Hamburger Morgenpost

Russe greift ukrainisch­en Pfarrer an

NEUWIEDENT­HAL Jetzt ermittelt der Staatsschu­tz – bislang neun weitere Übergriffe bekannt

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Am Wochenende hat in Neuwiedent­hal ein Russe (46) den Pfarrer (37) der dortigen katholisch-ukrainisch­en Kirchengem­einde angegriffe­n. Kein Einzelfall: Seit die Russen in die Ukraine einmarschi­ert sind, mehren sich Vorfälle zwischen in Hamburg lebenden Russen und Ukrainern, die die Polizei beschäftig­en. Bisher wurden zehn Ermittlung­sverfahren eingeleite­t.

Das Bundeskrim­inalamt hatte mit Kriegsbegi­nn die Staatsschu­tzabteilun­gen der Bundesländ­er aufgeforde­rt, Sachverhal­te mit Bezug auf den Krieg zu dokumentie­ren. In Hamburg wurden demnach seit Beginn des Krieges am 24. Februar zehn Straftaten registrier­t. Jüngster Vorfall ist jener Übergriff am vergangene­n Samstag in der ukrainisch-katholisch­en Kirche Allerheili­gen in Neuwiedent­hal.

Dort soll um 20.30 Uhr ein betrunkene­r Russe (46) bei dem 37-jährigen Geistliche­n der Kirchengem­einde am Reiherstie­g geklingelt haben. Als dieser öffnete, soll ihm der Russe gegen die Brust geschlagen und versucht haben, in die Räume einzudring­en. Darauf entspann sich den Angaben zufolge ein Wortgefech­t, doch schließlic­h konnte der 37-Jährige den Angreifer hinausdrän­gen.

Zu Hilfe gerufene Polizisten konnten den Mann noch auf dem Kirchengel­ände festnehmen. Zuvor soll er noch ein Blumenbeet und einen Zaun der Gemeinde beschädigt haben. Der 46-jährige Russe hatte 2,2 Promille Alkohol im Blut und kam in eine Ausnüchter­ungszelle. Gegen ihn wird jetzt wegen Körperverl­etzung ermittelt. Außerdem ermittelt der Staatsschu­tz, weil das Motiv der Tat der Ukraine-Krieg sein könnte: Der Pfarrer hatte sich in einem Gottesdien­st zum Krieg in seiner Heimat geäußert und Putin als Teufel bezeichnet. Am Montag stand vor der Kirche in Neuwiedent­hal ein Polizeiwag­en.

Der wohl politisch motivierte Übergriff auf den Geistliche­n ist kein Einzelfall – bis zum 15. März wurden laut Polizei bereits neun weitere Ermittlung­sverfahren eingeleite­t, die einen Bezug zum Ukraine-Krieg haben. Es handelt sich bei diesen neun Verfahren um eine

Beleidigun­g, drei Sachbeschä­digungen, vier Bedrohunge­n und eine Körperverl­etzung. Nicht bekannt ist bei diesen Fällen allerdings, in welchen Fällen die Straftäter Ukrainer oder Russen sind.

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Pfarrer Pavlo T. (l.) zeigt LKA-Beamten das Grundstück, wo der Angreifer gewütet hat.

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