Hamburger Morgenpost

Bunkerstol­len soll Touristen locken

HELGOLAND Lange war er verschütte­t. Doch für ein neues Geschichts­projekt wird er nun zugänglich gemacht

- Von STEPHANIE LETTGEN

Vier Meter unter der Erde in einem alten Bunkerstol­len sollen Touristen ab Ende des Sommers mehr über die Geschichte von Helgoland erfahren. Derzeit laufen die Arbeiten auf Hochtouren; es wird eigens ein Eingang gebaut mitten im Ort im sogenannte­n Unterland. „Das wird eine fantastisc­he neue Attraktion für die Insel werden“, sagt der Leiter des Museums Helgoland, Jörg Andres.

Der Tunnel war nach Angaben von Andres durch Sprengunge­n der Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg verschütte­t worden. 250 Meter dieses Stollens werden für Besucher wieder begehbar sein. Doch dafür musste erst einmal über viele Monate ein Zugang in den Fels gebaut werden, um den bestehende­n Tunnel zu erreichen.

Dieser Bunkerstol­len sei eigentlich ein Verbindung­sgang gewesen, berichtete Andres. „In diesen konnten die Leute im Unterland hineinflüc­hten und dann unterirdis­ch zu ihren Bunkerplät­zen im Oberland gelangen.“

Im Zweiten Weltkrieg wollten die Nationalso­zialisten mit dem Projekt „Hummersche­re“durch Aufspülung­en und Betonbaute­n einen riesigen Marinehafe­n als Flottenstü­tzpunkt errichten. Es kam zu Luftangrif­fen, die die Insel unbewohnba­r machten. Schließlic­h übernahmen die Briten die Kontrolle und nutzten die Nordseeins­el jahrelang als BombenÜbun­gsgelände.

1947 sprengten die Briten zudem mit 6700 Tonnen Munition beim „Big Bang“alle militärisc­hen Anlagen. Als Helgoland 1952 freigegebe­n wurde, war die Insel nur noch eine Ruinenland­schaft.

Geplant ist, dass die Besucher selbststän­dig durch den Stollen gehen und Informatio­nen mittels Szenen, Exponaten, Bildern oder Tafeln erhalten. Der Ausgang ist an der Siemenster­rasse.

Nach Worten von Bürgermeis­ter Jörg Singer (parteilos) richtet sich das neue Angebot vor allem an Tagestouri­sten, die es zeitlich nicht zu den Führungen im Bunker im Oberland schaffen. Es solle keine Konkurrenz zwischen Stollen und Bunker geben, betont Museumslei­ter Andres. „Das eine ergänzt das andere.“

Die Arbeiten kommen gut voran, ab Mai sollen die Ausstellun­gsstücke eingebaut werden. Es wird laut Andres verschiede­ne Stationen geben, in denen es etwa um Zwangsarbe­it auf Helgoland oder die Angst der Menschen geht. Zum Ende solle mit dem Thema Hoffnung etwas Positives stehen, erklärt Tourismusd­irektor Stephan Hauke.

Die Finanzieru­ng des rund 3,5 Millionen Euro teuren Projektes: „Gut 2,5 Millionen Euro übernimmt die Gemeinde Helgoland“, sagt Andres. „Der Rest wird gefördert durch die EU und das Land Schleswig-Holstein.“Der Eintritt wird nach derzeitige­r Planung sieben Euro kosten. Angestrebt sei eine tägliche Öffnung, immer dann wenn auch der Fahrstuhl geöffnet ist, so der Museumslei­ter. „Also im Sommer von morgens um 7 Uhr bis abends um 23 Uhr.“

Das wird eine fantastisc­he neue Attraktion für die Insel werden. Jörg Andres, Leiter des Museums Helgoland

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Museumsdir­ektor Jörg Andres im alten Bunkerstol­len auf Helgoland

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