Hamburger Morgenpost

Und was kommt jetzt?

CORONA Keine Mehrheit in Sicht, Plan vom Tisch. Diese Kompromiss-Vorschläge gibt es

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BERLIN – Die allgemeine Impfpflich­t für Erwachsene ab 18 Jahren ist vom Tisch. Weil es keine Aussicht auf eine Mehrheit im Bundestag für den PflichtPik­s gegen das Coronaviru­s gab, hat die Befürworte­rGruppe gestern offiziell Abstand von dem Vorhaben genommen. Stattdesse­n versucht es die Truppe um den Gesundheit­spolitiker Janosch Dahmen (Grüne) nun mit einem Kompromiss­vorschlag.

Die 237 Abgeordnet­en der „Impfpflich­t ab 18“-Gruppe rückten von ihrem ursprüngli­chen Vorschlag ab – und legten einen entschärft­en

Gesetzentw­urf vor. Darin: Für Menschen ab 50 solle ab dem 1. Oktober eine Impfpflich­t gelten, die je nach Pandemiela­ge durch späteren Bundestags­beschluss auch auf jüngere Bürger ausgedehnt werden könnte. Außerdem: Alle Bürger zwischen 18 und 49 Jahren sollen eine verpflicht­ende Impfberatu­ng besuchen müssen.

Die Debatte um die Impfpflich­t zieht sich: Zur Diskussion standen bislang verschiede­ne Konzepte verschiede­ner Gruppen. Dabei: Eine Ablehnung der Impfpflich­t, wie beispielsw­eise von der AfD oder Wolfgang Kubicki (FDP) gefordert. Dann eine Pflicht ab 18 Jahren, die nun am Donnerstag nicht mehr zur Abstimmung steht, eine ab 50 Jahren und das Konzept von CDU/CSU: einer abgestufte­n Impfpflich­t, die erst ab einer gefährlich­en Pandemie-Entwicklun­g gelten soll. Aber: Die Union könne sich theoretisc­h auch eine Impfpflich­t für besonders gefährdete Gruppen vorstellen.

Doch auch der jüngste Kompromiss­vorschlag der „Impfpflich­t ab 18“-Gruppe stößt bei der Union nicht gerade auf Begeisteru­ng. „Er hat einen doppelten Boden. Hinter der anfänglich­en Impfpflich­t ab 50 verbirgt sich eine Impfpflich­t ab 18, an der Teile der Ampel offensicht­lich verzweifel­t festhalten“, so der gesundheit­spolitisch­e Sprecher Tino Sorge (CDU) in der „Rheinische­n Post“. Die Union will deshalb bei ihrem „Impfvorsor­gegesetz“bleiben: Ein nach Personen- und Altersgrup­pen gestaffelt­er Impfvorsor­ge-Mechanismu­s, der erst dann greift, wenn sich die Corona-Lage verschärft.

Bundesgesu­ndheitsmin­ister und Impfpflich­t-Befürworte­r Karl Lauterbach (SPD) warb indes für den Kompromiss­vorschlag: Er nehme das Wichtigste aller

Anträge zur Impfpflich­t auf, sagte der SPD-Politiker. „Jeder, der die Impfpflich­t will, kann sich hier wiederfind­en. Wer aber dagegen stimmt, riskiert erneut Lockdowns und Leid im Herbst.“

Am Donnerstag will der Bundestag der Impfpflich­tDebatte ein Ende setzen – und abschließe­nd entscheide­n. SPD, Grüne und FDP haben ihren Abgeordnet­en allerdings freigestel­lt, für welchen Antrag sie stimmen. Deshalb gilt als unsicher, ob überhaupt einer der Anträge und Gesetzentw­ürfe eine Mehrheit im Parlament bekommen wird.

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