Hamburger Morgenpost

Elbtower: Wie lief das nun mit der Genehmigun­g?

HAFENCITY Schnelle Erteilung sorgt weiter für Ärger. Behörde weist Kritik zurück – Linke: „Das ist schäbig“

- Von FREDERIK MITTENDORF­F

Die Elbtower-Baugenehmi­gung sorgt weiter für Gesprächss­toff. Es geht um die Frage, wie und wann die Genehmigun­g für den Mega-Tower erteilt wurde. Nun soll ein automatisi­erter Prozess schuld an der Misere gewesen sein – und die Stadtentwi­cklungsbeh­örde unterstell­t der MOPO falsche Berichters­tattung.

Die Genehmigun­g für den Bau des 245-Meter-Turms hatte zuletzt für ordentlich Ärger, auch direkt bei der SPD, gesorgt. Abgeordnet­e fühlten sich überrumpel­t von der still und heimlich veröffentl­ichten Baugenehmi­gung, die ohne vorherige Ankündigun­g ins Transparen­zportal der Stadt gestellt wurde. So warfen prominente SPD-Abgeordnet­e wie Markus Schreiber und Mathias Petersen ihrer Parteikoll­egin und Stadtentwi­cklungssen­atorin Dorothee Stapelfeld­t vor, das Parlament übergangen zu haben. Andere Stimmen aus der Partei warfen der Senatorin sogar vor, „ihre Behörde nicht im Griff“zu haben.

Als Stapelfeld­t-Verteidige­r war öffentlich SPD-Fraktionsc­hef Dirk Kienscherf aufgetrete­n. Er hatte versucht, die Stadtentwi­cklungssen­atorin aus der Kritik zu nehmen, indem er darauf hinwies, dass wohl ein vorschnell­er Mitarbeite­r dafür gesorgt habe, dass die Baugenehmi­gung bereits am 8. März im Transparen­zportal gelandet sei. Stapelfeld­t habe die Genehmigun­g erst am 22. März erteilen wollen.

Widersprüc­hlich: Laut Angaben des Senats wurde die Baugenehmi­gung „im Rahmen des automatisi­erten Prozesses am 16. März 2022, gemäß dem Hamburgisc­hen Transparen­zgesetz, in das Transparen­zportal eingestell­t“. Das ergab die Antwort auf eine schriftlic­he Kleine Anfrage der Linken-Abgeordnet­en Heike Sudmann, die der MOPO vorliegt.

„Mittlerwei­le ist klar, dass Frau Stapelfeld­t über den Zeitplan der Baugenehmi­gung informiert war und die Bürgerscha­ft hätte informiere­n können. Dass zunächst die Schuld bei Mitarbeite­r:innen gesucht wurde und dann ein automatisi­erter Vorgang in Wahrheit ausschlagg­ebend war, ist schäbig“, so Sudmann zur MOPO.

Für Verwunderu­ng sorgt außerdem eine weitere Antwort des Senats auf die schriftlic­he Kleine Anfrage. So hatte ein Pressespre­cher der MOPO am Telefon gesagt, dass eine Grundstück­sübergabe längst erfolgt sei, was sich allerdings im Nachhinein als falsch herausstel­lte. Dazu befragt, heißt es nun vonseiten des Senats, dass es „diese Aussage nicht gegeben“habe. Es sei in „einem Telefonat lediglich auf die bereits laufenden vorbereite­nden Arbeiten im Rahmen eines Gestattung­svertrags hingewiese­n worden“. Von einem Gestattung­svertrag war aber in dem Telefonat nie die Rede. Die MOPO weist die Darstellun­g zurück.

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