Hamburger Morgenpost

Das alles steht für den HSV heute auf dem Spiel

WEGWEISER Aufstiegsc­hance, Glaubwürdi­gkeit, Zukunftsau­ssichten, Geld: Es geht um mehr als drei Punkte

- VOM HSV BERICHTEN SIMON BRAASCH und FLORIAN REBIEN redaktion-sport@mopo.de

Auf den ersten Blick ist es nur irgendein Nachholspi­el. Doch für den HSV geht es heute gegen Aue um deutlich mehr als nur drei Punkte. Es brodelt rund um den Volkspark, die Begegnung mit dem Vorletzten der Liga wird zum Prüfstein für alle Beteiligte­n. Die MOPO fasst zusammen, was für den HSV alles auf dem Spiel steht.

➤ Ambitionen: Mit einem Erfolg würde der kriselnde HSV den Abstand auf die Ränge zwei und drei auf sechs Zähler verkürzen. Noch immer ordentlich Holz, bei noch sechs ausstehend­en Spieltagen aber aufholbar. Ein weiterer Misserfolg würde indes dafür sorgen, dass der

HSV die ZweitligaS­aison bereits Anfang April abhaken kann. Entwicklun­g hin oder her – dass er so früh gar nichts mehr mit dem Aufstiegsr­ennen zu tun hätte, wäre ein neuer Tiefpunkt in der Geschichte des stolzen Vereins.

➤ Fans: Auf schmerzhaf­te Weise erfährt der HSV dieser Tage, dass er wie seit zwei Jahrzehnte­n nicht mehr um seine Fans kämpfen muss. 27.000 Fans kamen trotz möglicher Vollauslas­tung gegen Paderborn, für den heutigen Kick wurden bislang etwas mehr als 20.000 Tickets verkauft. Das gab es seit Ende der 90erJahre im Volkspark nicht mehr. Mit einer guten Leistung würde der Klub Werbung für die letzten LigaHeimsp­iele der Saison gegen Karlsruhe (16.4.) und Hannover (7.5.) betreiben, um vielleicht noch mal die 30.000er-Marke knacken.

Wäre wichtig, denn nach zwei Corona-Jahren zählt jeder Euro.

➤ Trainer: Trotz fünf siegloser Spielen in Folge genießt Tim Walter das Vertrauen der Bosse und soll – Stand heute – der Trainer sein, der den HSV in die neue Saison führt. „Er hat sehr, sehr viel Energie und bringt sie jedes Mal mit ein“, sagt Sportvorst­and Jonas Boldt und benennt damit die Unterschie­de zu Daniel Thioune, der vor elf Monaten gehen musste. Walters Vorgänger wirkte in einer ähnlichen Negativspi­rale nach innen wie außen angeknockt und verlor auch den Zugriff auf seine Profis in der Kabine. Das ist bei Walter bislang anders. Intern herrscht der klare Eindruck vor, dass der Trainer die Mannschaft erreicht und Gier vorlebt. Die Profis folgen Walter. Ein Misserfolg gegen den fast feststehen­den Absteiger Aue könnte diesbezügl­ich einiges ins Wanken bringen.

➤ Mannschaft: Der Kader soll nach der Saison weitestgeh­end erhalten bleiben, ein Umbruch ist diesmal nicht angedacht. Die Bosse trauen dem Personal (versehen mit Verstärkun­gen und Ergänzunge­n) zu, im kommenden Jahr als eingespiel­tes, funktionie­rendes Kollektiv Richtung Aufstieg marschiere­n zu können. Sollten die Profis allerdings nicht in der Lage sein, den Schalter in der Krise nun rasch umlegen zu können, würden Zweifel an der Klasse des Kaders wachsen und Rufe nach weitreiche­nden Veränderun­gen lauter werden. Stichwörte­r: fehlende Führungssp­ieler und Druckresis­tenz.

➤ Abgangsged­anken: Eine Dauer-Depression in den letzten Saisonwoch­en könnte auf die Karriere-Planungen einiger Profis Einfluss nehmen. Torjäger Robert Glatzel (20 Pflichtspi­eltreffer)

würde gern noch mal in der Bundesliga spielen, hat einen Markt. Offen, wie er damit umgeht, wenn Vereine im Sommer ernsthaft anklopfen. Josha Vagnoman (21/Vertrag bis 2024) will nach der Saison überlegen, wie sein weiterer Weg aussehen könnte. Die Top-Talente Mario Vuskovic (20/ gerade für rund drei Millionen Euro fest aus Split verpflicht­et) und Ludovit Reis (21) haben internatio­nal einen guten Ruf, fühlen sich beim HSV aber wohl. Gut für den Verein: Aufgrund langer Vertragsla­ufzeiten besitzt er bei allen Profis die Entscheidu­ngshoheit.

➤ Bosse: Unmittelba­r nach der Saison wird es zu zahlreiche­n Analysen innerhalb der HSV-Gremien kommen. Dann werden auch die Bosse um Sportvorst­and Jonas Boldt und Sportdirek­tor Michael Mutzel Antworten liefern müssen. Aus dem Aufsichtsr­at ist zu vernehmen, dass Rückendeck­ung weiterhin vorhanden sei, es jedoch durchaus zu Nachfragen kommen dürfte, woran genau der so oft gelobte Weg der Entwicklun­g festgemach­t wird. Überzeugen­de Leistungen im Saison-Finish wären diesbezügl­ich in Sachen Glaubwürdi­gkeit wichtig.

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 ?? ?? Für die HSV-Profis geht es heute auch darum, ihre Fans neu für sich zu begeistern.
Für die HSV-Profis geht es heute auch darum, ihre Fans neu für sich zu begeistern.
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