekt überzeugen. „Ich habe immer gesagt, die werden das nie unterstütz­en“, sagt der Regisseur mit einem Augenzwink­ern. „Doch ich glaube, die wollten cool erscheinen und haben uns dann viel geholfen.“Die Schauspiel­er trainierte­n in einem echten Space Shuttle, die NASA überließ Mondaufnah­men und ihr Original-Logo.

Emmerich schlug sich bei der Produktion mit der Corona-Pandemie herum. Späterer Drehstart, teure Sicherheit­svorkehrun­gen, Zwangspaus­en. „Wie durch ein Wunder“sei der Film in 61 Drehtagen doch noch zustande gekommen, sagt er. Die knapp sechs Millionen Dollar Extrakoste­n für Corona-Maßnahmen habe er durch weniger Drehtage wettgemach­t. Das „Moonfall“-Budget beziffert er mit 138 Millionen Dollar.

126 Minuten, ab 12 Jahren, Cinemaxx Dammtor/Harburg, Hansa, Savoy (OV), UCI (alle)

Ich finde es ziemlich cool, dass Roland Emmerich eine schwarze Frau zur NASAChefin gemacht hat. Halle Berry über ihre Rolle

 ?? ?? Ein starkes Team: K.C. Houseman (l., John Bradley), Jocinda Fowler (Halle Berry) und Brian Harper (Patrick Wilson)
Eigentlich ist Ex-Astronaut Brian Harper (Patrick Wilson) privat und beruflich am Ende, aber dann muss er doch noch mal eben die Welt retten.
Ein starkes Team: K.C. Houseman (l., John Bradley), Jocinda Fowler (Halle Berry) und Brian Harper (Patrick Wilson) Eigentlich ist Ex-Astronaut Brian Harper (Patrick Wilson) privat und beruflich am Ende, aber dann muss er doch noch mal eben die Welt retten.
 ?? ?? Helden und Weltenrett­er: der Space-Nerd K.C. Houseman (John Bradley) und NASA-Offizierin Jocinda Fowler (Halle Berry)
Helden und Weltenrett­er: der Space-Nerd K.C. Houseman (John Bradley) und NASA-Offizierin Jocinda Fowler (Halle Berry)

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